Im achten Teil unserer blinker.de-Serie berichtet Silke Hahn-Heß, wie sie als Kind die Natur wahrnahm und wie sie durch ihren Freund wieder zum Angeln kam. Trotz dreckiger Fingernägel und Fischgeruch wird sie immer ein wenig Prinzessin bleiben.
Ein Karpfen rettet den Urlaub
Silke Hahn-Heß kam bereits als kleines Kind stark mit der Natur in Berührung. Durch den frühen Tod ihrer Mutter wuchs sie ab ihrem fünften Lebensjahr allein bei ihrem Vater, einem Jäger und Angler, auf. Wenn er nicht arbeitete, war ich bei allem dabei: nachts auf dem Hochsitz, in der Dunkelheit durch den Wald pirschen, den ganzen Tag draußen das prägt. Eine Tante, die Wildtierkinder aufzog, hatte ein Gehege mit Hirschen. Es war ein Paradies für Kinder. Ich konnte mich stundenlang allein beschäftigen, beobachtete und erkundete unter anderem, was alles unter Steinen im Waldboden lebt.
Und manchmal buddelten wir im Garten nach Regenwürmern. Dann gingen wir angeln. Die junge Frau erinnert sich noch genau an den ersten Angelausflug, als wäre es erst eben gewesen. Mein Vater ließ mich die Rute halten, als er etwas aus dem Auto holte. Die war so schwer. Plötzlich ruckelte der Schwimmer und war weg. Mit aller Kraft die ein laufender Meter aufbringen kann riss ich die Rute hoch und der Fisch war dran. Ich schrie nach Papa, mit dessen Hilfe die Forelle ein klasse Abendessen wurde. Ich war stolz wie Oskar.
Rotaugen-Fang hebt die Laune
Es folgte die Zeit, in der das Angeln für Silke unwichtig wurde und in Vergessenheit geriet. Bis sie im Dezember 2008 ihren Freund Simon kennenlernte. Er verriet mir, dass er angelt. Und ich dachte: Ja klar, Türsteher, Sportfreak, feiert gern und Angeln… Veräppeln kann ich mich selber. Doch Silkes Freund machte keine Witze. Er nahm sie mit ans Wasser. An dem Tag, an dem ich mit raus ging, schneite es leicht.
Wir machten ein kleines Feuer und es war toll. Gefangen hat er zwar nichts, aber die Ruhe und das friedliche Bild erinnerten mich wieder an früher. Im Mai 2009 starteten wir mit seinem Vater und Bruder in einen viertägigen Angelurlaub. Ich war nie zelten, denn aus Prinzip mochte ich es nicht. Pünktlich zur Ankunft am Privatsee setzte der Regen ein. Ich fing den ersten Fisch, ein Rotauge, was meine Laune hob. Das Wetter wurde aber nicht besser. Es regnete ununterbrochen. Silkes Füße wurden nicht mehr trocken und warm. Ich war gereizt. Mein Freund versuchte alles, um die Stimmung zu bessern, vergebens. Selbst sein Bruder und Vater verließen den Angelplatz und zogen in ein Hotel um.
Zuschauer versammeln sich beim Drill
Aber dann: Ein Bissanzeiger ging los. Und Simon sagte nur, so, das ist deiner. Hol ihn dir. Durch den Seebesitzer hatte ich nach einigen Tests die Erlaubnis auch zu fischen. Aber an die Karpfenruten ging ich das erste Mal. Der Anschlag saß und sogleich versammelten sich Zuschauer um uns. Jeder warf mir natürlich gut gemeinte Ratschläge zu, außer Simon hörte ich aber niemanden. Der musste mich sogar festhalten, weil ich nie mit so einer Kraft gerechnet hätte, die da an dem Haken zog. Ich dachte, der zieht mich rein.
Im Nachhinein betrachtet war es natürlich völlig übertrieben, aber es war eben das erste Mal, dass ich so einen großen und starken Fisch drillte. Silke landete den Karpfen von 12 Pfund, der Urlaub war gerettet und wurde unvergesslich. Nachgelegt hat sie gleich noch einen kleinen Stör. Ich war infiziert. Ab jetzt wollte ich auch angeln. Für die Anglerin folgte die Prüfung für den Fischereischein. Sie war ein Geschenk meines Vaters. Die Natur und das ganze Drumherum liebte ich wieder.
Karpfenruten in schickem Pink
Damals war Silke allein oder mit ihrem Vater in der Natur, heute begibt sie sich unter Männer. Es ist sicher nicht leicht, nicht belächelt zu werden. Aber da ich mit meinem Freund den besten Coach habe, wurde ich recht schnell akzeptiert und ernst genommen. Natürlich mache ich Fehler, da lässt mich Simon auch mit Absicht rein laufen, wenn ich glaube, ich weiß es besser. Anders würde ichs auch nicht lernen.
Selbst alteingesessene Angler finden es toll, dass Silke angelt und beantworten ihr gern Fragen oder fragen sie selbst nach ihrer Meinung. Mittlerweile werde ich sogar gefragt, wenn ich was gefangen habe, ob der Biss auf Gerda oder Friedhilde war. Denn so heißen meine Karpfenruten, was den Sportfischern vom Angelverein Ettenheim schon recht bekannt ist. Ich gebe allen Fischen Namen und bin extrem pingelig im Umgang mit den Tieren. Ich erkunde auch gerne mal schnorchelnd den See, was einige Stunden dauern kann.
Ich habe meine speziellen Theorien und tanze auch schon mal ums Rod Pod wenns sein muss, berichtet Silke lächelnd. Auch das gegenseitige auf die Schippe nehmen gehört für die Anglerin dazu. Ich provoziere da gerne mal ganz bewusst und klischeehaft. Ein pinkes Karpfenzelt wäre halt wirklich wahnsinnig schick. Kleiner Scherz, aber Karpfenruten in pink, die werde ich irgendwann haben. Etwas Prinzessin bleibe ich trotz Schlamm, Fischgeruch, Gummistiefeln und dreckigen Fingernägeln dann doch.
Fishing Ladies – Teil I: Felicitas Krause
Fishing Ladies – Teil II: Constanze Laudage
Fishing Ladies – Teil III: Claudia Knauer
Fishing Ladies – Teil IV: Michaela Brandt
Fishing Ladies – Teil V: Najwa Hussein
Fishing Ladies – Teil VI: Doris Sell
Fishing Ladies – Teil VII: Ivonne Schumacher
Fishing Ladies – Teil IX: Tina Rottmann