Eiskalte Killer: So jagen Hecht, Barsch und Co.

Jeder fängt sie, doch niemand macht sich darüber Gedanken, wie SIE fangen. Die Rede ist von unseren Räubern. Um zu überleben, sich gar zu vermehren, müssen sie schließlich ständig Beute machen. Sie müssen ihren Opfern stets ein Stück voraus sein – sonst verhungern sie. Zudem erfordern die unterschiedlichen Gewässer besondere Herangehensweisen bei der Jagd.

Ein Zander raubt bei Nacht.

Bild: S. Kaufmann

Durch die reflektierende Schicht in ihrem Auge sind Zander prädestinierte Nachträuber.

Wir nehmen den Erfolg unserer Raubfische als selbstverständlich hin, doch wenn wir genau darüber nachdenken, ist es ganz schön beeindruckend, was sie so drauf haben. In einigen Fällen kann man sich kaum vorstellen, wie es überhaupt sein kann, dass ein Raubfisch Beute macht. Wie schafft es zum Beispiel ein Zander in finsterster Nacht, mitten im schnellströmenden Fluss überhaupt noch eine Laube zu finden? Oder der Hecht: mit seiner blitzartigen Attacke pult er die Schleie quasi aus dem dicksten Pflanzendschungel – wie geht das?

Wie lokalisiert denn bitte schön der 50-Kilo-Wels in einem Wasser, das von seiner Trübung her an Café Latte erinnert, seinen Lieblings- Brassenschwarm? So unterschiedlich wie die Raubfische selbst aussehen, so verschieden sind auch ihre Strategien, um an ihre Beute zu kommen. Diese teils gerissenen Vorgehensweisen bei der Jagd erfordern natürlich besondere körperliche Eigenschaften oder Verhaltens-Anpassungen. So jagen unsere Raubfische.

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Anpassen und fangen

Als Angler sollten Sie die Taktiken und Waffen der Räuber in jedem Falle interessieren. Sie können so zum BeispielIhre Köder anpassen. Es könnte schließlich ziemlich nachteilig sein, einen nach Chemie-Keule stinkenden Gummifisch einzusetzen, wenn Ihr Zielfisch sich bei der Jagd vor allem auf den Geruchssinn verlässt. Auch Ihre ganze Batterie an Farben des Lieblingswobblers können Sie, wenn es nach einigen Raubfischen geht, getrost zu Hause lassen.

Die Angelmethode und Anbietetechnik sollte natürlich ebenso der Jagdstrategie angepasst werden – ein zu schnell und ohne Pausen geführter Köder kann unter Umständen einfach ignoriert oder gar nicht richtig erfasst werden. Wir wollen Ihnen auf den folgenden Seiten einige Jagdstrategien und Anpassungen unserer Räuber näherbringen. Vielleicht sitzen Sie dann bei der nächsten Angeltour am Wasser und können sich etwas besser vorstellen, was gerade dort passiert ist, wo soeben die Lauben wie panisch auseinandergestoben sind.

Zieloptik Hecht

Der Aufbau seines Sehapparates ist typisch für einen Fisch mit exzellentem Sehvermögen bei guten Lichtverhältnissen. Das hochentwickelte Hechtauge nimmt Bewegungen über große Distanzen wahr. Der Augapfel ist sehr beweglich und kann auch schnellste Beute verfolgen, zudem kann er in fast jede Richtung blicken, ohne dass der Fisch sich dabei bewegen muss. Zum Erfassen von Beutefischen ist das praktisch: Der Hecht lauert im Hinterhalt, beide Augen scannen unabhängig voneinander die gesamte Umgebung. Kommt ein potenzielles Opfer ins Blickfeld eines der Augen, richtet er sich aus.

Vielleicht haben Sie das auch schon beobachtet: Vor einem Angriff wendet der Hecht sich stets mit der Schnauze zum Opfer. Der Grund: Im Blickfeld vor ihm sehen beide Augen gleichzeitig, was anvisiert wurde. So wird dreidimensionales Sehen möglich. Das Gehirn errechnet die exakte Position seines Opfers in der Wassersäule und der Fisch kann seine vernichtende Attacke ausführen. Er besitzt sogar eine Zielvorrichtung: Die zwei länglichen Aussparungen, die zwischen seiner Schnauze und den Augen liegen, sorgen dafür, dass der erste Angriff sitzt. Und das ist das A und O für einen Lauerjäger.

Forelle: Reaktionsmonster beim Jagen

Wie der Hecht, so ist auch die Bach- und Regenbogenforelle ein Augenräuber und schätzt gute Lichtverhältnisse. Doch sie hateine ganz andere Jagdtaktik. Als Bewohner von fließenden Gewässern ist sie auf schnelles und effizientes Schwimmen ausgelegt. Versuche mit unterschiedlichen Strömungsgeschwindigkeiten zeigten, dass sie selbst in reißend schnellem Wasser noch herandriftende Beute fängt. Dies setzt eine enorme Reaktionsgeschwindigkeit voraus. Andere Fische kämpften in dieser Strömung, um überhaupt auf der Stelle zu bleiben. In ruhigerer Strömung nutzt sie diese sogar, indem sie flussabwärts jagt, indem sie lebhafte Beute zuerst an sich vorbeischwimmen lässt, um sich anschließend blitzartig umzudrehen und ihr nachzujagen. Ihre hohe Schwimmgeschwindigkeit gepaart mit der beeindruckenden Reaktionsgeschwindigkeit macht sie zum Killer der offenen Wasserflächen.

Gepunktete Bachforellen unter Wasser.

Forellen sind hochsensible Fische, die blitzschnell auf Beute reagieren können.

Restlichtverstärker Zander

Das unheimliche Leuchten des Zanderauges wird von einer speziellen Schicht in der Netzhaut, dem sogenannten Tapetum lucidum, hervorgerufen. Sie reflektiert Restlicht hin und her. Bei jeder Reflektion wird Licht von den Stäbchenzellen, die fürs Hell-/Dunkel-Sehen zuständig sind, aufgenommen. Durch diesen Restlichtverstärker nutzt der Zander geringe Lichtmengen optimal aus und sieht auch dann noch gut, wenn es für andere Fische zappenduster ist. So kann der Räuber der Dunkelheit einen Kleinfisch früh erkennen und sich heranschleichen. Dieser tappt im Dunkeln und merkt erst, dass etwas nicht stimmt, wenn der Zander sein Maul aufreißt – zu spät.

Barsch: Prinzip Gruppenjagd

Er ist weder so sprintstark wie der Hecht, er hat keinen Vorteil in der Dunkelheit und besitzt nicht die empfindlichen Geschmackszellen vonAal oder Wels, aber der Barsch ist organsiert. Im offenen Wasser gehter in Gruppen, die teilweise nur aus zwei Fischen, öfter aber aus vielen Tieren bestehen, auf Beutezug. Durch die fehlenden Halte-Zähne ist er dazu gezwungen, größere Fische am Kopf zu attackeiren, damit er sie anschließend schlucken kann. Das bedeutet, dass er sie bei der Verfolgung überholen und von vorne packen muss. Ein Barsch alleine schafft dasnicht oder sehr selten. In Versuchen konnte gezeigt werden, dass der Jagderfolg eines einzelnen Brasches im Freiwasser gegen Null geht – ein Rotauge beispielsweise ist schlicht zu schnell. Verfolgt ein Barsch einen Beutefisch, reagieren seine Artgenossen sofort, die ganze Meute folgt dem Geschehen. Wir kennen das beim Angeln, wenn eine ganze Barsch-Horde dem Gehakten folgt. Wenn der Barsch das Rotauge eingeholt hat, dreht es in der Regel schnell ab, entkommt dem direkten Verfolger – und schwimmt geradewegs ins Verderben in Form des nachfolgenden Trupps.

Empfangsantenne Wels

Er empfängt mit Geschmackszellen im Kopfbereich und besonders an den Antennenund vor allem mit Sinneszellen entlang der Seitenlinie, Wasserverwirbelungen und chemische Signale von Beutetieren. So können Welse selbst in völliger Dunkelheitihre Beute wahrnehmen, erfolgreich verfolgen und fangen. Wissenschaftler zeigten in einem Versuch in völliger Dunkelheit, dass Welse ihre Beute sogar über einige Distanz wahrnehmen können und ihr auf ihrem Schwimmweg folgen. Dies ist selbst über einige Entfernung zum Beutefisch möglich: In dem Versuch konnten Welse selbst in einer Entfernung der 55-fachen Beutefischgröße noch Signale auffangen und sich an die Spur des Opfers heften. Weitere Versuche machten eines deutlich: Um unbewegte, aber duftende Beute, zum Beispiel einen toten Fisch am Grund zu finden, nutzen Welse vor allem die Geschmackszellen im Kopfbereich. Um sich bewegende Beute über eine weitere Entfernung aufzuspüren und zu verfolgen, nutzen sie vor allem das Seitenlinienorgan. Doch beim letztendlichen Zupacken in unmittelbarer Nähe des Fisches kommen ihnen wiederum die Geschmacksknospen am Kopf zugute.


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