Fangverbot für Aale: Deutsche Angelverbände beziehen Stellung

Das Fangverbot für Aale trifft unter deutschen Anglern auf Unverständnis. Der Deutsche Angelfischerverband (DAFV) nennt die Gründe – und Alternativen.

Wird das Fangverbot für Aale ausgeweitet? Deutsche Angleverbände halten das für unsachgemäß. Foto: BLINKER/R. Schwarzer

Bild: BLINKER / R. Schwarzer

Wird das Fangverbot für Aale ausgeweitet? Deutsche Angleverbände halten das für unsachgemäß.

Am 13.12.2022 hat der EU-Rat für Landwirtschaft und Fischerei eine Ausweitung der berufsfischereilichen Aalschonzeit von drei auf sechs Monate und ein Verbot der Freizeitfischerei auf Aal im Meer beschlossen. Laut seiner Pressemitteilung hat das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) den Vorschlag der EU-Kommission in schwierigen Verhandlungen unterstützt, während sich anderer EU-Mitgliedsstaaten aus guten Gründen ganz klar dagegen positioniert haben.

Fangverbot für Aale ist wissenschaftlich nicht begründet

Aus Sicht des DAFV und seiner Mitgliedsverbände sind Ausweitungen von pauschalen Aal-Fangverboten aus vielerlei Gründen weder verhältnismäßig noch zielführend, geschweige denn nachvollziehbar. Es ist wissenschaftlich belegt, dass Habitatverluste durch Gewässerverbauung einen sehr viel größeren Einfluss auf den Bestandsrückgang haben als die Nutzung durch Angler. Die Einstellung der Freizeitfischerei kann deshalb lediglich zu einem kleinen Teil zur Bestandserholung beitragen, da diese ineffektive Maßnahme die menschengemachten Habitatverluste nicht kompensieren kann.

Wissenschaftliches Monitoring von aufsteigenden Glasaalen durch den Angelfischerverband im Landesfischereiverband Weser-Ems e.V.an Deutschlands ältester Aalbrutfangstation in Hebrum an der Ems. Foto: DAFV / Olaf Lindner

Bild: DAFV / Olaf Lindner

Wissenschaftliches Monitoring von aufsteigenden Glasaalen durch den Angelfischerverband im Landesfischereiverband Weser-Ems e.V.an Deutschlands ältester Aalbrutfangstation in Hebrum an der Ems.

Ohne Angler und Besatz keine Aalmanagementpläne

Es sind vor allem die Angelverbände und Vereine, die ehrenamtlich Arbeitsstunden und private finanzielle Mittel für den Schutz, Erhalt und die Bestandsförderung des Europäischen Aals einsetzen. Aalbesatz ist die zentrale Maßnahme in der EU-Aalverordnung (EG) Nr. 1100/2007, ohne welche die Ziele der deutschen Aalmangementpläne nicht erreicht werden können. Zusätzlich wäre ein Ende des Besatzes oberhalb von Wasserkraftwerken eine Bankrotterklärung für den Gewässer- und Tierartenschutz in Deutschland und damit eine Kapitulation vor den wirtschaftlichen Interessen weniger Wasserkraftbetreiber. Der Erhalt und die Erreichbarkeit des natürlichen Aal-Habitats oberhalb von Wasserkraftanlagen ist für uns nicht verhandelbar!

Wilderei und illegale Exporte durch Verbot nicht gestoppt

Weiterhin würde ein pauschales Fangverbot für Glasaale das Problem des illegalen Handels sicherlich nicht lösen. Im Gegenteil würde es ihn sogar noch verschärfen. Mit dem Wegfall der legalen Fischerei und der nachgeschalteten,kontrollierten Wertschöpfungskette, würde die EU jegliche Kontrolle verlieren. Kein Mitgliedsstaat hat die erforderlichen polizeilichen Kapazitäten, sämtliche Fanggebiete entlang der großen Flussmündungen zu überwachen. Wilderer und Schmuggler reiben sich jetzt schon die Hände angesichts der absurden Debatte.

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Fehlgeleitete Symbolpoltik auf Kosten von Aal und Angler

Im Meer und Küstenbereichen wird im Vergleich zum Binnenland vergleichsweise wenig auf Aal geangelt. Das Fangverbot kann deshalb nur als reine Symbolpolitik interpretiert werden, da der Beitrag zur Bestandserholung verschwindend gering ausfallen wird. Gleichzeitig nimmt man aber enorme, soziökonomische Schäden für Fischereibetriebe und vom Angeltourismus profitierende Küstengebiete leichtfertig in Kauf. Dass das Verbot dem Aal nicht viel bringt, erscheint zweitrangig – das Symbol zählt. Dem vermeintlich unbedeutenden kleinen Angler gegenüber hat man Stärke gezeigt – zu Gunsten eines fehlgeleiteten Naturschutzes. Die wahren großen Probleme bleiben jedoch unangetastet.

Illustration: DAFV

Bild: DAFV

Forscher des IGB Berlin werteten Daten zur Sterblichkeit von Fischen aus. Demnach stirbt jeder fünfte Fisch durch den Einfluss von Wasserkraft – vor allem Turbinen sind für Aal und Lachs gefährlich.

Turbinenmanagement und Prädatorenmanagement sind effektivere Alternativen

Mit einer Ausweitung des Fangverbots ins Binnenland würde die Regierung den Hebel an der falschen Stelle ansetzen. Die Mortalität durch Prädatoren und Wasserkraftturbinen ist hier ungleich höher. Sie schadet nicht nur dem Aal, sondern ist eine ernsthafte Gefahr für den Schutz aller heimischer Wanderfischarten. Mit einem wissenschaftsbasiertem Turbinenmanagement zu den Hauptab-wanderungszeiten, gepaart mit einem längst überfälligem europäischem Kormoranmangement, ließe sich aus unserer Sicht die größtmögliche Schutzwirkung für Aal & Co erzielen.

Wir fordern eine zukünftige Mitsprache von Anglern bei allen weiterreichenden Veränderungen des Aal-Managements. Wir bieten den zuständigen Landesbehörden an, sie mit unserem Fachwissen zu unterstützen. Mit enger Zusammenarbeit und fundiertem Hintergrundwissen über fischereiliche und soziale Aspekte der Freizeitfischerei und des Aalbesatzes lassen sich möglicherweise negative Konsequenzen vermeiden.

Pressemitteilung des DAFV

Die neuesten Kommentare

30.01.2023 19:52:17
Ich denke, das Hauptproblem ist der massenhafte Glasaal-Verzehr in anderen Ländern, der unterbunden werden sollte und das massenhafte Sterben der aufsteigenden Aale in Kraftwerksturbinen und ihre Behinderung durch Staustufen ohne geeignete Fischtreppen.Unsere Regierenden kommen aber immer nur auf die eine Idee: Angelverbot.Auch wenn die wenigen durch Angler entnommenen Fische im Vergleich zu den ...
19.01.2023 13:08:40
als Küsten Bewohner habe ich beim Brandungsfische einen Aal in den letzten vier Jahren gefangen. In den 80 er waren Fänger für Angler deutlich lukrativer. Fänger aus der Nordsee von bis zu 10 Stück am Tag waren keine Seltenheit. Die Ursachen und Verursacher sind bekannt, doch effektiv wird nicht dagegen vorgegangen. Als Beispiel der Cormoran, es war zu gegebene Zeit ihn unter Naturschutz zu s...
18.01.2023 02:28:23
Hallo zusammen,Ich denke auch dass die Angler das Kleinste Problem sind.Die Glasaalfischerei ist wohl das Hauptproblem. Verstehe nicht wie man sowas Essen kann.Aber ist eben ein rießen Geschäft.Und dass die Leute in China seltsame Sachen essen, ist ja bekannt.Viele Grüße, John.
17.01.2023 18:52:20
Hallo TorfbombeBin da anderer Meinung erst einmal sollten Länder die Glasaale verkaufen und verspeisen wie Frankreich China Japan aufhören damit . Jede Gaststätte die solches auf der Karte hat sofort schließen. Immer geht es gegen die Angler. Selbst unsere Fischer machen hier in unserer Gegend nichts ausser fangen und verkaufen . Die 5 bis 6 Aale die ich hier fange im Jahr tun dann auch nicht ...
17.01.2023 16:46:05
Ich kann viele der Argumente verstehen. Trotzdem steht der Aal auf der Liste der bedrohten Tierarten. Daher sollte der Aal gar nicht mehr gefangen werden dürfen. Es spricht ja nichts dagegen, dass wir Angler und trotzdem für den Erhalt der Tiere einsetzen oder geht das nur wenn wir ihn als "Belohnung" auch fangen dürfen?Bei jedem Landtier, das auf der Roten Liste steht, sehen wir es als selbstv...
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