Stabilität durch Gas: Wie die Schwimmblase funktioniert
Da Fische ein höheres spezifisches Gewicht als Wasser besitzen, sorgt die Schwimmblase dafür, dass sie im Wasser „schweben“ können, ohne ständig die Flossen bewegen zu müssen. Sie ist nahezu gasundurchlässig und gut dehnbar, sodass Fische mit ihr exakt dieselbe Dichte wie das Wasser um sie herum erreichen. Dadurch können sie Energie sparen, während sie in derselben Wassertiefe verweilen.
Entwicklung aus dem Vorderdarm
Die Schwimmblase entwickelt sich bereits bei den Fischlarven aus dem Vorderdarm. Während die meisten Jungfische noch an die Wasseroberfläche aufsteigen müssen, um Luft aufzunehmen, bleibt die Schwimmblase bei vielen Fischarten über ihr Leben hinweg mit dem Darm verbunden. Diese sogenannten Physostomen – darunter Lachs- und Karpfenartige wie Forellen, Hechte oder Karpfen – können die Schwimmblase durch Schlucken von Luft oder Abgabe von Gasen sehr flexibel regulieren. Das ermöglicht ihnen ein schnelles Auf- und Abtauchen.
Anders verhält es sich bei den Physoklisten, bei denen die Verbindung zum Darm fehlt. Ihre Schwimmblase funktioniert als geschlossener Luftsack und wird durch ein komplexes System aus einer Gasdrüse und dem sogenannten Rete mirabile (Wundernetz) reguliert. Hierbei werden Gase langsam zugeführt oder abgeführt, was den Auf- und Abstieg deutlich langsamer macht. Typische Vertreter dieser Gruppe sind Barsche, Zander und Stichlinge. Beim schnellen Hochziehen solcher Fische, etwa beim Angeln, kann der starke Druckunterschied die Schwimmblase anschwellen lassen, sodass sie den Vorderdarm durch das Maul drückt – ein Zeichen für die empfindliche Natur dieses Organs.
Kein Auftrieb? Kein Problem!
Nicht alle Fische verfügen über eine voll funktionsfähige Schwimmblase. Bodenlebende Arten wie der Wels haben nur eine stark reduzierte Schwimmblase, während Fische wie die Groppe komplett ohne sie auskommen. Stattdessen bewegen sie sich mit Hilfe ihrer Brustflossen ruckartig über den Boden oder verstecken sich geschickt in ihrer Umgebung.
Mehr als nur ein Auftriebssystem
Die Schwimmblase dient nicht nur der Stabilisierung und Fortbewegung. Sie spielt bei vielen Fischen auch eine wichtige Rolle bei der Wahrnehmung von Schall und Druckwellen. Arten wie Karpfen oder Welse nutzen sie, um Vibrationen aufzunehmen. Einige Fische wie die Elritze können mit der Schwimmblase sogar Geräusche erzeugen – etwa als Warnsignal für Artgenossen. Besonders kurios: Meeresfische wie Knurrhähne nutzen ihre Schwimmblase, um grunzende und knurrende Laute von sich zu geben. Diese Töne sorgten im Zweiten Weltkrieg bei amerikanischen U-Boot-Besatzungen für Verwirrung, als man sie für feindliche Schiffe hielt – bis sich herausstellte, dass es sich um „plaudernde“ Fische handelte.
Ein Organ mit faszinierender Vielseitigkeit
Die Schwimmblase ist weit mehr als ein reines Auftriebsorgan. Sie zeigt, wie evolutionäre Anpassung Fischen hilft, ihre Umwelt optimal zu nutzen. Von der Stabilisierung im Wasser über die Kommunikation bis hin zur Wahrnehmung von Druckwellen – sie ist ein Paradebeispiel für die Vielseitigkeit der Natur.