In der letzten Woche gab es bereits Warnungen – jetzt ist das Fischsterben in Hamburg eingetreten. Brassen, Stinte und Zander schnappen an der Oberfläche nach Luft, Tausende von Kadavern treiben bereits an der Oberfläche. Doch wie konnte das passieren? Was sind die Gründe dafür, dass es in einem so großen Fließgewässer wie der Elbe zu einem Fischsterben kommt?
Temperatur und Sauerstoff: Messwerte an den Stationen kritisch
Eine Antwort liefern die Messstationen der Informationsplattform Undine. Sie nehmen Daten unter anderem zur Wassertemperatur, dem Sauerstoffgehalt und pH-Wert des Wassers in der Elbe auf. Die Grafiken für den letzten Monat an der Messstation Seemanshöft sprechen eine deutliche Sprache.
Ende Mai lag die Wassertemperatur der Elbe noch bei 17 Grad Celsius, der Sauerstoffgehalt bei etwa 7 Milligramm pro Liter Wasser. Diese Werte sind noch alles andere als kritisch; Fische können bei solchen Bedingungen problemlos atmen. Doch im Laufe der letzten Wochen entwickelten sich die Werte bedenklich. Die Temperatur des Wassers ist stetig gestiegen – aktuell, am 28. Juni, liegt sie bei 22 Grad. Gleichzeitig nahm der Sauerstoffgehalt immer weiter ab: Er steht bei 2 bis 3 Milligramm pro Liter. Um atmen zu können, brauchen Fische eine Konzentration von 4 mg/l.
Wie führt Hitze zu einem Fischsterben in Hamburg?
Ansteigende Hitze führt dazu, dass Wasser arm an Sauerstoff wird. Das hängt vor allem mit dem Wachstum von Algen zusammen. Je mehr Sonneneinstrahlung auf die Wasseroberfläche treffen, desto stärker wachsen die Algen dort. Doch für die Algen in tieferen Wasserschichten bleibt kein Licht übrig. Sie können keine Photosynthese betreiben und sterben ab. Bei ihrer Zersetzung durch Bakterien wird der verbleibende Sauerstoff im Wasser verbraucht, Kohlenstoffdioxid wird freigesetzt. Die tieferen Schichten sterben ab – und Fische kommen zum Atmen an die Oberfläche.
Dieser Vorgang kann unter anderem noch durch Landwirtschaft begünstigt werden. Indem man zusätzliche Nährstoffe ins Wasser einführt, bilden sich noch mehr Algen als ohnehin schon. Auch die Elbvertiefung spielt beim aktuellen Fischsterben eine Rolle. Durch die Baumaßnahmen fehlen flache Bereiche in den Uferzonen, in denen sich sauerstoffreiches Wasser sammelte. Stattdessen werden die Flächen von Schlick überspült.
Faktoren führten gemeinsam zu Fischsterben
Selbst bei einem so großen und stark durchströmten Gewässer wie der Elbe bei Hamburg kann es durch ein Zusammenwirken all dieser Faktoren zu einem Fischsterben kommen. Es ist außerdem nicht das erste seiner Art. Auch in den vergangenen Jahren kam es bereits zu tragischen Fischsterben in der Elbe. In diesem Jahr sind die Auswirkungen jedoch besonders drastisch.
Angesichts des Fischsterbens in Hamburg haben die örtlichen Angelguides bereits Konsequenzen gezogen. Wie der YouTuber „Eyecident“ in einem Video berichtete, haben unter anderem die Guides von Zanderguiding ihre Touren für das kommende Wochenende abgesagt.