Wie weitreichend selbst scheinbar kleine Veränderungen in der Artenzusammensetzung einer Region für deren gesamtes Ökosystem haben können zeigt ein Beispiel aus dem Yellowstone-Nationalpark.
Eine eingewanderte Forellenart hat dort im Yellowstone-See die dort ansässige nahezu verdrängt. In der Folge werden dadurch junge Hirsche gefährdet. Nach dem Bericht von US-Biologen um Arthur Middleton von der University of Wyoming in Laramie, der in den britischen Proceedings B der Royal Society veröffentlicht wurde, ist dies durch einen indirekten Effekt verursacht. Die im Yellowstone-See beheimatete Cutthroat-Forelle (Oncorrhynchus clarkii) war bis Ende der 1980er Jahre Hauptnahrungsquelle von Grizzly-Bären. Seitdem hat die eingewanderte Amerikanische Seeforelle die Cutthroat-Forelle verdrängt. In vielen Zuläufen des Sees, in die diese früher zum Laichen aufstieg, fiel ihre Zahl bis auf ein Zehntel des ursprünglichen Bestandes. Die zugewanderte Seeforelle laicht auf dem Seegrund und steigt nicht in die Bäche auf. Fische sind daher für die Grizzly-Bären selten geworden. Das zwang sie zur Ernährungsumstellung.
Spuren und Analysen zeigten, dass die Bären in den seitdem vergangenen Jahren vermehrt junge Wapiti-Hirsche jagen. Deren Bestand ist dadurch schon auf zwischen vier und 16 Prozent zurückgegangen. Die gesamte Wapiti-Population hat um zwei bis elf Prozent abgenommen. Durch die Veränderung des Nahrungsspektrums der Bären könnte nach dem Schluss der Forscher eine dauerhafte Veränderung des gesamten Nahrungsnetzes im Yellowstone-Park und über dessen Grenzen hinaus verursacht werden. Zudem wird deutlich, wie stark die meist getrennt betrachteten Ökosysteme von See und Land zusammen wirken und sich beeinflussen können.