Inzucht bei Fischen: Diese Art sollte längst ausgestorben sein

Der Teufelskärpfling lebt in einem kleinen Loch in der Wüste. Inzucht ist bei diesen Fischen so verbreitet, dass sie nicht lebensfähig sein dürften.

Der Teufelskärpfling ist vermutlich das am meisten von Inzucht betroffene Tier der Welt. Foto: USFWS

Bild: USFWS

Der Teufelskärpfling ist vermutlich das am meisten von Inzucht betroffene Tier der Welt.

Der Teufelskärpfling ist ein kleiner, blauer und stark bedrohter Fisch. Es gibt in freier Wildbahn nicht einmal 300 Exemplare – und so viel Inzucht unter den Fischen, dass sie längst ausgestorben sein sollten. Tatsächlich ist diese Fischart das vielleicht am meisten von Inzucht betroffene Tier der Welt.

Die ganze Familie lebt im selben Loch

Die ganze Familie lebt in einem kleinen Wasserloch in der Wüste des Death Valley von Nevada. Das „Devil’s Hole“, von dem der Teufelskärpfling (Devil’s Hole Pupfish) seinen Namen hat, liegt 15 Meter unter der Oberfläche und ist nur 3 mal 6 Meter groß. Dafür reicht es ganze 150 Meter tief in die Erde – und mit einer Temperatur von 33 Grad Celsius herrschen hier Zustände wie in einer Badewanne.

Für einen Fisch, der gerade mal 3 Zentimeter lang wird, ist das viel Platz. Für seinen Genpool … eher weniger. Alle 263 Teufelskärpflinge in der Wildnis leben nämlich in ein und demselben Loch, und dort pflanzen sie sich seit Ewigkeiten fort. Unter den Fischen herrscht so starke Inzucht, dass sie nicht lebensfähig sein sollten.

Inzucht hat auch bei Fischen dramatische Folgen

Dass Inzucht dramatische Konsequenzen für Organismen hat, ist hinreichend bekannt. Paaren sich Individuen mit ähnlichem bis gleichem Erbmaterial, sorgt das in der nächsten Generation für zum Beispiel Deformationen und eine höhere Anfälligkeit für Krankheiten. Schon eine Übereinstimmung von wenigen Prozent ist dabei kritisch. Beim Menschen war das zum Beispiel bei der Dynastie der Habsburger bekannt, die untereinander heirateten.

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Doch gegen den Teufelskärpfling sind selbst die Habsburger ein bunter Haufen. Die Inzucht ist bei diesen Fischen so verheerend, dass 58 Prozent ihres Genoms gleich sind! „Es ist, als hätten sie sich über 5 bis 6 Generationen in der Familie fortgepflanzt“, sagte Christopher Martin, Evolutionsbiologe an der University of California.

„Es ist überraschend, dass sie sich fortpflanzen können“

Die Forscher untersuchten 8 verschiedene Teufelskärpflinge und verglichen ihr Erbgut mit Proben aus den 1980er Jahren. Ihr Ergebnis: Den Fischen fehlen teils überlebenswichtige Gene. „Es ist überraschend, dass sie sich überhaupt noch fortpflanzen können“, sagte Martin. So war zum Beispiel die Spermaproduktion stark eingeschränkt bis nicht vorhanden, und auch die Verarbeitung von Sauerstoff viel den Fischen schwer (als wäre ihr sauerstoffarmes Zuhause nicht schon Problem genug). Momentan gehen die Forschenden noch der Frage nach, wie sich das Fehlen der Gene auf die Gesundheit dieser Fische auswirkt.

Inzucht bei Fischen ist Ergebnis langer Isolation

Die Inzucht bei diesen Fischen ist vor allem ein Ergebnis der langen, extremen Isolation der Art. Laut den Wissenschaftlern haben die Teufelskärpflinge seit über 1.000 Jahren in ihrem Loch in der Wüste gelebt, womöglich sogar bis zu 20.000 Jahre. Außerdem wären sie allein in den letzten 20 Jahren fast zweimal ausgestorben. Im Jahr 2006 sank der Bestand auf 38 Fische, 2013 dann noch einmal auf nur 35. Beide Male aus ungeklärten Gründen. Die wenigen Adams und Evas, die übrig blieben, konnten nur ihr ohnehin beschädigtes Erbgut weitergeben – und so ging die Inzucht unter den Fischen weiter, da sie keine andere Wahl hatten.

Der US Fish and Wildlife Service hat die Fischart sehr genau im Blick. Seit 1967 gilt der Teufelskärpfling als bedrohte Art. Die Behörde legte sogar einen Nachbau des Devil’s Hole an, in dem ein separater Stamm in Gefangenschaft lebt.

„Sie befinden sich in einer gefährlichen Situation“, sagte Biologe Martin über die Zukunft der Art. „Aber die gute Nachricht ist, dass menschliche Einwirkungen und Unfälle dem Bestand nicht mehr geschadet haben. Ich denke nicht, dass sie dem Untergang geweiht sind.“

Quelle: LiveScience


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