Jeder vierte Lachs verendet während der Zucht. Das bestätigt die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch – und fordert deshalb deutsche Supermarktketten auf, keinen norwegischen Zuchtlachs mehr zu verkaufen. Insgesamt zählt man rund 100 Millionen verendete Lachse im vergangenen Jahr, ein neuer Höchststand.
Immer mehr Lachse sterben während der Zucht
Hauptursache für die vielen toten Lachse sind Infektionskrankheiten, die sich in engen Käfigen rasend schnell verbreiten. Das gefährdet auch die Wildlachsbestände, weil norwegischer Zuchtlachs in großen Netzfarmen in den Fjorden gehalten wird. Krankheitserreger gelangen durch Ausscheidungen ins Ökosystem. Solang sich der Zustand nicht ändert, dürften Rewe, Edeka, Aldi und Lidl gar keine Lachsprodukte mehr aus Norwegen verkaufen, findet Foodwatch.
Weil die Wildlachsbestände jetzt schon einzubrechen drohen, wurden im Sommer bereits 33 Flüsse zur Lachsangelei gesperrt – ganz zum Ärger aller Angeltouristen, die nur wegen der Wildlachse nach Norwegen gereist waren. Hier geht’s zum Artikel.
ASC-Label ist kein Garant für saubere Nahrung
Wie viel norwegischen Lachs wir Deutschen essen? Viel! Jeder zweite Lachs, den wir im Supermarkt kaufen, stammt aus einer norwegischen Zucht. „Lachs wird gerne als ein gesundes Naturprodukt vermarktet, doch die Wahrheit sieht anders aus. Wer Lachs aus Norwegen kauft, hat mit ziemlicher Sicherheit ein Produkt im Einkaufskorb, für das Tiere und Umwelt leiden. Millionen Tiere sterben in den Zuchtkäfigen oder sind von Läusen zerfressen. Es ist ein stummes Leiden, versteckt unter der Wasseroberfläche, weit weg von unseren gut gefüllten Supermarktregalen. Die Lachsindustrie in Norwegen ist ein Desaster – und die deutschen Supermarktketten tragen als einer der Hauptabnehmer von norwegischem Lachs eine große Mitverantwortung“, sagte Annemarie Botzki von Foodwatch. Die Verbraucherorganisation startete bereits eine Online-Protestaktion.
Millionen Lachse erkranken und verenden jedes Jahr
Und wie sieht’s mit den Labels auf den Lachsverpackungen aus? Nicht so gut. Obwohl Siegel wie ASC mit sauberer Rückverfolgung werben, zeigt die Realität ein anders Bild. Von zehn ASC-Produkten in einer Stichprobe konnte Foodwatch gerade einmal zwei zu einer konkreten Lachsfarm zurückverfolgen. Zusätzlich verhindert das Zertifikat die Missstände keineswegs: ASC zertifizierte 42 Prozent, GGN sogar 90 Prozent aller Betriebe. Dennoch verenden und erkranken jedes Jahr Millionen Lachse.
Kranker Lachs wird verarbeitet
Und anstelle den Zustand zu verbessern, drängen norwegische Großkonzerne sogar auf eine Lockerung der Exportregeln. MOWI, einer der größten Lachsproduzenten weltweit, fordert Ausnahmeregelungen. Die norwegische Behörde für Lebensmittelsicherheit deckte mehrere Fälle auf, in denen erkrankte oder verletzte Lachse illegal exportiert wurden. Nun warnt die Behörde nach einem Vorfall, in dem anscheinend bereits tote Lachse noch zu Nahrungsmitteln verarbeitet werden sollten, vor einer unmittelbaren Gefahr für die Lebensmittelsicherheit.
Wer ist Foodwatch?
Foodwatch ist eine Verbraucherschutzorganisation und beschreibt sich selbst wie folgt:
„Foodwatch entlarvt die verbraucherfeindlichen Praktiken der Lebensmittelindustrie und kämpft für das Recht der Verbraucherinnen und Verbraucher auf qualitativ gute, gesundheitlich unbedenkliche und ehrliche Lebensmittel. Foodwatch ist unabhängig von Staat und Lebensmittelwirtschaft und finanziert sich aus Förderbeiträgen und Spenden. Foodwatch ist ein gemeinnütziger Verein, dem jede und jeder beitreten kann.“