Um die Gefahr verlorener Fischernetze effektiver zu bekämpfen, hat der WWF Deutschland gemeinsam mit Accenture und Microsoft die KI-gestützte Plattform GhostNetZero.ai ins Leben gerufen. Diese Künstliche Intelligenz analysiert hochauflösende Sonardaten und identifiziert automatisch potenzielle Geisternetze auf dem Meeresboden.
KI-Einsatz zur Netzortung
Dank der von Microsoft entwickelten Künstlichen Intelligenz lassen sich bestehende Sonardaten gezielt auswerten. Sonar ist eine Technologie, die Schallwellen nutzt, um Objekte unter Wasser zu lokalisieren und zu identifizieren.
Die Daten stammen unter anderem aus der Schifffahrtssicherheit oder der Planung von Offshore-Windkraftanlagen. Über die Online-Plattform GhostNetZero.ai können Forschungsinstitute, Behörden und Unternehmen ihre Sonaraufnahmen schnell und einfach bereitstellen, um aktiv an der Suche nach Geisternetzen mitzuwirken. Dies ist bereits sehr erfolgreich.
Gabriele Dederer, Forschungstaucherin und Projektleiterin Geisternetze des WWF Deutschland, betont: „Geisternetze sind unter der Wasseroberfläche unsichtbar und schwer zu orten. Doch durch die Kombination aus Sonarsuche und KI-gestützter Analyse verändert sich die Suche grundlegend. Riesige Mengen vorhandener Bilddaten können effizient genutzt werden. Deshalb hoffen wir, dass sich viele Forschungsinstitute, Behörden und Unternehmen an diesem Projekt beteiligen.“ Darüber hinaus optimiert der WWF seine eigene Sonarsuche, um mithilfe der KI größere Meeresflächen abzudecken.
Hohe Treffsicherheit und stetige Optimierung
Bereits jetzt erreicht die Künstliche Intelligenz (KI) eine beeindruckende Treffgenauigkeit von 90 Prozent. Dennoch überprüfen Fachleute die ermittelten Verdachtsstellen, da es mitunter schwierig ist, eingesandete Netze von anderen Strukturen wie Kabeln zu unterscheiden. Um diese Erkennungsgenauigkeit weiter zu verbessern, trainieren die Experten die KI kontinuierlich weiter.
Accenture unterstützte die Entwicklung der Plattform, während das Microsoft AI for Good Lab die innovative KI-Technologie bereitstellte. Laut Juan Lavista Ferres, Corporate Vice President und Chief Data Scientist des AI for Good Lab, ermöglicht erst der Einsatz von KI die effiziente Identifikation und Entfernung von Geisternetzen.
Hintergrund: Warum Geisternetze so gefährlich sind
Verlorenes Fischernetze machen etwa 30 Prozent des marinen Plastikmülls aus. Über Jahrhunderte hinweg zersetzt es sich in Mikroplastik, das die Ozeane stark belastet. Gleichzeitig fischen die Netze unkontrolliert weiter und werden so zur tödlichen Falle für unzählige Meeresbewohner. Jährlich gehen etwa 20 Prozent aller Fanggeräte in den Meeren verloren. Bisher sichtete der WWF Deutschland Sonardaten manuell und konnte bereits 26 Tonnen Netze aus der Ostsee bergen. Doch mit der KI-Technologie wird diese Suche nun deutlich effizienter, sodass mehr Netze schneller entfernt werden können. So lässt sich der Schutz des maritimen Ökosystems erheblich verbessern.
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