Während in Deutschland um jeden einzelnen Kormoran-Abschuss gekämpft werden muss, geht es in Schweden jetzt richtig zur Sache. Dort dürfen ab sofort jährlich 2000 schwarze Vögel bis zum Jahresende 2021 geschossen werden. Auslöser für den Kormoran Massenabschuss sind zahlreiche Klagen der Berufsfischer. Selbst diese dürfen an ihren Küstengewässern und einen Umkreis von 300 Metern zur Waffe greifen. Auch Angler können sich an der Aktion beteiligen. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass die Personen Jagdberechtigt sind und einen Waffenschein besitzen. Ziel soll es sein, dass die großen Fischbestände geschützt werden und das die Fauna der Küstenlandschaften im Gleichgewicht bleibt.
Kormoran Massenabschuss auch in Deutschland
Nachdem der Kormoran Mitte der 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts in Europa nahezu ausgerottet war, hat sich der Bestand dank einer strikten Unterschutzstellung mittlerweile so gut erholt, dass er seinerseits für Probleme sorgt. Allein in Deutschland leben 130.000 Exemplare, die mit ihrem großen Appetit gebietsweise Fischarten wie die Äsche an den Rand der Ausrottung und Fischzüchter in den wirtschaftlichen Ruin treiben.
Daher fordert der Deutsche Angelfischerverband (DAFV) die Aufnahme des Kormorans in Anhang II der Vogelschutzrichtlinie, um eine Bestandsregulierung durch gezielte Abschüsse oder Vergrämungen, die aktuell nur mit Sondergenehmigungen erlaubt sind, zu vereinfachen. Auch Till Backhaus, Umweltminister des Landes Mecklenburg-Vorpommern sagt, dass der gute Erhaltungszustand der Kormoranpopulation längst erreicht wäre und fordert eine Änderung des Schutzstatus.
Europaweites Kormoran-Management gefordert
In der Konferenz „Kormoran: Management über Grenzen hinweg“ der European Anglers Alliance (EAA), im Europäischen Parlament in Brüssel wurden bereits mögliche Lösungswege zur Regulierung der europäischen Kormoranpopulationen vorgestellt und diskutiert. Dabei kristallisierte sich ein wachsender Konsens heraus für einen europaweiten Managementplan, um das Problem der Gefährdung bedrohter Fischarten und der Artenvielfalt durch die ausufernden Kormoranbestände anzugehen.
Dr. Niels Jepsen, Senior Researcher am Nationalen Institut für aquatische Ressourcen Dänemarks (DTU Aqua), lieferte in seinem Vortrag Fakten über Kormoran-Prädationseffekte auf Wildfischpopulationen und stellte die Auswirkungen auf die Fischerei und die Artenvielfalt dar.
Olaf Linder vom Deutschen Angelfischerverband e.V. (EAA-Mitglied) und Markus Lundgren von SportFiskarna (EAA-Mitglied) unterstrichen in ihren Vorträgen die Notwendigkeit, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen dem Schutz von Fisch, Vögeln, Biodiversität und Fischerei zu gewährleisten. EAA, DAFV und weitere Fischerei- und Umweltorganisationen werden nun direkt an die Mitgliedsstaaten und den Ministerrat der EU (European Council) herantreten, um Bewegung in das Thema zu bringen.