Kormoran: Vogel des Jahres 2010 in Deutschland und Österreich

Naturschutzorganisationen aus Deutschland und Österreich erklärten den Kormoran zum Vogel des Jahres 2010. O. Portrat

Der Naturschutzbund Deutschland (NABU), der Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV) und BirdLife Österreich haben den Kormoran zum „Vogel des Jahres 2010“ gewählt. Die Verbände wollen sich damit offensiv für den Schutz des Kormorans einsetzen. Bei den Anglern stößt diese Entscheidung auf Unverständnis, wie Erklärungen verschiedener Verbände zeigen.

Am Freitag wurde der Kormoran von Naturschutzorganisationen in Deutschland (NABU/LBV) und später auch in Österreich (BirdLife) zum Vogel des Jahres 2010 gewählt. Diese Entscheidung stößt in der Anglerschaft auf pures Kopfschütteln. Der Verband Deutscher Sportfischer (VDSF) und der Deutsche Anglerverband (DAV) haben kurz nach Bekanntgabe eine gemeinsame Erklärung abgegeben, in der sie deutliche Worte finden.Hier lesen Sie die Erklärung: „Der Kormoran wird Vogel des Jahres 2010 besser kann man nicht dokumentieren, dass NABU und der Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV) sich außerhalb jeglicher Vernunft und insbesondere außerhalb demokratischer Normen bewegen. Am 4. Dezember 2008 haben mehr als 96 Prozent aller Abgeordneten des Europäischen Parlamentes aus allen 27 Mitgliedsstaaten dafür gestimmt, wegen der extremen Populationszunahme des Kormorans in den letzten 20 Jahren ein europäisches Kormoranmanagement zu prüfen. Diese Mitglieder des Europäischen Parlaments sind ausgestattet mit dem demokratischen Votum der Bewohner von 27 Mitgliedsstaaten: für NABU und LBV gilt das nicht, es ist für sie uninteressant, was die demokratisch gewählten Volksvertreter beschließen. Sie sind in den Augen von NABU-Funktionären anscheinend zu dumm, den wahren Sachverhalt zu begreifen, nur NABU und LBV allein haben den Durchblick.“ „In den einzelnen Bundesländern konnten im jahrelangen Kampf gegen eben solche Fundamentalisten und Negierer von Wahrheiten wie NABU und LBV Verordnungen zum Schutz der Fischbestände in den Teichanlagen, wo die Betreiber durch Kormoranfraß an den Rand des Ruins getrieben worden sind, Einhalt geboten werden. In den Bächen, Flüssen und Seen konnten Arten, die durch den Kormoran z. B. in den bayerischen Gebirgsflüssen zu 96 Prozent (Äsche) ausgerottet worden sind, mit viel Mühe und großem finanziellen Aufwand wieder etwas besser geschützt werden.“

Der Landesfischereiverband Baden-Württemberg wünscht sich eine öffentliche und sachliche Diskussion. LFV Baden-Württemberg

Der Landesfischereiverband Baden-Württemberg wünscht sich eine öffentliche und sachliche Diskussion. LFV Baden-Württemberg

„All diese Verordnungen wurden durch gewählte Volksvertreter und in der Umsetzung durch die jeweils regierenden Parteien in den entsprechenden Ministerien nach jahrelangem Nachweis der realen Schäden beschlossen. Für NABU und LBV noch lange kein Grund, demokratisch gefasste Beschlüsse und Regelungen anzuerkennen. Vielmehr werden erneut völlig unverfroren Unwahrheiten sowohl zum Kormoran als auch zu den Schäden und insbesondere zum Fraßverhalten dieser zweifelsfrei in unsere Vogelwelt gehörende Spezies veröffentlicht. Er gehört in unsere Tierwelt, er hat eine Existenzberechtigung, aber er hat eben so wenig wie jede andere Art das Recht, andere Arten auszurotten, nur weil er Federn hat.“ „NABU und LBV schrecken selbst vor so großen Lügen nicht zurück, dass „Edelfische“ wie Äschen wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge nur geringere Anteile in der Nahrung ausmachen und deshalb kein Schaden eintreten könne. Die Technische Universität München hat den aus dem Kormoranfraß resultierenden Schaden bei Äschen mit 96 Prozent sicher wissenschaftlich bestimmt. Es interessiert sie auch nicht, dass mehr als 90 Prozent aller typischen Fließgewässerfischarten auf der Roten Liste stehen und es ficht solche Kreise auch nicht an, wenn durch derartige Aktionen, wie sie nunmehr durch NABU und LBV initiiert werden, die Ausrottung noch viel schneller geht. Aber sie nennen sich Naturschützer.“ „Dabei betreiben sie vielmehr ein sehr abscheuliches Spiel, indem sie „…wirtschaftlich unbedeutende „Weißfische“ wie Rotaugen, Brachsen und andere Kleinfische…“ zur radikalen Dezimierung durch den Kormoran frei geben; schließlich ist es ja kein so bedeutendes Leben wie bei einem „Edelfisch“. Das Benennen des Kormorans zum Vogel des Jahres 2010 ist ein Schlag in das Gesicht aller Demokraten und wirklichen Naturschützer. Es ist der hoffentlich letzte Versuch, das Rad der Entwicklung zurückzudrehen.“ Wir als die wirklichen Schützer der Natur werden auch in Zukunft viel Geld in die Hand nehmen und viel Zeit opfern, um die Artenvielfalt in den Gewässern, wie schon in den letzten 20 Jahren praktiziert, hoch zu halten, wir werden auch Arten, die keinerlei wirtschaftliche Bedeutung haben, wieder heimisch machen und wir werden insbesondere die Politiker und die politischen Parteien bitten, dieser Negation der Demokratie Einhalt zu gebieten, damit Recht, Ordnung und Sachverstand auch bei NABU und LBV wieder eine Heimstatt finden, fassen die Präsidenten des VDSF und des DAV, Peter Mohnert und Prof. Dr. Werner Steffens, die große Verärgerung der Angler und Berufsfischer in Worte. Auch der Landesfischereiverband Baden-Württemberg reagiert auf die Nachricht: „Der Landesfischereiverband Baden-Württemberg begrüßt die Wahl des Kormorans zum Vogel des Jahres 2010 durch den NABU und den Landesbund für Vogelschutz in Bayern. Wir hoffen, dass dadurch auch der Blick auf die stetig wachsenden Probleme gerichtet wird, die diese Vogelart in den letzten Jahren verursacht. Nach den vorliegenden, geschichtlichen Forschungen, z.B. durch das Landesamt für Denkmalspflege, war der Kormoran seit der Steinzeit in Süddeutschland extrem selten und trat nie in Massen auf. Seit den 80er Jahren nimmt der Brutbestand in Baden-Württemberg exponential zu, es bilden sich jedes Jahr neue Kolonien und ein Ende dieser Entwicklung ist derzeit nicht in Sicht.“ „Die Behauptung, der Kormoran würde vor allem wirtschaftlich unbedeutende Fischarten fressen, ist wissenschaftlich vielfach widerlegt und schlichtweg falsch. Besonders die Äsche ist in ihrem Verbreitungsgebiet auf dem Speiseplan des Kormorans weit überproportional vertreten und in der Zwischenzeit bereits in ihrer Existenz bedroht. Obwohl sich der Zustand unserer Gewässer in den letzten Jahren durch Millioneninvestitionen in Gewässerreinhaltung, Durchgängigmachung und Strukturverbesserung vielerorts stark verbessert hat, erleben nun auch die vom NABU als unbedeutend bezeichneten Weißfischbestände starke Einbrüche. Die Nennung des Kormorans zum Vogel des Jahres 2010 stellt eine Möglichkeit dar, weite Teile der Öffentlichkeit auf die mit dem Vogel verbundenen Probleme hinzuweisen und eine sachliche Diskussion in Gang zu setzen, bei der alle Seiten gehört werden.“ Was denken Sie über die Entscheidung der Naturschutzverbände und die Reaktion der Angler? Im BLINKER-Forum können Sie jetzt mitdiskutieren.

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