Im Jahr 2006 hat Chile 400 Millionen Tonnen Zuchtlachs exportiert. Geht man von einem mittleren Gewicht von 4 Kilo aus, sind das 100.000.000 Fische, mit denen man über 2 Milliarden US-Dollar umgesetzt hat. Bis zum Jahr 2010 möchten die chilenischen Lachszüchter vom Verband Salmon Chile das Volumen verdoppeln.
Schon jetzt liegt die Sterberate in den Käfigen teilweise bei über 50 %. Zusätzlich zu den Seeläusen, denen jedes Jahr Tausende Tonnen Lachs zum Opfer fallen, ist im vergangenen Sommer um Chiloé die Viruskrankheit ISA ausgebrochen. Während man in Norwegen dank einer modernen Impftechnik mit etwa einem Kilo Antibiotika für 1000 Kilo Lachs auskommt, können das in Chile schon mal 200 Kilo sein, von denen ungefähr 190 Kilo nicht im Fisch sondern nur im Wasser landen. Die Seeläuse sind inzwischen auch unempfindlich gegen Pestizide, und die Keime wappnen sich immer besser gegen die Medikamente und entwickeln Resistenzen. Die Netze der Käfige werden alle zwei Monate mit toxischen Kupfersalzen beschichtet, die am Meeresboden landen. Und ganz unabhängig von den Ausscheidungen der Lachse sind die Fische selbst ein Problem, denn Millionen von ihnen gelangen Jahr für Jahr unbeabsichtigt in die Freiheit und brechen als Räuber in das natürliche Gefüge ihrer Umgebung ein. Auf der Suche nach sauberem Wasser und Abgeschiedenheit, und auch auf der Flucht vor bereits selbst verursachten Umweltschäden, ziehen die Fischzuchten weiter nach Süden in unbesiedelte Gebiete. Sollte es bis 2010 wirklich gelingen die Produktion zu verdoppeln, wird man auch die Probleme verdoppelt haben. Aber vielleicht kann es den norwegischen Firmen, die mit ihrem Kapital gut ein Drittel des chilenischen Marktes kontrollieren, letztlich doch gelingen auch in Chile moderne und geschlossene Zuchtsysteme zu etablieren, aus denen weder Fische noch Fäkalien und Parasiten in die Umwelt entkommen. Bis das gelungen ist, und man kann mit recht pessimistisch sein, sollte ein Fliegenfischer keinen Lachs aus Chile essen.