Lachsfischerei in Norwegen so schlecht wie nie zuvor

2021 erlebte Norwegen das schlechteste Jahr für die Lachsfischerei überhaupt. Buckellachse sind allerdings auf dem Vormarsch, die Umweltbehörde ist besorgt.

Um die Lachsfischerei in Norwegen ist es schlechter bestellt als je zuvor. Die Umweltbehörde meldete einen Rückgang um 40 Prozent. Foto: Michael Werner

Bild: Michael Werner

Um die Lachsfischerei in Norwegen ist es schlechter bestellt als je zuvor. Die Umweltbehörde meldete einen Rückgang um 40 Prozent.

Für Lachsangler in Norwegen war 2021 kein gutes Jahr. Schlimmer noch: Es war das schlechteste Lachsjahr der jüngeren Geschichte. Angler und Fischer fingen deutlich weniger Lachse als in den Jahren zuvor. Und während der Atlantische Lachs immer seltener wird, macht der Buckellachs aus dem Pazifik einen immer größeren Teil der Fänge aus. Die norwegische Umweltbehörde ist angesichts der Zahlen aus der Lachsfischerei besorgt.

Lachsfischerei um 40 Prozent eingebrochen

Insgesamt beläuft sich die Menge an Lachsen aus norwegischen Flüssen auf 289 Tonnen. Das sind deutlich weniger als die 427 Tonnen aus dem Vorjahr. Weitere 98 Tonnen kommen durch stationäres Fanggerät wie Netze hinzu. Deutlich weniger, nämlich nur 0,2 Tonnen, kommen durch das Meeresangeln hinzu.

Besonders wichtig ist an dieser Stelle der Blick auf die entnommenen Lachse aus Flüssen. Hier nämlich werden die Zahlen kritisch. Die Gesamtzahl der Lachse, die in norwegischen Flüssen gefangen und getötet wurde, betrug im letzten Jahr 56.900 Stück, das entspricht 197 Tonnen Gewicht. Gegenüber dem Vorjahr sind die Fänge damit um rund 40 Prozent zurückgegangen. Besonders deutlich zeigte sich das in der Region Troms og Finnmark, die im nördlichsten Teil des Landes liegt. Dort gingen die Fänge um 46 Prozent gegenüber 2020 zurück. Insgesamt wurden in der Finnmark 13.600 Lachse entnommen.

Fangstatistik zur Lachsfischerei in Norwegen. Seit Jahren gehen die Fänge zurück. (Gepunktete Linie: Flüsse; gestrichelt: Seen; durchgezogen: Fänge insgesamt) Bild: Norwegische Umweltbehörde

Bild: Norwegische Umweltbehörde

Fangstatistik zur Lachsfischerei in Norwegen. Seit Jahren gehen die Fänge zurück.
(Gepunktete Linie: Flüsse; gestrichelt: Seen; durchgezogen: Fänge insgesamt)

Einschränkung der Lachsfischerei war notwendig

Erklären lässt sich dieser deutliche Rückgang nicht allein damit, dass 2021 schärfere Bestimmungen für das Angeln auf Lachs in Norwegen galten. Ellen Hambro, Direktorin der norwegischen Umweltbehörde, erklärte das Phänomen vor allem damit, dass weniger Lachse die Zeit im Meer überleben und somit nicht in die Flüsse zurückkehren. (Der Lachs ist ein Wanderfisch, der zum Laichen ins Süßwasser zieht.) „Das beunruhigt uns und zeigt, dass die Reduzierung der Fischerei im Jahr 2021 notwendig war“, sagte Hambro. Nun müsse man beurteilen, ob diese Verschärfung der Entnahmeregeln in der Lachsfischerei ausreichend war.

Doppelt so viele Fänge: Buckellachs deutlich auf dem Vormarsch

Während die Norweger jedoch immer weniger Lachse fangen, ist ein naher Verwandter in den Flüssen des Landes auf dem Vormarsch. Der Pazifische Buckellachs hat sich in Norwegen inzwischen so sehr ausgebreitet, dass er den heimischen Atlantischen Lachs zu verdrängen droht. Das zeigt sich auch in den Fangzahlen, die eine deutliche Sprache sprechen. Den 56.700 heimischen Lachsen stehen nämlich 111.700 Buckellachse entgegen – das entspricht fast der doppelten Menge. Im Vergleich zur Gesamtzahl aller gefangenen Salmoniden ist mit 57 Prozent sogar mehr als jeder zweite Fisch ein Buckellachs. In den drei Flüssen mit den meisten Fängen (Vesterelva in Nesseby, Neidenelva und Munkelelva) wurden sogar fast nur Buckellachse gefangen.

Vor Norwegen werden immer mehr Buckellachse gesichtet. Die männlichen Fische entwickeln während der Laichzeit einen gewaltigen Buckel, daher der Name. Foto: A. Pawlitzki

Bild: A. Pawlitzki

Vor Norwegen werden immer mehr Buckellachse gesichtet. Die männlichen Fische entwickeln während der Laichzeit einen gewaltigen Buckel, daher der Name.

Durch die Nähe zur russischen Küste, von wo die Fische nach Norwegen gelangen, sticht auch hier die Region Troms og Finnmark hervor. Aus keiner anderen Provinz meldet die Lachsfischerei mehr Buckellachse, doch auch im übrigen Land breitet sich der zugewanderte Fisch aus.

In Norwegen ist man mit gutem Grund besorgt, ob der Buckellachs den einheimischen Lachs verdrängen wird. Auch ein Rückblick auf die vorherigen Jahre macht das deutlich. Erste Meldungen von gefangenen Buckellachsen in Norwegen stammen aus 2019, damals waren es noch 13.900 Stück. In nur zwei Jahren hat sich diese Menge um fast 700 Prozent erhöht. Angler sind dazu angehalten, gefangene Buckellachse zu entnehmen – der invasive Fisch ist in Norwegen nicht erwünscht. Übrigens haben sich die ersten Buckellachse auch schon in deutsche Gewässer ausgebreitet, so zum Beispiel die Krückau in Schleswig-Holstein. Fangmeldungen sind bisher jedoch noch Einzelfälle.

Sorge um Lachs schon seit Jahrzehnten

Nicht allein in Norwegen, sondern europaweit besteht seit Jahrzehnten Sorge um den Atlantischen Lachs. Schon in der ersten Ausgabe des BLINKER im Jahr 1969 sorgte man sich um das Schicksal von „Salmo Salar“. Damals war noch nicht vom Buckellachs die Rede, stattdessen spielten die Fischkrankheit UDN (Ulcerative Dermal Necrosis, ein eiternder Hautbrand) und die Überfischung eine zentrale Rolle. Ein PDF der ersten Ausgabe können Sie kostenlos hier herunterladen.

Quelle: Businessportal Norwegen, Norwegische Umweltbehörde


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