Durch das schwere Sturmtief Nina konnten letztes Wochenende vermutlich tausende von Zuchtlachsen fliehen.
Der Sturm, der uns letztes Wochenende schon recht schwer traf, war der schwerste in Teilen Norwegens in den letzten 20 Jahren, berichtete zum Beispiel The Nordic Page. Bei einem solchen Sturm ist es leicht verständlich, dass es zu schweren Schäden kam. Die gleiche Seite berichtete, dass 20.000 Menschen zeitweise ohne Strom waren. Wesentlich dramatischer ist die Meldung von Undercurrentnews, wonach bereits Meldungen von Schäden an mehreren Lachszuchten von den Betreibern gemeledet wurden. Bisher ist von vier Lachszuchten im Großraum Bergen die Rede. Zwar sind keine Käfige komplett zerstört worden, doch gibt es mehr- oder weniger große Löcher in den Hälternetzen. Es ist somit davon auszugehen, dass viele Lachse entkommen konnten. Bereits Gestern erreichte uns die besonders brisante Meldung, dass sich ein Käfig mit 60.000 sterilen Lachsen bis ungefähr 6,3 kg Stückgewicht losgerissen habe und später gestandet sei. Dies passierte in der Kommune Lindås, nördlich von Bergen. In der gleichen Zucht wurde ein weiterer Käfig mit 36.400 „normalen“ Zuchtlachsen um 4,5 kg beschädigt. Ebenfalls nicht weit entfernt wurden zudem eine Anlage mit Regenbogenforellen beschädigt. Sobald es verlässlichere Zahlen zu den entflohenen Fischen gibt, informieren wir sie.
Die Folgen Das mag sich für uns Angler vorerst ganz positiv anhören, haben wir doch eine gewisse Chance, in dem betreffenden Gebiet auf einen der Entflohenen zu treffen. Doch die ökologischen Folgen solch einer künstlichen Lachsschwemme sind gefährlich und kaum abschätzbar. So beobachten Forscher an fast allen Lachsflüssen Norwegens eine zum Teil beängstigende Zahl an entflohenen Zuchtfischen unter den Aufsteigern. Gelingt diesen Fischen das Ablaichen, ist das eine mittlere Katastrophe für die angestammte Lachspopulation. Die genetische Zusammensetzung des betroffenen Lachsbestandes wird durch Zuchtfische massiv verändert. Was in Jahrtausenden entsprechend der Lebensbedingungen im Gewässer selektiert wurde, wird unter Umständen durch einen einzigen massiven Zustrom von Zuchtfischen zerstört oder zumindets nachhaltig gestört. Eine echte Bedrohung! Entflohene unfruchtbare Lachse können sich zwar nicht mit wilden Fischen paaren und denen so genetisch schaden. Doch der Einfluss auf Wildbestände ist noch nicht ganz geklärt, einige Studien zeigten, dass die Entkömmlige durchaus über einen Wandertrieb zum Süßwasser verfügen. Das Problem an der Sache ist, dass diese Fische wahre Fressmaschinen sind und sie vermutlich keine Fraßbremse im Süßwasser entwickeln, wie Laichfische es tun. Was nun passiert, wenn ein steriler Lachs in einen Lachsfluss schwimmt, der ja quasi die Kinderstube aller Wildlachse darstellt, kann man nur erahnen. Hoffen wir, dass möglichst wenige Fische entkommen konnten und die tatsächlich entflohenen möglichst schnell wieder gefangen werden.