Er galt lange als ausgestorben: Jahrelang ging die Wissenschaft davon aus, dass vom Quastenflosser nur Fossilien übrig geblieben sind. Erst Mitte des 20. Jahrhunderts zeigte sich, dass diese Fossilien sehr lebendig sind. 1938 wurde einer der urtümlichen Fische vor der Küste Südafrikas gefangen.
Seit etwa 420 Millionen Jahren hat sich diese Art kaum verändert. Ähnlich wie Haie, die ebenfalls im Zeitalter des Devon ihren Ursprung haben, haben Quastenflosser Jahrmillionen der Evolution überdauert. Und obwohl sie zu völlig unterschiedlichen Fischarten gehören, haben sie eine weitere Gemeinsamkeit: die Bedrohung durch den Menschen.
Moderne Netze fangen uralte Fische
Dass der Quastenflosser so lange unentdeckt blieb, hat mit seiner Lebensweise zu tun. Die Fische leben in Tiefen von mehreren hundert Metern Tiefe und halten sich tagsüber in Höhlen auf. Vor Meeresanglern und sogar Fischereinetzen waren sie damit lange sicher. Doch moderne Kiemennetze, die vor Madagaskar seit den 1980er-Jahren immer häufiger zum Einsatz kommen, bedrohen die Fische. Das geht aus einer Studie im South African Journal of Science hervor. Die Netze reichen bis in ihren Lebensraum hinab und sind so grobmaschig, dass selbst große Exemplare hindurchschwimmen und mit dem Kopf hängen bleiben.
Über 100 der seltenen Fische sind auf diese Weise bereits gefangen worden, die Dunkelziffer dürfte um einiges größer sein. Für die Haifischjäger sind sie allerdings nur ein Beifang, wie der Ozeanologe Paubert Timanaoraty Mahatante vom Madagassischen Insitut für Fischerei und Meereswissenschaften betonte. „Einen Quastenflosser zu fangen ist äußerst selten, und die Menschen haben manchmal sogar Angst, etwas so seltenes zu fangen“, sagte er im Gespräch mit dem Naturmagazin Mongabay. „Ich denke daher nicht, dass Quastenflosser gezielt befischt werden.“
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Quastenflosser gehören zu den ältesten Fischarten der Welt
Die Familie der Quastenflosser sind die bekanntesten Beispiele von „lebenden Fossilien“. Die Ursprünge dieser Familie reichen bis zu 420 Millionen Jahre in das Zeitalter des Devon zurück. Damit sind sie etwa so alt wie die Haie – und deutlich älter als zum Beispiel die Dinosaurier. Nachdem sie lange als ausgestorben galten, sind heute zwei Arten bekannt: Der Komoren-Quastenflosser (Latimeria chalumnae) und der kleinere Manado-Quastenflosser (Latimeria menadoensis). Der Komoren-Quastenflosser wurde 1938 von der Kuratorin Marjorie Courtenay-Latimer für die Wissenschaft beschrieben. Ein Fischdampfer vor Südafrika fing eines der vermeintlich ausgestorbenen Tiere. Marjorie Courtenay-Latimer, damals leitende Museumskuratorin in Kapstadt, konnte den Fisch bestimmen. Für fast 15 Jahre blieb dieser Quastenflosser das einzige Exemplar, bis Anfang der 50er-Jahre der nächste gefangen wurde. Noch länger dauerte es bis zur Entdeckung der zweiten Art: Der Manado-Quastenflosser ist erst seit 1997 bekannt.
Quastenflosser sind sogenannte Fleisch- oder Muskelflosser. Ihre Flossen sind ähnlich wie die Beine heutiger Landwirbeltiere aufgebaut. Wissenschaftler vermuten, dass frühere Arten sich damit über den Meeresgrund fortbewegt haben könnten – die heutigen Exemplare jagen allerdings im tiefen Freiwasser.
Der später entdeckte Manado-Quastenflosser ist mit 1,40 Metern ausgewachsen ist und besitzt eine braune Färbung. Der Komoren-Quastenfloser hingegen ist blau und kann deutlich größer werden. Ausgewachsene Exemplare erreichen bis zu zwei Meter Länge und 100 Kilogramm Gewicht. Interessant: Trotz ihrer Größe wiegt ihr Gehirn nur wenige Gramm.
Obwohl (oder gerade weil) über die Bestände wenig bekannt ist, stehen die urzeitlichen Fische auf der Roten Liste der bedrohten Arten. Sie haben zwar eine hohe Lebensdauer, dabei aber nur wenig Nachkommen. Auf ein Weibchen kommen geschätzt nur bis zu 140 Jungfische. Eine Gefahr für den Menschen stellen sie nicht dar.
Quelle: Mongabay.com / Fotos: Bruce A. S. Henderson, Citron