Der Mensch besitzt ein verhältnismäßig großes Gehirn und eine hohe Intelligenz. Daher ist es natürlich logisch anzunehmen, dass große Gehirne auch hohe Intelligenz bedeuten. Jeder von uns kennt hier vielleicht Ausnahmen, doch meist stimmt das. Aber wie lernen eigentlich Tiere, die gar kein Gehirn besitzen? Geht das überhaupt? Eine Forschergruppe der Duke University in North Carolina rund um Verhaltensforscherin und Ökologin Julia Notar hat sich die Lernfähigkeit von solchen Lebewesen angeschaut.
Kein Gehirn – kein Problem
Die „Stars“ dieser Forschung waren Schlangensterne. Diese Tiere sehen aus wie Seesterne, nur mit langen, gefiederten Armen. Sie gehören, wie Seeigel, Seesterne und Seegurken zu den sogenannten Stachelhäutern. Sie haben überhaupt kein Gehirn und verbringen die meiste Zeit versteckt unter Steinen.
Jeder der 5 Arme der Tiere hat einen Nervenstrang, die in der Nähe des Mundes in einem Ring zusammenlaufen. Anders als bei anderen Tieren fehlt jedoch das Zentrum, die Schaltzentrale. „Jeder der Nervenstränge kann unabhängig agieren“, sagt Forscherin Julia Notar. „Es ist so als gäbe es keinen Chef, sondern stattdessen ein Komitee.“ Und das scheint bereits für gewisse Lernaufgaben auszureichen, wie die Forschungsergebnisse gezeigt haben.
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Lernen ohne Gehirn? Ein Rätsel für die Forscher
Während der Versuche wurden die Schlangensterne getrennt in Aquarien gehalten. Bei der Hälfte der Tiere wurde das Licht für 30 Minuten gedimmt. In der Dunkelheit wurde bei den Tieren Futter im Aquarium platziert. Bei der anderen Versuchsgruppe gab es ebenfalls eine 30-minütige Periode mit wenig Licht, jedoch wurde den Tieren das Futter immer im Licht gegeben.
Nach einer Weile kamen die Schlangensterne, die in der Dunkelheit gefüttert worden waren, schon aus ihrem Versteck, sobald das Licht aus ging. Sie hatten also gelernt, dass es immer Futter gibt, sobald es dunkel wird. Und selbst nach 13 Tagen erinnerten sich die Schlangensterne noch daran und kamen bei Ausschalten des Lichtes aus ihrem Unterschlupf. Das taten sie auch dann, wenn es kein Futter gab.
Fest steht also: Selbst Seesterne sind mehr als stumpfe Reste-Verwerter am Meeresgrund. Sogar diese Tiere können etwas lernen. Die nächste Aufgabe der Forscher wird nun sein, herauszufinden, wie die kleinen Tiere überhaupt lernen. Denn dafür haben die Wissenschaftler bislang keine Erklärung. Am fehlenden Gehirn kann es ja schließlich nicht liegen …
Quelle: Scitechdaily