Der Landesfischereiverband Baden-Württemberg hat mit einer außergewöhnlichen Aktion auf Missstände im Naturschutz hingewiesen. Bei einer
dreitägigen Mahnwache auf dem Marktplatz in Karlsruhe machte der Verband auf die starke
Bedrohung der Fischbestände durch den Kormoran aufmerksam.
In den vergangenen Jahren haben die Stadt und der Landkreis Karlsruhe mehr als 10 Millionen Euro für Renaturierungsmaßnahmen an Fließ- und Stillgewässer ausgegeben. Eingeflossen sind auch Mittel aus der Fischereiabgabe und viele tausend ehrenamtliche Arbeitsstunden der Fischereivereine. Allein an der Alb wurden für ökologische Maßnahmen etwa 5 Millionen Euro ausgegeben. Der inzwischen fast vollständig renaturierte Fluss ist eines der Programmgewässer zur Wiederansiedelung des Lachses und anderer Wanderfische. Hierfür erbrütet der Anglerverein Karlsruhe jährlich 30.000 Lachseier. Mit dem Spatenstich zur neuen Albschleuse werden nun erneut 1,6 Millionen Euro investiert. Vor allem das Wiederauftreten von Meerneunaugen hat gezeigt, wie erfolgreich die bisherigen Maßnahmen sein können. Trotz dieser umfangreichen Bemühungen ist der Erfolg der Lachswiederansiedlung hochgradig gefährdet. Ursache ist die gerade in der Region Karlsruhe mittlerweile besonders hohe Kormoranpopulation, die vor allem den Jungfischen extrem zusetzt, aber auch den älteren Tieren kaum eine Überlebenschance lässt. Der Vogel macht praktisch sämtliche Bemühungen des Fischartenschutzes und damit viel Engagement der Fischereivereine wieder zu Nichte. Die gesetzliche Möglichkeit, gefährdete Fischbestände durch Vergrämung von Kormoranen zu schützen, ist im Bundesnaturschutzgesetz verankert. Die für die Zulassung solcher Maßnahmen zuständigen Behörden in Karlsruhe sind jedoch mit der Umsetzung mehr als zögerlich. Anträge der Berufs- und Angelfischer werden jahrelang verschleppt, fischereifachliche Empfehlungen ignoriert. Es hat fast den Anschein, dass die höhere Naturschutzbehörde am Regierungspräsidium den Schutz des völlig ungefährdeten, sich beispiellos vermehrenden Kormorans weit über den Schutz hochgradig gefährdeter Fischarten stellt. Für die Berufsfischer und Angler ist das nicht mehr nachvollziehbar, ebenso wenig wie die abwegigen und teilweise sachverdrehenden Äußerungen des NABU gegen eine Kormoranvergrämung, informiert der Landesfischereiverband Baden-Württemberg. Um auf diese Missstände hinzuweisen, veranstaltete der Verband vom 17. bis 19. Juni eine Mahnwache auf dem Marktplatz in Karlsruhe. Dort wurde die starke Bedrohung der Fischbestände durch den Kormoran mit einem Informationsstand und Mahnmal öffentlich aufgezeigt.