In den vergangenen Wochen kam es an den Küsten im Nordosten der USA zu vermehrten Problemen mit Haien. Fünf Menschen wurden in nur zwei Tagen vor Long Island attackiert und gebissen. Außerdem gab es mehrere Videos, die zeigten, wie Haie Robben angriffen und töteten. Deshalb haben die Behörden einige Strände in der Nähe von Nantucket Island (vor Boston) mit sofortiger Wirkung gesperrt.
Hai beißt Robbe in zwei Hälften
Das Video von Nick Gault wurde vom Boot in Great Point geschossen, das an der Spitze von Nantucket liegt. Es zeigt das blutdurchtränkte Wasser, wie der Hai die Robbe attackiert und ihr die Flosse abbeißt. Die Robbe kann sich zwar noch an den Strand retten, kommt aber vom Regen in die Traufe. Sie wird nun von Möwen angegriffen, die durch ihr Blut angelockt werden. Aufgrund der Haisichtungen wurde das Costaka-Coatue Wildlife Refuge bei Great Point für Schwimmer gesperrt, schrieb die Zeitung Nantucket Current.
„Kein Mensch hätte einen Angriff wie auf die Robbe überlebt“, berichtet Diane Lang, eine Stewardship-Verwalterin in Nantucket. „Die Verbote sind nun in Kraft und wir erzählen allen, dass sie bei uns nicht schwimmen sollten.“ (Anmerkung: Im Video ist die sterbende Robbe zu sehen.)
Auch habe die Robbenpopulation nach den Haiattacken abgenommen. Anscheinend flüchten die Säuger vor den Haien. Allerdings wurden an einigen Stränden Schwärme von Tigerhaien beobachtet, die vor Long Island im Wasser herumkreuzten. Manche dieser Gruppen umfassten 50 Räuber.
Daher haben die Verantwortlichen weitere Vorsichtsmaßnahmen getroffen. Rettungsschwimmer patrouillieren auf Jet-Skis den Strand entlang und Drohnen werden eingesetzt, um die Haie zu beobachten. „Drohnen werden vermehrt an den Stränden von Long Island und New York City eingesetzt, damit unsere Strände sicher bleiben”, äußerte sich Gouverneurin Kathy Hochul. Meeres-Ranger hingegen belehren die Badetouristen, dass Angriffe von Haien auf Menschen äußerst selten sind.
Cape Cod: Größte Dichte an Weißen Haien
Wo kommen Weiße Haie am häufigsten vor? Nicht vor Australiens Barrier Reef oder der Südspitze Südafrikas, sondern vor Cape Cod, der Halbinsel im Südosten des US-Bundesstaats Massachusetts.
Aufzeichnungen haben ergeben, dass sich im vergangenen Jahr 133 Haie vor der Küste von Cape Cod aufgehalten haben. In diesem Jahr melden Bootsfahrer und Spaziergänger noch mehr Haisichtungen. Doch so viele Haie gab es hier schon lange nicht mehr. In den frühen Jahren dieses Jahrhunderts musste man lange nach Weißen Haien suchen, um diese markieren zu können.
Heute sind Weiße Haie um Cape Cod völlig normal und ihre Bestandsdichte ist ähnlich groß wie in Kalifornien und Australien. Wissenschaftler des „Atlantic White Shark Conservancy“ (AWSC) schätzen sie auf mehr als 600 Fische, die vor allen Dingen zwischen Juni und Oktober, vor Cape Cod zu finden sind. Danach ziehen sie für die Wintersaison nach Florida.
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Geschützte Robben locken Haie an
Megan Winton vom AWSC erklärte im National Geographic, dass Cape Cod wahrscheinlich die höchste Hai-Dichte der Welt besäße. Grund dafür könnte die stark gewachsene Robben-Population sein. In den 1960er Jahren wurden die Robben von kommerziellen Fischern einfach erschlagen, bis sie durch ein Gesetz, den Marine Mammal Protection Act von 1972, von dieser unmenschlichen Praktik abgehalten wurden. Jahrelang dauerte es, bis der Robbenbestand sich wieder erholt hatte. Heute gibt es wieder 50.000 Robben im südöstlichen Massachusetts.
Seit 2012 hat es in der Region bislang fünf Haiangriffe auf Menschen gegeben, darunter einen mit tödlichem Ausgang in 2018. Wassersportler können nun die Sharkactivity App aufrufen. Hier werden Hai-Sichtungen gemeldet und Warnungen angezeigt, wenn sich ein Hai in der Nähe befindet.