Nach Fischsterben in der Oder: Aktuell keine Erholung

Mitte des Jahres kam es zu einem großen Fischsterben in der Oder – aktuell sind die Messwerte immer noch zu hoch. Doch es gibt Hoffnung.

Vom Ufer aus – hier bei Reitwein – ist bereits im Herbst nichts mehr von der Katastrophe zu sehen. Dass von einer Erholung dennoch keine Rede sein kann, zeigen die Ergebnisse einer Routinebefischung sowie Daten zur Leitfähigkeit. Foto: A. Tittmann

Bild: A. Tittmann

Vom Ufer aus – hier bei Reitwein – ist bereits im Herbst nichts mehr von der Katastrophe zu sehen. Dass von einer Erholung dennoch keine Rede sein kann, zeigen die Ergebnisse einer Routinebefischung sowie Daten zur Leitfähigkeit.

Kaum Fische und ein viel zu hoher Salzgehalt – so beschreiben Wissenschaftler des Leibnitz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) die Situation an der Oder. Nach dem großen Fischsterben, das sich im Sommer in der Oder ereignete, ist auch aktuell keine Erholung in Sicht.

Oder hat sich aktuell noch nicht von Fischsterben erholt

Seit 23 Jahren nehmen die Forscher jedes Jahr drei Probeabfischungen vor. So können sie kurz- und langfristige Veränderungen in der Oder dokumentieren. Am 29. November führten sie die erste Abfischung nach der menschengemachten Umweltkatastrophe durch. Das Resultat: Es wurden deutlich weniger Fische in der Flussmitte der Oder gefangen. Fische, die für das Ökosystem typisch sind – wie Zope und Rapfen – fehlten ganz. Wasseranalysen zeigten zudem, dass die Salzkonzentration nach wie vor viel zu hoch ist. Schädliche Einleitungen sind nicht gestoppt worden.

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Der Chemiker Tobias Goldhammer hat mit seinem Team die Untersuchungen durchgeführt. „Unsere chemischen Analysen zeigen ein sehr ähnliches Ionenprofil wie im Sommer“, sagte er in einer Pressemitteilung des Instituts. „Der Hauptbestandteil der Salzfracht ist weiterhin Natriumchlorid, also übliches Kochsalz. Wir haben in den Wasserproben aus der Unteren Oder etwa 400 Milligramm davon pro Liter Wasser gefunden, das ist in etwa die Hälfte der gesamten Salzmenge in diesen Proben. Wir wissen von den Messstellen auch, dass flussaufwärts noch viel mehr davon im Flusswasser gelöst sein muss. Daraus schließen wir, dass die Einleitungen unvermindert weitergehen.“

Die Katastrophe könnte sich bei steigenden Temperaturen also wiederholen. Im schlimmsten Fall könnte dies den Restbestand an Fischen auslöschen. Nach dem Fischsterben kann von einer Erholung der Oder aktuell also keine Rede sein.

Was den Salzgehalt angeht, so ist dieser nun höher als zur Zeit der Katastrophe, weil der Fluss mehr Wasser führt. Daher raten die Wissenschaftler der IGB:

  • Sofort alle flussbaulichen Maßnahmen stoppen
  • Niedrigwasser vermeiden, weil sich sonst toxische Algen vermehren

Näheres zur Analyse der Oder ist auf der Homepage des IGB einsehbar.

Der Ostseeschnäpel laicht in Deutschland nur in der Oder. Foto: AngelWoche

Bild: AngelWoche

Der Ostseeschnäpel laicht in Deutschland nur in der Oder.

Laichfische im Gewässer gesichtet – gibt es Hoffnung?

Um aber nicht nur schlechte Nachrichten zur Lage an der Oder aktuell zu übringen: Es gibt auch Hoffnung. Der Bestand des Ostseeschnäpels, der in Deutschland nur in der Oder laicht, befand sich zur Zeit der Katastrophe in der Ostsee. Nun konnte er im Winter in den Fluss aufsteigen, um sich fortzupflanzen.

Die Wissenschaftler konnten bei ihrer Untersuchung des Gewässers einige Exemplare nachweisen. Sie fingen auch ein paar größere Laichfische von Brassen, Hecht und Zander, die sich wahrscheinlich während der Katastrophe in Nebengewässern aufgehalten hatten. Die Fischbestände brauchen also noch einige Jahre, um sich zu erholen.


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