Internationale Forscher untersuchten, wie pharmazeutische Verschmutzung das Verhalten und die Wanderung der Atlantischen Lachse beeinflusst. Allem Anschein nach können Medikamente sogar positive Wirkungen auf die Flossenträger haben. Die von der Schwedischen Universität für Agrarwissenschaften geleitete Forschung ergab, dass Umweltniveaus von Clobazam, einem häufig verschriebenen Schlafmittel, die Wanderung junger Lachse von Flüssen zum Meer in der Natur begünstigten. Die Studie zeigte, dass Clobazam auch die Zeit verkürzte, die junge Lachse benötigten, um zwei Wasserkraftwerke auf ihrem Wanderweg zu überwinden. Wasserkraftwerke und Gewässerverbauung sind mitunter die größten Probleme mit denen Wanderfische wie Lachs und Aal zu kämpfen haben.
Schlafmittel für Lachse: Der Schein könnte trügen
Dr. Marcus Michelangeli, ein Mitautor der Studie, hob die wachsende Bedrohung durch pharmazeutische Verschmutzung für Wildtiere und Ökosysteme hervor. Er betonte, dass psychoaktive Substanzen die Gehirnfunktion von Tieren ernsthaft beeinträchtigen können. Derzeit können etwa 900 verschiedene Substanzen in den Gewässern der Erde festgestellt werden. Die Forschungsarbeiten wurden im Freien durchgeführt, was einen entscheidenden Unterschied zu früheren Laborstudien darstellt. Laborbedingungen werden nicht der Komplexität natürlicher Umgebungen gerecht. Obwohl die verbesserte Wanderung der Lachse als positiv erscheinen mag, warnt Dr. Michelangeli vor möglichen negativen Konsequenzen für die Arten und ihr Ökosystem.
Ein nachfolgendes Laborexperiment ergab außerdem, dass das Schlafmittel Clobazam das Schwarmverhalten der Lachse veränderte. Dies deutet darauf hin, dass die beobachteten Migrationsänderungen in freier Wildbahn auf Veränderungen der Sozialdynamik und des Risikoverhaltens durch die Medikamente zurückzuführen sein könnten. „Wenn man realistische Belastungsszenarien betrachtet, in denen ganze Ökosysteme – mit mehreren Arten einer Vielzahl von Schadstoffen ausgesetzt sind, werden die potenziellen Folgen noch komplexer“, so Dr. Michelangeli.
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Viele Schadstoffe und Medikamente gelangen über die Abwässer in die Umwelt – mit oft unbekannten Effekten.
Der jüngste Rückgang der Atlantischen Lachse wurde hauptsächlich auf Überfischung und Lebensraumverlust zurückgeführt. Die Studie verdeutlicht, wie die Verschmutzung durch Arzneimittel auch wichtige Lebensereignisse bei Wanderfischen beeinflussen könnte. Dr. Michelangeli wies darauf hin, dass viele Arzneimittel aufgrund schlechter biologischer Abbaubarkeit und unzureichender Abwasserbehandlung in der Umwelt verbleiben. Es gibt jedoch Hoffnung. Durch die Entwicklung von Medikamenten, die sich schneller abbauen oder nach der Anwendung weniger schädlich sind, können wir die Umweltauswirkungen der Arzneimittelverschmutzung künftig deutlich verringern. Auch Fortschritte in der Abwasserbehandlung und innovative Ansätze in der grünen Chemie könnten die schädlichen Auswirkungen pharmazeutischer Rückstände verringern.
Quelle: SciTechDaily / Science
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