Der Grund der Nordsee ist vermüllt, doch der Berufsfischer Sander Meijer rückt dem Müll mit seinen Schleppnetzen zu Leibe. Früher wurde der Abfall einfach ins Meer zurückgekippt, heute wird er entfernt. Sanders Boot ist eine NG 12, ein typisches Fischboot, 24 Meter lang und 7 Meter breit.
„Am Montag fahren wir wieder“, bemerkt Sander. „Gerade am Samstag habe ich einen weiteren großen Sack mit Müll angelandet, der mir auf hoher See in die Netze gegangen ist, oft hunderte Kilometer vom Land entfernt.“
Er heuerte schon als 10-Jähriger an Bord seines Vaters an. Mit 18 wurde Sander selber Fischer und ging mit seinem Vater auf Seezungen und Garnelen.
Berufsfischer fangen gezielt Müll
Seit 2015 begann er dann die Müll-Angelei. „Wir hatten gerade ein neues Boot, die NG 21, gekauft und fischten damit auf Langusten. Für die Schalentiere gab es eine Fangquote. Auch Beifang durften wir anlanden. Schon bei der ersten Ausfahrt kam so viel Müll mit an Deck, als ob man auf einer Müllhalde gefischt hätte.“
Da mussten die Meijers etwas unternehmen. Wieder an Land, nahm Sander Kontakt mit KIMO auf, einem Zusammenschluss von ca. 150 Küstengemeinden in 13 Ländern, die die Verschmutzung der Nordsee, des Nordatlantik, der Irischen See und der Ostsee bekämpft.
Im vergangenen Jahr fingen Berufsfischer 756 Tonnen Müll. Also nahm Sander hundert große Säcke mit einer Fassung von je einem Kubikmeter mit an Bord. Bei manchen Ausfahrten füllt er nur einen, bei anderen bis zu acht dicke Müllsäcke.
Nun merkt Sander, dass sich diese Arbeit gelohnt hat. „Man sieht, dass der Nordseegrund sauberer wird. Und wir haben rund 130 Kollegen, die sich beteiligen“, sagt er. „Ich kenne mindestens die Hälfte von ihnen, denn die Angelwelt ist recht überschaubar.“
Ein weiterer Vorteil neben dem, dass der Grund sauberer wird, ist der, dass man den Müll nicht bei weiteren Ausfahrten ins Netz bekommt.
Plastik, Motoren, Planen und Schuhe
Plastik ist ein Großteil dessen, was an die Oberfläche gelangt. Motorenteile, Kunststofffe in allen Formen und Größen, Planen, Festmacherleinen, eine Schweißermaske, Schuhe und vieles mehr.
Der Einsatz von KIMO und das Sammeln von Müll sorgen für ein besseres Bild von Berufsfischern in der Öffentlichkeit. „Wir Fischer und niemand anders können die Meere wieder säubern“, ist Sander überzeugt.
Der Abfall, der durch KIMO gesammelt wurde, wird gesondert recycelt. „Im letzten Jahr haben wir 756 Tonnen Müll aufgelesen“, freut sich Mike Mannaart, der Sekretär von KIMO in den Niederlanden und Belgien.
Doch es sind nicht nur Handelsschiffe, die Müll ins Meer kippen, sondern auch Containerschiffe, von denen jedes Jahr tausende Container verloren gehen. Auch KIMO (Kommunernes Internationale Miljöorganisation) arbeitet seit Jahren daran, die Containerschifffahrt in der Nordsee sicherer zu machen.
Berufsfischer gegen Müll: Verlorene Container verschmutzen das Meer
Noch in 2019 verlor die MSC Zoe nördlich der Watteninseln 340 Container auf See. Bis heute wird der Müll aus diesen Containern an Land gespült. Darunter sind Helme, Windeln und einmal waren sogar teure Tommy Hilfinger-Schuhe dabei.
Doch es gibt auch echte Fische, die den Meijers ins Meer gehen, so wie ein Stör von 1,40 Metern Länge. Der Fisch war markiert und stammt wahrscheinlich aus einem Wiederansiedlungsprogramm in der deutschen Elbe, wo Störe eingeführt wurden, deren Vorfahren aus der Gironde stammten.
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„Was die Langustenfänge angeht, arbeiten wir mit der Universität Wageningen zusammen, indem wir das Verhältnis zwischen Rognern und Milchnern ermitteln“, sagt Sander. Auch beim Langustenfang geht viel Müll ins Netz.
Starke Fischergemeinschaft
Außerdem ist das Fischen auf der Nordsee nicht ganz ungefährlich. „Deshalb fischen wir als Familie immer zusammen. Wenn ich im Steuerhaus fische, erledigen mein Bruder Michael und Crew-Mitglied Adie Kiel die eigentlichen Arbeiten.“ Für ihre Aufräumarbeiten bekommen sie keinen Cent. „Doch ein sauberes Meer ist unser Gewinn“, betont Sander.
Quelle: Sportvisserij Nederland