In den USA, Kanada, Australien und in vielen anderen Ländern der Welt ist das Bogenfischen erlaubt – und gehört dort in manchen Provinzen und Bundesstaaten sogar zu den beliebtesten Arten der Sportfischerei. In Deutschland ist das Angeln mit Pfeil und Bogen hingegen illegal. Ebenso das Jagen mit Speer, Armbrust und Bogen. Aber wieso eigentlich? Ein kurzer Überblick über Hintergründe und Historie dieser besonderen, aber auch umstrittenen Art des Fischens.
Geschichte des Bogenfischens: Tradition und Moderne
Das Bogenfischen ist von der Herkunft her eine Kombination aus Jagen und Angeln. Betrachtet man das Bogenfischen aus einer historischen Perspektive, ist es wohl die ursprünglichste Methode, Fische zu fangen. Seit jeher haben Menschen Pfeil und Bogen (oder Speere) genutzt, um zu jagen und zu fischen. Durch modernere Angelmethoden ist das Bogenfischen jedoch lange Zeit in Vergessenheit geraten – erlebt aber in den letzten Jahren wieder ein „Revival“. Viele Menschen sehnen sich danach, auf den Spuren der Urahnen auf Fischfang zu gehen. Dabei muss jedoch beachtet werden, dass das heutige Bogenfischen mit der primitiven, ursprünglichen Methode nur noch wenige Gemeinsamkeiten aufzuweisen hat.
Während Bogenfischer aus vergangenen Zeitaltern die Fische mit einem Handbogen harpunierten, sind heutige Exemplare deutlich komplexer und ähneln gängigen Jagdmodellen. Vor allem in Nordamerika sind die sogenannten Compoundbögen sehr verbreitet, die als Prototyp des modernen Bogens gelten. Häufig sind sie sogar mit einem Zielfernrohr ausgestattet. Für viele Angler interessant: An dem Bogen befindet sich entweder eine Angelrolle oder eine Art Flasche, in der sich eine dicke Angelschnur befindet, deren Ende mit einem Knoten an dem Pfeil befestigt wird. Dadurch werden geschossene Fische entweder per Hand oder mit der verbauten Rolle gedrillt.
Berechtigte Kritik über mangelnden Tierschutz
Das Bogenfischen ist in Deutschland, Österreich und in der Schweiz verboten – zurecht, finden die meisten Angler. Kritiker beziehen sich dabei meist auf mangelnden Tierschutz und die fehlende Waidgerechtigkeit beim Bogenfischen. Laut Gesetz sind Angler und Jäger in Deutschland dazu verpflichtet, Tiere als Mitgeschöpfe zu sehen, denen „vermeidbare Schmerzen zu ersparen sind“. Dazu zählt unter anderem auch, dass man Tiere nicht so verletzen sollte, bzw. darf, dass eben jene sich verwundet bis zum Tode quälen müssen.
Zwar nicht im Gesetz – aber dafür in den Köpfen der meisten Jäger – verankert, ist darüber hinaus auch der Gedanke der Chancengleichheit. So gilt es als nicht waidmännisch, wenn Jäger ein Tier töten, wenn es am verwundbarsten ist und keine Chance hat, dem Jäger zu entkommen. Zur Veranschaulichung: Der Ehrenkodex verbietet es Jägern, eine auf dem Wasser sitzende Ente zu schießen, da diese ihre Stärken im Flug besitzt.
Projiziert man diesen Sachverhalt nun auf das Bogenfischen, so kommt man schnell zu dem Schluss, dass hier eine Chancengleichheit nicht gegeben ist. Die Fische haben kaum eine Möglichkeit zur Flucht und werden aus direkter Entfernung getroffen.
Verstößt Bogenfischen gegen Waidgerechtigkeit?
Vor allem der Fakt, dass das Angeln mit Pfeil und Bogen gegen die Waidgerechtigkeit, beziehungsweisen gegen den allgemein gültigen Ehrenkodex verstößt, ist der Grund für das Verbot der traditionellen Art der Fischerei. Doch der Trend geht in eine andere Richtung. Aus Perspektive des Umweltschutzes bietet das Jagen und Angeln mit Bogen sogar Vorteile. Das Equipment ist nachhaltig, wiederverwendbar und produziert kaum Müll – im Gegensatz zu Angelködern, Gummifischen mit Weichmachern, Angelschnüren und Co.
Am Ende des Tages steht also Tradition gegen Moderne und Umwelt gegen Waidgerechtigkeit. Ob Fans des Bogenfischens diesen Sachverhalt in Zukunft für sich entscheiden können, bleibt fraglich. Fakt ist aber, dass einige Bundesländer das Jagen mit Pfeil und Bogen wieder erlaubt haben oder werden. Teils noch als Pilotprojekt für dicht besiedelte Gebiete – wie in Berlin und Brandenburg.
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Der Bogen ist eine Waffe
Der aber wohl entscheidendste Fakt ist jedoch, dass Bogenfischer mit einem modernen Bogen eine Waffe führen, die nicht nur Tiere, sondern auch Menschen ernsthaft verletzen und sogar töten können. Angler müssten also eine entsprechende Ausrüstung bedienen können und auch psychisch sowie kognitiv in er Lage sein, die Waffe verantwortungsbewusst bei sich führen. Vor dem Gesetz gilt der Bogen zwar nicht als „Schusswaffe“ und darf zu Sportzwecken eingesetzt werden – doch eine Pfeilspitze ist dennoch tödlich. Für eine fundierte Ausbildung mangelt es an der richtigen Infrastruktur und die Nachfrage besteht wohl ohnehin nicht. Das Verbot zielt also auch darauf ab, keine juristischen Schlupflöcher für Wilderer freizuhalten.