Es ist nämlich 50 Jahre her, dass der letzte Lachs in Basel gefangen worden war. Dazu ging er an den Haken, als im Naturhistorischen Museum der Stadt am Rheinknie eine Sonderausstellung zum Thema Lachs in Basel lief. Und für den Basler Fischerei-Aufseher Claude Wisson war’s zwei Tage vor meinem Ruhestand ein perfektes Abschiedsgeschenk.
Lachsfänger Thomas Wanner hätte nicht geahnt, dass ihm passiert, was Fischer, Wissenschafter, Medienvertreter und Beamte der Schweizer Regierung schließlich als Sensation und historisch bezeichneten. Als der 39-jährige Kaufmann spürte, dass etwas seinen Wobbler (Fliegenfischer gehören am Basler Rhein noch zu einer stark belächelten Minderheit) gepackt hatte, dachte er zuerst an einen Rapfen. Doch der Zug auf die Rute wurde nach ein paar Sekunden nicht schwächer, wie bei Rapfen üblich, sondern stärker, da wusste ich, dass es ein großer Fisch sein musste.
Während des Drills schaute ihm dabei Olivier Schmidt zu, Sammlungsverwalter am Naturhistorischen Museum Basel und selber Fliegenfischer. Als sich der Fisch erstmals an der Oberfläche zeigte, zog Schmidt Schuhe und Socken aus und stieg ins Wasser, um Wanner bei der Landung zu helfen. Wir trauten unseren Augen kaum, sagte Schmidt, der mit seiner Handykamera noch ein paar Aufnahmen machte, bevor er und Wanner den Fisch sorgfältig wieder zurücksetzten. Schmidt informierte am nächsten Tag sowohl die Fischereiaufsicht des Kantons Basel-Stadt als auch das Schweizer Bundesamt für Umwelt (BAFU). 24 Stunden später, nachdem die Experten die Bilder eingehend studiert hatten, schrieb das BAFU zurück, dass es zweifellos ein Lachs sei.
Der Fisch hatte dabei zwischen Iffezheim und Basel auf den 180 Kilometern die insgesamt zehn Staustufen überwunden, welche das Hindernis von 150 Metern Höhenunterschied für die Schifffahrt beseitigen. Sie gelten nach wie vor als größtes Hindernis für die Rückkehr der Lachse zu ihren Laichgründen rund um Basel (Wiese, Birs, Ergolz, Kander). Nur Iffezheim, wo 1995 bereits ein in Basel als Jungfisch ausgesetzter Lachs gefangen wurde, und Gambsheim weisen dabei akzeptable Fischleitern auf, die anderen acht Staustufen bis haben entweder keine oder inadäquate Fischleitern. Für Wisson sowie Erich Staub, Leiter Fischerei des BAFU, ist damit klar, dass das Lachsweibchen quasi als Nachläufer der Schiffe über die Schleusen den Weg bis Basel fand.
Auch um den Ansturm von Fischern auf das Basler Patent zu dämpfen, meinte Wisson: Es besteht die Wahrscheinlichkeit, dass es der einzige Lachs im Basler Rhein war. Davon wollten Staub und die Medien nichts wissen. Der Leiter Fischerei des BAFU geht davon aus, dass Wanners Lachs nicht der Einzige sei, der den Weg nach Basel zurück gefunden habe. Und die Basler Zeitung schrieb: Gut möglich, dass Thomas Wanner nicht seinen letzten Lachs aus dem Rhein gezogen hat.
M. Pütter