Sieht so die Zukunft an der Isar aus?

Ereignisse am vormals wildromantischen, alpinen Wildfluss im Landschaftsschutzgebiet unterhalb des
Tölzer Isarstausees… Andi Pfirstinger berichtet live vor Ort: Im Bereich der Tölzer Innenstadt und der Stauwurzel
des Sees angelandetes Geschiebe wird aus Hochwasserschutzgründen herausgebaggert
und in aberhunderten LKW-Fuhren nach unterhalb der Staumauer gebracht und dort
„auf Halde“ in die Isar geschüttet.

Ereignisse am vormals wildromantischen, alpinen Wildfluss im Landschaftsschutzgebiet unterhalb des Tölzer Isarstausees… Andi Pfirstinger berichtet live vor Ort: Im Bereich der Tölzer Innenstadt und der Stauwurzel des Sees angelandetes Geschiebe wird aus Hochwasserschutzgründen herausgebaggert und in aberhunderten LKW-Fuhren nach unterhalb der Staumauer gebracht und dort „auf Halde“ in die Isar geschüttet. Während Kieseingaben an verschlammten Fließgewässern oftmals ein Segen für kieslaichende Fische sind, erstickt die Isar am eingebrachten Material. Mehr als 70.000 Kubikmeter Sand, Kies und Sediment lagern dort auf hunderten Metern Länge und warten auf den Weitertransport durch das nächste Hochwasser. Denn Kies ist derzeit das Zauberwort einiger Experten, die der Auffassung sind, dass das vom Fluss transportierte Geschiebe in ihm verbleiben soll, vor allem, um der Eintiefung des Flusslaufs entgegen zu wirken. Eine gut gemeinte Idee, die Auswirklungen sehen bisher jedoch ganz anders aus. Schuld daran ist vor allem die Tatsache, dass Kies nicht gleich Kies ist. So fehlen dem Geschiebe seit dem Bau des oberhalb gelegenen Sylvensteindammes die größeren Brocken aus dem Hochgebirge, die für Rückströmungen und Rinnen-/Gumpenbildung im Flussbett sorgen. Stattdessen ist der Anteil von Feinsedimenten (Sand, Schluff usw.) im Geschiebe überproportional hoch, denn aufgrund der Aufstauung unterhalb der Stadt setzt sich hier wegen der verlangsamten Strömung des Flusses besonders viel Feinzeug ab. Die massenhafte Verfrachtung dieser eher an Beton erinnernden Mischung nach unterhalb des Tölzer Kraftwerks hat – seit dies geschieht – zu einer stetig zunehmenden Strukturverarmung des Flussuntergrundes der Isar im weiteren Verlauf geführt. Immer mehr Flussabschnitte versanden. Die Sedimente überdecken den Flussgrund und verdichten diesen beinhart, was zur Folge hat, dass bisher bestens funktionierende Laichareale aber vor allem auch viel Fischunterstände, insbesondere auch für den vom Aussterben bedrohten Huchen, verloren gehen. Vormals tiefe Hinterrinner sind verschwunden, bzw. wurden knietief eingeebnet. Der Lebensraum für Fische als auch für Fischnährtiere schrumpft rapide. Die Auffassung der ansässigen Fischer, dass höchstens 40% des eingebrachten Materials brauchbarer Kies für die Isar seien, wird in einer Stellungsnahme an das zuständige Wasserwirtschaftsamt Weilheim durch einen renommierten Biologen und Fischereidirektor des Bezirks Oberbayern unterstützt. Nach Begutachtung der Kiesberge und des Isarabschnitts unterhalb Tölz beklagt er, dass die bedenkenlosen Baggerungen im Staubereich und die massiven Deponien am linken Prallufer unterhalb des Tölzer Wehres keineswegs ein erwünschtes, gewässer- und fischeibiologisch relevantes Ergebnis zeitigten. Wie auch die Fischer plädiert er für eine Fraktionierung der eingebrachten Kiesmengen und Trennung der Feinsedimente von den gröberen Bestandteilen im Gegensatz zum bisherigen Prozedere. Gegen die bisherige Praxis spricht ebenfalls, dass der Nachweis für eine positive Entwicklung gegen die weitere Eintiefung des Flussbettes der Isar bisher nicht erbracht worden ist. Handlungs- und Gesprächsbedarf ist deshalb geboten, zumal Planungen der zuständigen Behörden vorliegen, nun auch den Kies, der oberhalb der Geschiebesperre am Sylvenstein ausgebaggert werden muss und bisher vermarktet wurde, ebenfalls wieder unterhalb dieses Stausees komplett in die Isar einzubringen. Wie an der Isar unterhalb des Tölzer Staussees zu beobachten, steht zu befürchten, dass dies nun auch oberhalb zu fatalen Konsequenzen führt. Wir Fischer stehen mal wieder alleine da und sind die einzigen, die sich kümmern, wenn es um die biologische Vielfalt unserer vom Menschen schon genug in Mitleidenschaft gezogenen und malträtierten Flüsse geht. Wenn wir uns allerdings Gehör verschaffen, lassen sich einige Dinge auch verbessern, wie die jüngsten Bestrebungen am Krüner Isar-Wehr ca. 20km oberhalb des Sylvensteindammes zeigen: Dort beabsichtigt man jetzt, die angelandeten Feinsedimente im Einlaufbereich der Krüner Stausseen zu entnehmen und end zu lagern und nicht wie bisher bei Hochwasser durchzuspülen.

Andreas Pfirstinger


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