Der Streit zwischen Großbritannien und Frankreich um Fischereirecht nimmt wieder Fahrt auf. Nach eigenen Angaben hat London nur zwölf von 47 kleinen Fischerbooten aus der EU die Lizenz zum Fischen in britischen Gewässern gestattet. Insbesondere Frankreich als direkter Nachbar zeigt sich daraufhin verärgert. „Dies ist eine erneute Weigerung der Briten, die Bedingungen des Brexit-Abkommens anzuwenden“, sagte die französische Meeeresministerin Annick Girardin am vergangenen Dienstag.
Nicht genügend Beweise von französischen Fischerbooten
Das britische Department for Environment, Food and Rural Affairs (DEFRA) verteidigt die Entscheidung damit, dass die anderen 35 Fischer nicht ausreichend Beweise vergangener Fischerei in den Gewässern liefern konnten. Mit dieser Entscheidung belastet das Vereinigte Königreich weiter eines der gereiztesten Elemente der Nach-Brexit-Beziehung zu Frankreich. Paris drohte schon in der Vergangenheit, britische Finanzfirmen zu blocken, sollte das Land das Brexit-Abkommen zur Fischerei nicht einhalten.
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Proteste der Fischer
Bereits im Mai hatten an die 50 französischen Fischerboote eine Blocke vor den Hafen von Saint Helier errichtet. Großbritannien entsandte daraufhin zwei Kriegsschiffe, um „die Lage zu überwachen“. Das Verteidigungsministerium nannte dies eine „rein präventive Maßnahme“. Auch Frankreich schickte zwei Patrouillenboote. Diese seien jedoch ebenfalls reine Vorsichtsmaßnahmen, um notfalls Menschenleben zu retten.
Der Hafen von Saint Helier liegt auf der Insel Jersey vor der französischen Küste. Um die Insel herum befinden sich ausgesprochen reiche Fischgründe.
UK risks French ire with limits on fishing in coastal waters https://t.co/0ysGLpeZxP
— Financial Times (@FT) September 28, 2021
Großbritannien weist Schuld von sich
DEFRA zeigt sich angesichts dieser Vorwürfe unnachgiebig. Gemäß DEFRAs Angaben wurden seit dem Brexit rund 1.700 EU Schiffen Lizenzen vergeben, um in der 12-Seemeilen- bis 200-Seemeilen-Zone vor dem Vereinigten Königreich zu fischen. Außerdem werden bereits 37 Bewerbungen für 37 andere Schiffe ausgewertet. Die Fischer werfen Großbritannien allerdings vor, den Prozess hinauszuzögern.
„Unser Vorgehen war vernünftig und vollkommen gemäß unseren Vereinbarungen in dem Handels- und Kooperationsabkommen“, stellt DEFRA klar. „Wir arbeiten weiter mit der EU-Kommission und den französischen Behörden zusammen und werden alle weiteren Beweise in Erwägung ziehen, um die Lizenz-Bewerbungen zu unterstützen.“
Quellen: bloomberg.com, tagesschau.de