Wer einen Fischschwarm beobachtet, wird schnell feststellen, dass sich die Tiere fast gleichzeitig bewegen. Oft ist es unmöglich zu sagen, welcher der Fische sich zuerst gerührt hat. Doch wie genau machen sie das? Dieser Frage gingen Forscher des IGB Berlin auf den Grund. Sie fanden heraus, dass sich ein Fischschwarm ähnlich wie eine Fußballmannschaft verhält.
Experiment mit Roboter-Guppy
Im Rahmen einer Studie testeten sie das Verhalten von Guppys. Dazu verwendeten sie einen Fischroboter, der einem echten Guppy nachempfunden war. Die Fische hatten den „Spion“ zuvor bereits als einen von ihnen akzeptiert. Bewegte sich der Robo-Guppy, folgten ihm die echten.
Der Clou dabei: Der Roboter hatte eine feste Zick-Zack-Bahn, die er im Aquarium schwamm. Anfangs folgten die Guppys ihm, doch schnell wendete sich das Blatt. Bereits beim dritten Durchgang schlugen die Fische schneller die neue Richtung ein als ihr falscher Artgenosse. Sie hatten bereits geahnt, wohin er schwimmen würde. Insgesamt erreichte mehr als die Hälfte der Guppys im Fischschwarm das Ziel vor dem Roboter.
Fische können das Verhalten ihrer Partner erahnen
Der Versuch beweist, dass Fische in der Lage sind, Antizipation zu zeigen (lat. „anticipare“ – erwarten). Sie können bereits vorhersehen, wie sich ihre Artgenossen verhalten werden. „Die Ergebnisse zeigen, dass Fische in der Lage sind, das Verhalten von Sozialpartnern zu antizipieren und durch Training sogar besser darin zu werden“, erklärt David Bierbach, Hauptautor der Studie. Er ist Forscher im Exzellenzcluster des IGB und beschäftigt sich vor allem mit Schwarmverhalten und Verhaltensbiologie. „Dies ist also eine weitere Erklärung dafür, warum Fische im Schwarm – die sich untereinander gut kennen – zu extrem schnellen kollektiven Bewegungen fähig sind.“
Auch interessant
- Angeln allgemeinFische im Auto: Forscher bringen Goldfischen das Fahren bei
Ein Fischschwarm verhält sich wie eine Fußballmannschaft
Ein Fischschwarm verhält sich damit ähnlich wie eine Mannschaft beim Sport. Profis können anhand von Körperhaltung und Bewegungen ihrer Mitspieler bereits erkennen, wie diese agieren werden. Noch bevor der Fußball in der Luft ist, können die Spieler erahnen, wo er aufkommen wird. „Die Antizipation ist uns Menschen zwar angeboren, kann aber durch Training und Übung verbessert werden“, erklärt David Bierbach weiter. Die Bewegungen in einem Fischschwarm folgen denselben Verhaltensmustern. „Wir wussten aber nicht, ob die Antizipation ein Teil dieses komplexen Prozesses ist.“
Die Forscher hoffen, durch Experimente wie dieses mehr über biologische Intelligenz zu lernen. Die Versuche und die aus ihnen gewonnenen Erkenntnisse bilden die Grundlage, um smarte Technologien zu entwickeln.