Die Ozeane dienen zahlreichen Tier- und Pflanzenarten als Lebensraum und spielen auch für Menschen eine überlebenswichtige Rolle. „Die Hälfte des Sauerstoffs in der Atmosphäre wird von Algen in den Meeren hergestellt“, sagt DBU-Generalsekretär Alexander Bonde. „Außerdem regulieren die Ozeane das Klima, speichern Wärme und nehmen einen Großteil des vom Menschen produzierten Kohlendioxids (CO2) auf.“ Aber die CO2-Speicherkapazität ist erschöpft, die Meere versauern und die Wassertemperatur steigt – mit teils unberechenbaren Auswirkungen auf marine Ökosysteme und den Menschen. Daher mahnt Bonde: „Bisherige Maßnahmen sind unzureichend. Wir müssen mehr Meeresschutzgebiete ausweisen und unsere Nutzung dieser wichtigen Ressource grundlegend verändern, um irreversible Entwicklungen zu verhindern.“
Bedrohter Lebensraum Ostsee
Die Ostsee stellt einen besonderen Lebensraum dar. Durch den abnehmenden Salzgehalt Richtung Norden lassen sich sowohl Meerestiere wie Wale und Robben als auch Süßwasserfische beobachten. Doch aus einem Statusbericht der Baltic Marine Environment Protection Commission (kurz Helcom) geht hervor: Das Binnenmeer ist in einem schlechten Zustand. „Eines der größten Probleme ist die Eutrophierung durch Stickstoff und Phosphor“, sagt Dr. Volker Wachendörfer, DBU-Experte der Projektgruppe Naturschutz und Gewässer. Die Nährstoffe würden von landwirtschaftlich genutzten Flächen durch Auswaschung über Flüsse und Abwässer in die Ostsee gelangen. „Dort führt die hohe Nährstoffkonzentration dann zu verstärktem Algenwachstum und erhöhter Produktion von Biomasse“, so der Biologe. „Das bringt das empfindliche Ökosystem aus dem Gleichgewicht.“
Menschliche Aktivitäten mit marinen Lebensräumen in Einklang bringen
Das DBU-geförderte Projekt des Center for Ocean and Society (CeOS) des meereswissenschaftlichen Forschungsschwerpunktes Kiel Marine Science (KMS) an der CAU hat untersucht, wie menschliche Aktivitäten mit marinen Lebensräumen besser in Einklang gebracht werden können. „Wenn wir das Meer nutzen wollen, dann muss es gesund sein“, betont Dr. Christian Wagner-Ahlfs, Koordinator für transdisziplinäre Forschung am CeOS und Leiter des Projekts. Dabei wurde ein Dialog zwischen Akteurinnen und Akteuren aus Forschung, Landwirtschaft, Tourismus und Umweltschutzverbänden hergestellt, um gemeinsam Lösungsansätze und Kompromisse für eine nachhaltige Entwicklung der Eckernförder Bucht zu entwerfen. „Es ging zum Beispiel um die Frage, wie ein naturbasierter Küstenschutz mit den Bedürfnissen von Tourismus und Wassersport verknüpft werden kann“, sagt Wagner-Ahlfs.
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Blasentang und Steinriffe für eine gesunde Ostsee
Zudem wurden vielversprechende Maßnahmen identifiziert, um den Zustand der Ostsee zu verbessern. Wagner-Ahlfs zufolge habe das Projekt gezeigt, dass Blasentang große Mengen Stickstoff aus dem Meer binden kann. „Das hilft dabei, die Eutrophierung zu verringern und die Wasserqualität zu verbessern“, so der Projektleiter. Zurzeit prüfe das Team, in welchem Maß der Blasentang kultiviert und anschließend zusammen mit dem gebundenen Stickstoff wieder aus dem Wasser entfernt und beispielsweise energetisch genutzt werden könne. Eine weitere Maßnahme sei die Wiederetablierung von Steinfeldern als Lebensraum für Fische und Algen. „Bis in die 1970er Jahre wurden große Steine aus der Ostsee entfernt“, sagt Wagner-Ahlfs. „Die Steinriffe sind aber Orte hoher biologischer Vielfalt. Auch der Blasentang siedelt sich dort an und junge Fische nutzen den Bewuchs als Schutz.“ Davon profitierten langfristig auch die Fischerei und der Tauchtourismus.
Globale Zusammenarbeit zum Schutz der Meere
Ähnlich wie das DBU-geförderte Projekt der Universität Kiel macht auch der internationale Tag des Meeres am 8. Juni auf die wichtigen Schutz- und Lebensraumfunktionen der Ozeane und Küsten aufmerksam. „Deutlich mehr als die Hälfte der Fläche auf unserem Planeten ist von Wasser bedeckt“, so DBU-Referent Wachendörfer. „Mit dem Projekt in der Eckernförder Bucht kann ein wichtiger Schritt für ein nachhaltiges und perspektivisch auch länderübergreifendes Küstenzonenmanagement geleistet werden.“
Quelle: DBU