An der niederländischen Nordseeküste offenbart sich ein Bild des Schreckens: Mehr als 100 zum Teil furchtbar zerstückelte Schweinswal-Kadaver sind hier in den vergangenen drei Monaten angeschwemmt worden. Wissenschaftler vermuten, dass Fischer die Tiere zerlegten, um ihren verbotenen Beifang zu vertuschen.
An den Stränden der niederländischen Wattenmeer-Inseln Texel und Vlieland sowie in Nordholland sind in den zurückliegenden Wochen immer wieder tote Schweinswale angespült worden. Die Meeressäuger waren zum Teil grausam zerstückelt. „Etwa 30 Kadaver hatten eindeutig durch Messer verursachte Schnitte durch Haut und Speckschicht, einige waren teilweise skelettiert worden“, berichtet ein Sprecher der Gesellschaft zur Rettung der Delphine (GRD) in München. Die Tierschützer und Mitarbeiter des niederländischen Forschungszentrums „IMARES“ vermuten, dass Fischer auf diese Weise ihre Beifänge vertuschen wollten. Zerstückelte Kadaver verschwinden schneller im Meer und werden von Krebsen schneller aufgefressen. Doch die Rechnung ging nicht auf, Westwinde spülten zumindest einen Teil der toten Schweinswale an Land, erklärt die GRD in einer Mitteilung. Offen bleibt jedoch, wer die Täter waren und welche Fischerei für diesen extrem hohen Meeressäuger-Beifang verantwortlich ist. Aufgrund der Netzabdrücke auf der Haut der Wale deutet einiges auf die Schollenfischerei hin. Da die Grundstellnetzfischerei vor der niederländischen Küste aber nur eine untergeordnete Rolle spielt und Beobachter an Bord nur von niedrigen Beifangzahlen berichteten, sei es auch denkbar, dass ausländische Fischer oder Piratenfischer am Werk waren. Die GRD protestiert in einer Erklärung gegen den unzureichenden Schutz der Wale von Seiten der Europäischen Union. Die Tierschützer kritisieren außerdem die Haltung des schleswig-holsteinischen Landwirtschaftsministeriums. Es streite immer noch ab, „dass Schollennetze überhaupt Schweinswal-Beifänge verursachen“. Zudem sei das Stellen von Schollennetzen im Walschutzgebiet westlich von Sylt nach wie vor erlaubt. Mehr zu diesem Thema finden Sie hier.