Wie England die heimischen Wanderfische retten möchte

Nahezu jedes Gewässer in Europa ist durch Staudämme, Wasserkraftanlagen oder Schleusen blockiert. Das bedroht die Existenz von Forelle, Aal & Co. Gerettet werden können die Wanderfische nur durch Fischtreppen, sagt eine englische Initiative.

Bild: Unlocking the Severn

Das Projekt "Unlocking the Severn" will den größten Fluss Englands für alle Fischarten passierbar machen.

Die Bedingungen für Wanderfische in Europa könnten aus Fortpflanzungssicht kaum schlechter sein. Eine aktuelle Studie hat herausgearbeitet, dass alleine im Vereinigten Königreich weniger als ein Prozent der Einzugsgebiete frei von Bebauung sind. Das hat zur Folge, dass die Vielfalt der Wanderfischarten seit 1970 um mehr als 75 Prozent abgenommen hat. Die wohl berühmtesten Vertreter der Wanderfische in Westeuropa sind Forellen, Lachse und Aale. Während Forellen stromaufwärts schwimmen müssen um ihre Laichgründe zu erreichen, wandern Aale stromabwärts, wo sie schlussendlich das Meer als ersten Zwischenstopp auf ihrem Weg zur Sargassosee erreichen. Vor allem das Beispiel des europäischen Aales zeigt, wie komplex das Verhalten der Wanderfische ist – und wie schwerwiegend sich ein menschlicher Eingriff auf den Lebensraum der Fische auswirken kann.

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Dämme entfernen? Unmöglich!

Wenn ein Damm den Fischen den Zugang zu den Laichgründen verwehrt, kann der unvermeidliche Mangel an Nachkommen zu einem Rückgang der Gesamtpopulation führen. Setzt sich dieser Zustand über mehrere Jahre fort, wird die Existenz der Art in einzelnen Ländern bedroht. Arten, dessen Habitat gerade so eben noch akzeptabel ist, sind anfälliger für Dürreperioden und Verschmutzung – und daher stärker vom Aussterben bedroht.

Wie löst man dieses Problem also? Eine Möglichkeit wäre es, Dämme & Co. zu entfernen. Da diese jedoch einen unbestreitbaren Nutzen für den industriellen Menschen haben, kommt diese Methode nicht infrage. Klüger ist es, die Anlagen mit Fischtreppen und anderen Passiermöglichkeiten auszustatten. Und zwar nicht nur an manchen Stellen, sondern entlang jeder einzelnen Bebauung eines Gewässers. Am Beispiel des Severn – dem größten Fluss des Vereinigten Königreiches – kann man sehen, wie effektiv Fischtreppen dazu beitragen können, dass sich ein Ökosystem erholt.

„Unlocking the Severn“: Projekt aus England ebnet Wanderfischen den Weg

Das Projekt „Unlocking the Severn“ will diesen Zustand ändern und den gesamten Fluss Wanderfisch-freundlich umbauen.Der Severn ist der längste Fluss Großbritanniens und hat ein stark ausgeprägtes Schleusen- und Dammsystem. Das Onlineportal theconversation.com belichtet die Situation der Wanderfische im United Kingdom anhand des Beispiels der Finte. Dieser einst in Westeuropa weit verbreitete Wanderfisch litt sehr unter der Bebauung des Severns. Um als Art ungestört zu existieren, müssen tausende Finten jedes Jahr den Fluss auf- und abschwimmen um zu fressen, zu wachsen und um sich zu reproduzieren. Durch die Bebauung wurden die Finten nahezu ausgerottet. Seitdem das Projekt läuft – und der Severn immer durchlässiger wird – kommen die Finten zurück in den Severn und werden dabei beobachtet, wie sie mühelos die Hindernisse überqueren können.

Das Projekt der Briten zielt darauf ab, den Severn komplett durchlässig für Fische zu gestalten. Dazu wird an jedem Bauobjekt im Wasser eine Fischtreppe oder ein Fischdurchlauf gebaut. Wie genau das funktioniert, erklärt das Projekt auf YouTube anhand des Fischpasses in Lincomb. Das Besondere: die Fischtreppen sollen für jede Wanderfischart geeignet sein – nicht nur für die wirtschaftlich wichtigsten, wie Lachs und Forelle. Damit auch schwächere Schwimmer wie z.B. Maifische von den Fischtreppen- und Schleusensystemen profitieren können.

Möglichst viele Arten sollen profitieren

Der Fischpass am Diglis-Wehr wurde für Maifische konzipiert, die keine starken Schwimmer oder Springer sind. Ein Fischpass, den diese Art durchqueren kann, wird wahrscheinlich auch Fischen verschiedener Größen und Schwimmfähigkeiten den Weg flussaufwärts ermöglichen. Nicht alle Fischtreppen sind jedoch für schwächere Schwimmer ausgelegt.

Um den Rückgang der Wanderfischpopulationen umzukehren, sollten die Länder Fischtreppen bauen und Dämme so umbauen, dass möglichst viele Arten davon profitieren. Dies setzt voraus, dass die Regierungen geeignete Konstruktionsstandards festlegen und die „Wiedervereinigung“ ihrer vielen unzusammenhängenden Flüsse zu einer nationalen Priorität machen. Die Initiatoren von „Unlock the Severn“ wollen mit dem Pilotprojekt auf lokaler Ebene als Vorreiter agieren– in der Hoffnung, dass global nachgezogen wird.

 


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