Alle Angler haben während der Vorbereitung für den Fischereischein viel über die Biologie der verschiedenen Fischarten gelernt. In Frankfurt ist die kritische 25-Grad-Grenze bereits überschritten. Das zwingt die Behörden zum Handeln. Doch wie gehen Forellenartige, Barschartige und Co. eigentlich mit heißen Temperaturen um? Wie regulieren sie ihre Kerntemperatur – und was passiert eigentlich mit dem Sauerstoff im Wasser?
Sauerstoff bei Hitze auf dramatischem Level
Die schlechteste Nachricht für Fische vorweg: Ist es besonders heiß, kann Wasser weniger Sauerstoff aufnehmen als bei kälteren oder gemäßigten Temperaturen. In Zahlen ausgedrückt: Klettert die Wassertemperatur auf 28 Grad Außentemperatur, so ist im Wasser bereits nur noch ein Drittel des Sauerstoffs gelöst als in 18 Grad kaltem Wasser. Grundsätzlich gilt aber, dass die meisten Fische der Hitze gut trotzen können. Das schaffen die Wasserbewohner aber nur, indem sie ihren Stoffwechsel herunterfahren und inaktiver werden. Für das Sommer-Angeln sind das eher schlechte Nachrichten. Besonders schwer haben es die Forellenartigen, die kühles Wasser bevorzugen. Im warmen Wasser bekommen sie Probleme mit der Temperaturregulierung. Karpfenartige hingegen bevorzugen wärmeres Wasser und sind robuster im Kampf gegen die Hitze. Wenn zusätzlich zu einer hohen Wassertemperatur durch Gewitter Dreck in das Wasser gespült wird, sinkt der Sauerstoffgehalt weiter. Das macht nicht nur den erwachsenen Fischen zu schaffen.
Auch der Fischlaich kann sich aufgrund des niedrigen O2-Gehaltes nicht optimal entwickeln. Ebenso könnte das Laichverhalten erwachsener Fische gestört werden, da diese sich auf der Suche nach kaltem Wasser zu einer falschen Zeit zu den Laichgründen begeben. Laichen die Fische zur Unzeit, kann das die empfindliche Homöostase in Gewässern aus dem Gleichgewicht bringen und Nahrungsketten können unterbrochen werden. Dieser Zustand könnte einzelne Habitate unmittelbar zerstören.
Forellenartige leiden sehr
Steigen die Temperaturen, so sind Regenbogen- und Bachforellen die ersten Fische, die ihr Verhalten an die Hitze anpassen – und darunter leiden. In einem Artikel aus dem Jahr 2012 zitiert welt.de Andreas Müller-Belecke vom Institut für Binnenfischerei in Potsdam: „Schon bei Wassertemperaturen von 20 oder 21 Grad Celcius fressen sie [Regenbogenforellen, Anm.d.R.] weniger.“ Zwei Grad mehr und die Salmoniden würden die Nahrungsaufnahme vollständig einstellen. Ab 24 Grad Celcius beginnt für die Forellen ein Kampf um Leben und Tod.
Karpfen kommen im Hochsommer gut zurecht
Im Gegensatz zu den Salmoniden kommen Karpfen hingegen recht gut durch heiße Sommertage – bis zu 27 Grad vertragen die Cypriniden. Viel mehr haben die Karpfen mit der Tageszeit zu kämpfen. Karpfen sind in stillen Gewässern anzutreffen, wo sie vornehmlich mit Algen und Bakterien zusammenleben. Diese verbrauchen bei einem niedrigeren Sauerstoffgehalt nachts eine Menge Sauerstoff, liefern ihn aber wiederum am Tag. Morgens könnte es mit dem Kreislauf also auch für Karpfen unangenehm werden. Fun Fact am Rande: Sind die Temperaturen im Jahresdurchschnitt hoch, wachsen die Karpfen schneller.
Ein Eingriff des Menschen in die Natur ist übrigens nicht immer sinnvoll. Ein Wetterumschwung würde den Wasserbewohner am ehesten helfen. Geht es darum, bedrohte Tierarten zu schützen, so greifen Gewässerökologen dann doch ein – etwa bei der vom Aussterben bedrohten Bachmuschel im Landkreis Dillingen. Dort wird mit Hilfe des THW frisches Wasser in den örtlichen Nebelbach gepumpt.