Dieser Sommer hat deutlich gemacht, dass es um einige unserer Gewässer alles andere als gut steht. Deutschlandweit gab es mehrere Fischsterben, von denen die Katastrophe in der Oder die größte war. Doch auch abseits davon belasten Hitze, verbaute Bereiche und mehr das Leben unter Wasser. Wie aber geht es den Süßwasserfischen in Deutschland? Und kann man eigentlich noch guten Gewissens angeln? Das vorweg: Dazu gibt es auch gute Nachrichten.
Gut ein Drittel der Arten gefährdet
Thomas Klefoth ist Biologe an der Hochschule Bremen und unter anderem Experte für Süßwasserfische. In einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin „Buten un Binnen“ beantwortete er einige Fragen zu den Süßwasserfischen in Deutschland. „Es gibt bedrohte Arten“, sagte Klefoth, „sogar gar nicht so wenige. Gut ein Drittel der heimischen Süßwasserarten gilt als gefährdet.“
Als Gründe dafür gab er vor allem die Verbauung und Verschmutzung der Gewässer an. Es fehlen Flachwasserbereiche und Überschwemmungsgebiete. Durch viele Querverbauungen und Wasserkraftwerke können Wanderfische wie Lachs und Meerforelle ihre Laichgebiete nicht mehr erreichen.
Angeln ist keine Bedrohung für Süßwasserfische in Deutschland
Die Fischerei spielt dabei, anders als bei den Meeresfischen, eine eher untergeordnete Rolle. Zunächst werde hauptsächlich geangelt, und Angler verwerten den Fisch meist selbst. Und auch die Fischer wirtschaften deutlich nachhaltiger als in Nord- und Ostsee. „Die Binnenfischerei vermarktet den Fisch zu über 95% ausschließlich regional, direkt an den Endverbraucher und die Gastromonie“, so Klefoth. Auf diese Weise entstünden keine langen Transportwege, und auch Überfischung sei ein vergleichsweise kontrollierbares Problem. Die Fischerei auf Süßwasserfische in Deutschland bewegt sich in einem kleineren Rahmen – so lässt sie sich deutlich besser im Blick behalten.
Für Angler ist das eine gute Nachricht. Durch diese Rahmenbedingungen ist das Angeln in unseren Gewässern nämlich noch nach wie vor bedenkenlos möglich. Sind die Bestände lokal dennoch gefährdet, treten Schonzeiten oder Fangbegrenzungen in Kraft, um sie zu schützen. „Wir sind da im relativ nachhaltigen Bereich“, so Klefoth.
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Durch den Klimawandel mehr Fischsterben zu erwarten
Anders als den Einfluss von Anglern und Binnenfischern schätzte der Experte die Folgen des Klimawandels als sehr negativ ein. Durch das Austrocknen von Flüssen und Seen sterben Fische. Warmes Wasser hat gleichzeitig weniger Sauerstoff, was einen zusätzlichen Stressfaktor für Süßwasserfische bedeutet. Kaltwasserarten wie Hecht und Forelle werden an ihre physiologischen Grenzen kommen. Langfristig werde das in ohnehin gestörten Ökosystemen zu „immer mehr Fischsterben führen“, erläuterte Klefoth.
Bei nachhaltiger Fischerei – und Angeln fällt definitiv in diesen Bereich – kann man trotzdem noch guten Gewissens Fisch essen. Anders verhalte es sich bei importierten Arten wie zum Beispiel Pangasius. Auch auf den bedrohten Aal kommt Klefoth auf Nachfrage kurz zu sprechen. Aale sind durch verbaute Flüsse und Befischung vor den Küsten enorm bedroht. Jährlich gelangen tausende Tonnen von Glasaalen als Schmuggelware nach Asien.
Weiterhin müsse man auf die Belastung der Gewässer achten, insbesondere Flüsse können mit Giftstoffen belastet sein. In diesem Fall gelten Verzehrempfehlungen von den Behörden. Aktuell nannte Klefoth die Ochtum in Bremen als Beispiel.