In Schaffhausen, einer malerischen Gebirgsstadt in der Schweiz, findet jedes Jahr ein trauriges Schauspiel statt. Für Tausende Aale ist der Ort am Hochrhein eine Todesfalle. Der Grund dafür ist das Rheinkraftwerk Schaffhausen, durch das zahllose Fische den Tod finden.
90 Prozent aller Bodensee-Aale sterben in Schaffhausen
Es ist vom Bodensee flussabwärts gesehen das erste Großkraftwerk im Rhein und damit die erste Hürde, die Aale und andere Fische passieren müssen. Wie alle 21 Wasserkraftwerke am Rhein besitzt es weder eine Schutzinstallation für Fische noch einen Fischabstieg, über den Aale es gefahrlos passieren können. Die Folge: Laut Experten sterben 90 Prozent aller Aale, die vom Bodensee ihre Reise ins 6000 km entfernte Sargassomeer antreten, bereits an diesem ersten Hindernis.
Die Turbinen „zerstückeln“ die Fische regelrecht, und die wenigen, die durch ihre Verletzungen nicht verenden, bleiben verstümmelt zurück und werden den Weg bis an die amerikanische Ostküste kaum schaffen. Zumal man bedenken muss, dass es vom Hochrhein bis zur Nordsee noch viele weitere Wasserkraftwerke gibt, an denen sich ähnliche Szenen abspielen.
Wie drastisch die Lage ist, zeigt neben diesen aktuellen Bildern aus Schaffhausen auch das folgende Video:
„Es ist unverständlich, wieso sich trotz dieses Massakers nichts tut“, kommentiert David Bittner, Geschäftsführer des Schweizerischen Fischerei-Verbandes SFV. Er hofft, dass die Bevölkerung durch Bilder wie diese aufgerüttelt wird.
Seit 2011 sind Wasserkraftwerke in der Schweiz zu einer ökologischen Sanierung verpflichtet, was auch Schutzmaßnahmen für Fische beinhaltet. Nur die wenigsten sind diesem Gesetz bisher nachgekommen. „So kann es nicht weitergehen“, sagt Bittner.
Verband fordert Maßnahmen zum Schutz der Fische
Der Verband hat ein Programm erarbeitet, um die Zahl toter Aale am Kraftwerk zu reduzieren. Es umfasst 6 Punkte:
- Besatzstopp im Bodensee.
- Elektrifizieren des Geschwemmselrechens am Kraftwerk Schaffhausen.
- Abklärung und Einbau fischfreundlicher Turbinen.
- Temporäre Fangmaßnahmen der Aale oberhalb des KW und Transport bis unterhalb letztes Rheinkraftwerk.
- Einbezug der Fischereiverbände in die Sanierung der Fischgängigkeit am Hochrhein.
- Mitwirkung des SFV in der Arbeitsgruppe der Behörden für einen besseren Aalschutz.
Wasserkraftwerke produzieren zwar fossilfreien Strom, doch den Preis dafür zahlt am Ende trotzdem die Natur. In Anlagen wie Schaffhausen wird die Artenvielfalt bewusst (und wortwörtlich) durch den Wolf gedreht, um Strom zu erzeugen. Besonders bitter: Neben diesen großen Anlagen gibt es noch viele weitere kleine Wasserkraftwerke. Diese produzieren im Vergleich zwar kaum nennenswerte Energie, doch als „Fischtöter“ sind sie ebenso effektiv wie ihre großen Verwandten.
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