Angeln gehen bedeutet mehr, als Fische zu fangen. Natürlich ist die Aussicht darauf für viele die größte Motivation, immer wieder ans Wasser zu gehen. Unbewusst finden Angler dabei aber auch noch etwas anderes. Denn wie eine Studie von drei britischen Universitäten herausfand, hat regelmäßiges Angeln noch weitere Vorteile: Angler haben bessere Chancen, geistig gesund zu bleiben.
Angler sind seltener depressiv
Wie die Forscher der Universitäten in Cambridge, Ulster und Belfast herausfanden, haben Angler ein verringertes Risiko, an einer Depression zu erkranken. Auch Angstzustände oder selbstverletzendes Verhalten sind bei ihnen seltener als bei anderen Menschen, die nicht regelmäßig am Wasser sind.
Um den Zusammenhang zwischen dem Angeln und geistiger Gesundheit herauszuarbeiten, befragten die Wissenschaftler insgesamt 1.752 Männer. Sie erfassten unter anderem, ob sie Angler waren und wie häufig sie angelten. Weitere Fragen bezogen sich auf geistige Gesundheit, Sport und ihr allgemeines Wohlbefinden.
Ganze 70 Prozent der Befragten gaben an, mindestens einmal alle zwei Wochen angeln zu gehen. Dabei lag ihre Angelzeit fast immer bei drei Stunden oder mehr. Die statistische Analyse ergab dabei einen Zusammenhang: Je öfter die Männer angeln gingen, desto besser war es auch um ihre geistige Gesundheit bestellt. Regelmäßige Angler hatten ein 17 Prozent geringeres Risiko, an geistigen Krankheiten zu leiden als diejenigen, die nicht angeln gingen.
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Häufiges Angeln bringt geistige Gesundheit
„Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass häufiges Angeln eine Strategie sein könnte, um einerseits Entspannung und geistige Gesundheit zu fördern, und andererseits Menschen mit geistigen Krankheiten zu ermutigen, sich körperlich zu betätigen“, schrieben die Autoren der Studie in ihren Ergebnissen.
Dass Angeln sich positiv auf die Gesundheit auswirkt, sei bereits bekannt gewesen. Dennoch erlebte das Team bei der Auswertung eine Überraschung. „Wir hatten erwartet, dass Angeln ganz allgemein positive Effekte auf die geistige Gesundheit hat“, sagte Dr. Mike Trott, einer der beteiligten Forscher. „Aber wir rechneten nicht damit, dass dieser Effekt größer wird, je häufiger man angeln geht.“
Die Forscher schreiben dem Angeln zu, ein Beispiel für „Mindfulness“ zu sein. Damit ist achtsames, bewusstes Verhalten gemeint. Andere Aktivitäten dieser Art sind beispielsweise Meditation oder Yoga, aber auch Wandern oder Gartenarbeit können dazu gehören. Wer oft angelt, dem geht es also nicht nur gut – sondern sogar besser. Wenn also die Fische das nächste Mal nicht beißen, kann man trotzdem mit der Gewissheit nach Hause gehen, etwas für sich selbst getan zu haben.
Einschränkungen der Studie
Die Studie selbst ist laut den Wissenschaftlern nicht unbegrenzt anwendbar. Zunächst gaben sie an, dass sie nur die Antworten von Männern auswerten konnten. Gegenüber den 1.752 männlichen Teilnehmern füllten nur 40 Frauen den Fragebogen aus, sodass sie in der Auswertung nicht berücksichtigt wurden.
Außerdem erwähnten die Forscher, dass geistige Störungen in der Testgruppe häufiger vorkamen als in der Bevölkerung üblich. So gab fast ein Drittel (30%) der Befragten an, schon einmal Suizidgedanken gehabt zu haben; 23% hatten Depressionen und weitere 16% kannten Erfahrungen mit Angstzuständen. Weitere Phänomene kamen seltener vor, wie zum Beispiel selbstverletzendes Verhalten (<10%), Selbstmordversuche (<7%) oder Schizophrenie und bipolare Störungen (je <1%).
Zeit im Freien ist gut für den Geist
Trotz der Einschränkungen sei das Ergebnis als positiv zu bewerten. Dem schloss sich auch Dr. Drew Ramsay an, ein Psychiater in New York. „Es ist gut, dass männliche geistige Gesundheit mehr Aufmerksamkeit erhält“, sagte er im Gespräch mit dem US-Nachrichtenportal Fox Digital. „(Die Studie) erkennt an, dass traditionell männliche Aktivitäten, so wie Jagen, Angeln und Zeit, die man draußen verbringt, großartig für geistige Gesundheit sind.“
Studie (in Englisch): mdpi.com