Fingerfood für Fische: Fliegenfischen mit winzigen Streamern

Servieren Sie Hecht, Barsch, Rapfen, Zander und selbst „Friedfischen“ passend zum Angebot des Tages „Fingerfood“ – kleine Streamer, kürzer als der kleine Finger Ihrer Hand.

Finger auf dem ein kürzerer Streamer liegt

Bild: M. Werner

Fingerfood: Kleine Streamer, kürzer als der kleine Finger einer Hand, fangen jetzt extrem gut.

Wasser spritzt, kleine Fische fliegen durch die Luft, es raubt an allen Ecken und Kanten – und ich verzweifle! Wieder fliegt mein handlanger Streamer ins Getümmel, wieder strippe ich ihn zügig heran, wieder passiert … nichts! Zum x-ten Mal ziehe ich die Streamerbox aus der Weste. Noch habe ich Hoffnung, dass ich vielleicht doch irgendwo zwischen den großen Hechtstreamern noch einen meiner Winzlinge finde. Wieder raubt es direkt an der Kante, eine große Bugwelle rauscht durch den Kleinfischschwarm, der fächerförmig auseinander spritzt. Ich habe die Nase voll.

„Du bist echt ein Profi“, denke ich, denn natürlich weiß ich, dass im Spätsommer bis in den Herbst hinein kleine Streamer wie doof fangen – doof, dass ich ausgerechnet meine „Brut-Box“ nicht dabei habe. Toll, dass ich gestern Abend noch meine Streamerboxen sortiert habe und besonders toll, dass ich die Lücken in der Box mit den Mini-Streamern geschlossen habe. Sie steht jetzt äußerst dekorativ auf dem Schreibtisch im Keller. Vergessen, im Eifer des Gefechts. Ich könnte mich ohrfeigen für diese Dämlichkeit …

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Hemmungslose Hechte, Barsche ohne Manieren

Kurzer Blick aufs Handgelenk: 17 Uhr 30. Hmmmm … 40 Minuten nach Hause, 40 Minuten wieder her, zwei Minuten zum Holen der Box und drei Minuten für „Was machst Du denn schon wieder hier? Hab was vergessen“-Gespräch zwischen Tür und Angel. Das wird knapp, Sonnenuntergang ist gegen 20 Uhr, also los!

Die Landschaft rauscht an mir vorbei, während ich versuche, das Rauben einzuordnen. Die Bugwelle war ein Rapfen, definitiv, für einen Barsch zu groß. Und an der kleinen Bühne? Könnte auch ein Hecht gewesen sein. Das wiederholte Jagen im Drehwasser? Barsche, ziemlich sicher. Aber wer weiß, manchmal räumen auch Alande, Döbel und sogar große Rotfedern regelmäßig unter den Kleinfischen auf.

Close-Up eines Barschkopfes auf dem Boden. Auf seinem Kopf liegt ein Streamer.

Bild: M. Werner

Auch große, misstrauische Barsche lassen sich jetzt mit kleinen Streamern sehr gut aus der Reserve locken. Dieser hier brachte es, trotz mehrfachen Messens, „nur“ auf 49 Zentimeter.

Hecht und Barsch, Rapfen und Zander haben keinerlei Fressbremse, wenn es um dieses „Fingerfood“ geht. Sie alle stopfen sich hemmungslos mit den nicht einmal fingerlangen Fischlein voll. Vor einigen Jahren fing ich einen 70er Hecht, der sage und schreibe 128 (!) kleine Rotaugen im Magen hatte – maßlos! Besonders Barschen fehlt jegliche Manier, sie haben den einen Bissen noch nicht geschluckt, da haben sie schon den nächsten im Maul – noch zwei Fischlein im Schlund und schnell den Streamer hinterher.

Selbst „Veggies“ langen jetzt mal richtig zu

Rapfen und Zander sind nicht ganz so ungebremst, aber dennoch ganz schön draufgängerisch, wenn es um die leckeren Snacks geht. Interessant ist dabei, dass auch die Rapfen jetzt bis in die späte Dämmerung hinein jagen und man beim Befischen unserer großen Flüsse nie genau weiß, ob man direkt an der Steinpackung Rapfen oder Zander fängt.

Neben diesen klassischen Raubfischen verlieren auch die „Veggis“ ihre Hemmung und naschen jetzt häufiger mal den einen oder anderen Jungfisch weg. Alanden und Döbeln gesteht man dies ja noch zu, doch auffällig oft langen jetzt auch große Rotfedern herzhaft zu. Es gibt kaum einen Fisch, der diesem leckeren Angebot der Saison widerstehen kann. Kein Witz – ich habe in den letzten 20 Jahren sogar zwei Aale mit Mini-Streamern erwischt, sauber im Maul gehakt! Doch ein Aal alle zehn Jahre ist nichts, woraus man eine dauerhafte Methode machen sollte …

Informationsblick zum Streamer

Zweiter Informationsblock zum Streamer, hier geht es um das Vorfach

Fingerfood – einfach, leicht und perfekt serviert

Angenehm bei der Fischerei mit den kleinen Streamern: Man kommt mit einer 6er Rute und einer Schwimmschnur aus. Das reicht, um die Fingerlinge werfen und die zu erwartenden Fische drillen zu können. Die Spitze des Vorfachs sollte jedoch nicht zu dünn sein, 0,25er ist das Minimum, 0,28er ist mein persönlicher Standard bei dieser Fischerei. Besonders Rapfen kacheln derart heftig auf den kleinen Streamer, dass ein dünnes Vorfach unter der Wucht des Bisses reißt.

Ist mit Hechten zu rechnen, müssen Sie ein Stahlvorfach verwenden. Ein 0,15er oder 0,18er reicht aus, auch wenn die Tragkraft dieser Vorfächer bei nur gut zwei Kilogramm liegt. Bissfestigkeit ist in diesem Fall wichtiger als Tragkraft.

Zu den Streamern: Helle Muster, die die Länge Ihres kleinen Fingers haben, sind gut und werden fangen. Weiß ist eine meiner liebsten Farben, dazu ein wenig Glitzer plus große Augen, fertig ist der Jungfisch. Auf Details kommt es kaum an, außer, Sie fischen in sehr klarem Wasser. Normalerweise reichen ein Bündel weiße Kunststofffasern und zwei Augen, um einen Jungfisch zu imitieren, wobei ich auf die Augen besonderen Wert lege. Bei kleinen Fischen sind die Augen im Verhältnis besonders groß und das ist ein Schlüsselreiz für Raubfische. Einer meiner Lieblingsstreamer ist der„Trout Foil Minnow“ mit Epoxykörper, der mit „Fleye Foils“ gebunden wird – echter sieht auch ein echter Jungfisch nicht aus.

Angler hält Rapfen in die Kamera.

Bild: M. Werner

Hecht und Barsch, Rapfen und Zander – all diese Fische schlagen sich jetzt mit den kleinen Weiß­ fischen die Bäuche so richtig voll. Michael Werner, hier mit Rapfen, schwört jetzt auf „Fingerfood“.

Na bitte, mit Fingerfood geht’s doch!

Gut eineinhalb Stunden später stehe ich, leicht abgehetzt, aber mit den richtigen Fliegen, wieder am Wasser. Erleichtert sehe ich, dass die Raubfische noch immer nicht satt sind. Für uns ein Vorteil, wenn sie hinter den kleinen Fischen her sind …

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Zehn Meter neben mir spritzen Jungfische auseinander, einige der Winzlinge landen sogar auf den Steinen der Uferbefestigung! Wieder rauscht eine Bugwelle Richtung Ufer, da will es aber einer wissen! Zwei, drei Züge, schon fliegt der Mini-Streamer, landet dicht am Ufer. Schnell strippe ich die Schnur mit kurzen, nur etwa zehn Zentimeter langen Zügen ein. Nichts. Nächster Wurf. Wumms! Beim zweiten Zug knallt es! Der Fisch schießt sofort ins Tiefe und die 6er-Rute verneigt sich vor dem Zug. Kein Riese, aber ein guter Fisch. Nach kurzem hin und her taucht er vor mir auf. Ah, dachte ich es doch, ein Rapfen. Fast scheint es, er fixiert mich, funkelt mich böse an. Ja, mein lieber Freund, hättest Du die Kleinen in Ruhe gelassen, wäre Dir diese Erfahrung erspart geblieben …

Die nächsten zwei Stunden sind kurzweilig, zwei weitere Rapfen und drei schöne Barsche vertreiben mir die Zeit. Die Zander, auf die ich spekuliert hatte, lassen sich leider nicht blicken. Wahrscheinlich treiben die sich heute in irgendeinem anderen Buhnenfeld umher. Macht nichts, ich komme wieder – und die Räuber garantiert auch, denn noch ist der Tisch mit „Fingerfood“ mehr als reich gedeckt.

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