Einen Sandaal-Köder habe ich noch nie probiert, aber ich habe mal einen echten Sandaal gegessen. Ich hatte vom Steinbuttangeln vor dem Tranekaer Leuchtturm auf Langeland noch ein paar frische Sandaale übrig, und irgendwie packte mich die Neugier, wie die eigentlich schmecken. Einen Steinbutt hatte ich nicht gefangen, aber eine sehr große Scholle, und während deren Filets kurz in Zitrone lagen, habe ich ein paar Stücke Sandaal frittiert. In einem Bierteig, so wie die Franzosen Gründling essen.
Was soll ich sagen: Ein Stück hätte genügt. Es wird einem sofort klar, warum man aus dem Sandaal Hühnerfutter macht. Er schmeckt nicht. Der muss erst durchs Huhn durch, bevor er in die Küche kann. Allerdings schmeckt dann gelegentlich das Huhn nicht.
Die beste Karriere, die ein Sandaal machen kann, ist von einer Meerforelle veredelt zu werden! Für die Meerforellen ist er die längste Praline der Ostsee. Und nicht nur das. Es gibt ihn auch noch in zwei Geschmacksrichtungen, denn an Ostsee- und Nordseeküste kommen zwei Arten vor:
- Der bis zu 20 cm lange Tobiasfisch (Ammodytes tobianus) und…
- …der bis zu 40 cm lange Große Sandaal (Hyperoplus lanceolatus).
- Die dritte Art ist der Sandaal-Köder als Streamer.
Darum gehört ein Sandaal-Köder in jeden Fliegenbox für die Ostsee
Ammodytes heißt übersetzt „Sandtaucher“, und genau das versuchen Sandaale bei Gefahr, nämlich in den Sand zu tauchen. Mit den enthaltsamen drei Tobiasnächten nach der Hochzeit haben sie jedoch nichts im Sinn und laichen zweimal jährlich. Der Große Sandaal heißt auch Tobiaswächter, weil er gern mit seinen kleineren Brüdern und Schwestern schwimmt und ab und zu mal einen nascht. Was die kleineren Sandaale bis auf den heutigen Tag ihrer Evolution nicht so richtig begriffen haben.
Der Angriff einer großen Meerforelle auf einen flach schwimmenden Sandaal erzeugt den aufregendsten Ring, den ein Fliegenfischer erleben kann. Er hat das Format einer Waschwanne, und es spritzt, als hätte jemand einen Backstein ins Wasser geworfen!
Doch wo sich Sandaale und Meerforellen tummeln, kann es auch jederzeit direkt vor uns passieren. Dabei kann es geschehen, dass die Sandaale Schutz zwischen den Beinen des Fischers suchen. Mehr geht nicht! Und manchmal geschieht es so oft, dass man sich für einen Glückspilz hält. Vorausgesetzt, man hat mindestens einen Sandaal-Streamer, neben den anderen Meerforellen-Fliegen, in der Fliegenbox.
Mit dem Sandaal-Köder fängt man meist die großen Meerforellen
Das Glück wird natürlich erst mit einem Fisch im Kescher vollkommen, aber viel näher kann man der großen Wahrscheinlichkeit nicht kommen. Eine Sandaal-Jagd in Wurfweite ohne Biss und Fisch im Netz habe ich noch nicht erlebt. Außerdem gilt das Motto: Darf es ein bisschen mehr sein. Es ist grob verallgemeinert, aber eine Sandaal-Meerforelle liegt im Format meist zwischen einem großen Grönländer und einem Heringsfresser. Es sind die 60er und 70er Forellen, die sich zu solchen Jagdtrupps zusammenfinden.
Eine Forelle über 60 Zentimeter fest zu erwarten, ist natürlich eine Unverschämtheit, die man sich unter Petrus‘ Himmel nicht erlauben sollte. So ein Fisch hat schon eine ganz schön große Klappe, aber lange nicht so groß wie ein Striper oder Bluefish, und es bleibt uns leider das Problem, dass wir einen sehr langen Beutefisch mit einem sehr langen Streamer fischen müssen, wenn Sandaale in der Nähe sind – ein schönes Problem. Denn wenn der Einschlag kommt, dann ist es eine große Meerforelle! Hoffentlich fischen Sie mit einem 0,28er Vorfach.