Fliegenfischen auf Rotfedern: Kapitale Friedfische auf Sicht

Habt Ihr schon einmal gezielt große Rotfedern mit der Fliege beangelt? Falls nicht, sollte ihr diese Angelei unbedingt einmal ausprobieren. Bisse auf Sicht, starke Drills und das in Gewässern, welche man mit einem Schritt überqueren kann. Robert de Wilt hat Angler Jeroen zum Fliegenfischen auf Rotfedern begleitet.

Fliegenfischen auf Rotfedern ist eine spannende Methode, um die kapitalen Exemplare aus der Reserve zu locken. Foto: SANDER BOER

Die Rotfeder ist eine der am häufigsten vorkommenden Fischart in den Niederlanden. Sprechen wir allerdings über die richtig großen Exemplare – 35 Zentimeter und größer – dann sieht es schon anders aus. Diese Exemplare sind leider etwas seltener geworden. Wenn man allerdings weiß, wo sie zu finden sind, kann man sich über einen spektakuläres Ereignis freuen. Dabei ist nicht nur der Drill spannend, sondern auch der Biss. Denn wenn sie im glasklaren Wasser die Fliege attackieren und am Haken hängen, ist das mit einer der schönsten Momente beim Fliegenfischen auf Rotfedern.

Augen auf, beim Fliegenfischen auf Rotfedern!

„Vor circa fünfzehn Jahren habe ich in meinen Gewässern zum ersten Mal große Rotfedern entdeckt“, erklärt der 38-jährige Jeroen, als wir ihn um 10 Uhr an einem großen Parkplatz in einem südholländischen Polder treffen. „Damals angelte ich hier oft mit der treibenden Brotkruste auf Karpfen. Und auf einmal hielt ich eine Rotfeder mit einer Größe von 38 Zentimeter in der Hand. So etwas vergisst man nie.“ Das sich schlängelnde Gewässer ist sehr überschaubar und mit einem alten Flussarm verbunden. „Dies ist ein üblicher Rotfederplatz. Sie haben hier alles: Deckung durch die Algen und dank der vielen überhängenden Bäume und Sträucher auch genug Nahrung. Und es ist untief, also heizt es sich im Frühling schneller auf.“

Jeroen beim ausspähen des kleinen Gewässers nach Rotaugen. Foto: SANDER BOER

Jeroen beim ausspähen des kleinen Gewässers nach Rotaugen. Foto: SANDER BOER

Eigentlich ist der geborene Rotterdamer – der heute im Brabanter Gilze lebt – ein echter Karpfenangler. Das macht Jeroen noch immer Spaß, aber vor ca. zehn Jahren hatte er Lust, auf eine neue Erfahrung. „Damals habe ich mit dem Fliegenfischen angefangen. Zuerst mit dem Streamer auf Hecht. Später kamen Forellen dazu. Das hat mich inspiriert und ich erkundete so auch andere Gewässer und entdeckte dabei richtig tolle Angelplätze. Letztes Jahr habe ich dann zum ersten Mal die großen Rotfedern mit der Fliegenrute beangelt.“ Jeroen fängt seine Fische immer noch am gleichen Ort, wo er um die Jahrtausendwende die erste Rotfeder jenseits der 35er Marke an den Haken bekommen hat.

Der richtige Erfolg beim Fliegenfischen auf Rotfedern stellte sich aber erst im Mai diesen Jahres bei Jeroen ein. „Wenn Träume wahr werden: Eine 40,5 Zentimeter Rotfeder auf Trockenfliege. Danach direkt ein 39,5er. Und zusätzlich drei Dreißiger. Es ist so spannend, die Fliege im Höchstabstand zu platzieren. Der Wurf muss exakt gelingen. Und das ist gar nicht so einfach, wenn man auf eine Stelle, welche die Größe eines Bechers hat, treffen muss. „Das ist Angeln par excellence“!

Solche toll gezeichneten Rotfedern mit der Fliegenrute zu fangen, ist ein ganz besonderes Erlebnis. Foto: Foto: SANDER BOER

Solche toll gezeichneten Rotfedern mit der Fliegenrute zu fangen, ist ein ganz besonderes Erlebnis. Foto: SANDER BOER

Lies das Gewässer und fange Deinen Fisch!

Wird es Jeroen heute erneut gelingen eine Rotfeder auf Fliege zu fangen, da er zusammen mit einem Fotografen unterwegs ist? „Hoffentlich. Aber ich muss dazu sagen: Die Algen sind hier in der Zwischenzeit explodiert. Und das Riet auch. Der Frühling ist die richtige Zeit; geht es auf den Sommer zu, wird es schon schwieriger. Erstmal schauen, wo unser Trupp sich heute aufhält“, erklärt Jeroen und meint damit den Gruppenverband, in dem die Rotfedern leben.

„Sie leben in Gruppen und ich vermute, dass hier nur eine kleine umher schwimmt. Wenn wir die finden, dann müsste es klappen“, hofft er. Jeroen sucht und sucht, aber von der Rotfeder keine Spur. Bis er eine kleine Brücke erreicht und – dank Polarisationsbrille – eine schöne Rotfeder im Wasser entdeckt. Die Trockenfliege bewegt sich in Richtung des Fischs, aber dieser Mal schnappt er leider nicht zu. Auch nicht beim zweiten und dritten Versuch. Trotzdem geht er nicht davon aus, dass der Fisch von seiner treibenden Fliegenschnur erschreckt wurde, denn an dieser befindet sich eine 3 Meter lange Führung. „Es liegt an der Tageszeit. Mitten am Tag ist es langweilig mit der Trockenfliege. Die Trockenfliege ist eigentlich eher etwas für den Abend, wenn der Wind abnimmt und die Insekten auf der Wasseroberfläche tanzen.“

Die Rotfeder hat die Fliege ins Visier genommen. Foto: SANDER BOER

Die Rotfeder hat die Fliege ins Visier genommen. Foto: SANDER BOER

So nah und doch so fern

Jeroen zieht wieder an den Seiten des schmalen Gewässers entlang, auf der Suche nach weiteren Rotfedern. Plötzlich dreht er sich um. „Wir gehen besser wieder zur Brücke. Rotfedern schwimmen in der Gruppe. Wenn man eine sieht, ist die Gruppe meistens in der Nähe. Mein Gefühl sagt mir, dass sich an der Brücke noch mehr befinden müssen. Die anderen können nicht weit weg sein.“ Zurück an der verheißungsvollen Stelle läuft Jeroen – geschützt durch Watstiefel –vorsichtig in das Wasser. Etwas anderes ist hier aufgrund des vielen Riets nicht möglich. Den Fischen ist es, so Jeroen, egal, ob man durch das Wasser läuft. „Ein Fisch erschreckt nicht so schnell, wenn etwas durch das Wasser läuft. Manchmal schwimmen sie keine 2 Meter an meiner Nase vorbei. Auf einen Angler am Ufer reagieren sie viel empfindlicher.“

Hat man einmal die Rotfedern entdeckt, muss die Fliege exakt in den Sichtbereich platziert werden. Foto: SANDER BOER

Hat man einmal die Rotfedern entdeckt, muss die Fliege exakt in den Sichtbereich platziert werden. Foto: SANDER BOER

Fliegenfischen mit Nymphe auf Rotfedern

Inzwischen hat Jeroen die Trockenfliege von seiner 3 Meter langen 16/00 Millimeter Führung abgeschnitten und durch eine rote Nymphe ersetzt. „Natürlich macht das Trockenfliegenfischen am meisten Spaß. Aber das wird zu dieser Tageszeit vermutlich nicht mehr funktionieren. Eine Nymphe funktioniert gut. Der Plopp beim Auftreffen der Nymphe auf dem Wasser triggert die Rotfeder sofort.“ Jeroen hat die Nymphe circa 7 Meter von ihm entfernt ins Wasser geworfen.

„Hängt“, sagt er mit kräftiger Stimme. Bereits nach nur zwei Zügen hing der Fisch und seine Taktik ging auf. „Ein schöner, eindeutiger Biss. Ich konnte ihn nicht sehen, aber an der Schnur spüren. Er hing direkt, ich brauchte nicht viel zu tun“, so ein begeisterter Jeroen, der inzwischen seinen Kescher zur Hand nimmt. Diesen hat er mit Kunststoff schwimmfähig gemacht, sodass er den Fisch – wenn er allein ist – im Netz schwimmen lassen kann, um seine Kamera vorzubereiten. Das ist natürlich in Anwesenheit von Fotograf Sander Boer nicht nötig.

Rotfedern liefern am leichten Fliegen-Geschirr einen spannenden Drill ab. Foto: SANDER BOER

Rotfedern liefern am leichten Fliegen-Geschirr einen spannenden Drill ab. Foto: SANDER BOER

Nach ein wenig Widerstand unter der Wasseroberfläche gibt sich der Fisch geschlagen. Geschafft! Die Nymphe befindet sich in der Oberlippe und wird mühelos entfernt. „Trotzdem muss man bei dieser Angelmethode immer einen Hakenlöser mitnehmen. Einen mit großer Öse, den man über die Perle der Nymphe schieben kann. Die großen Kerle haben nämlich ziemlich große Mäuler. Es kann sein, dass der Haken etwas tiefer rutscht “, sagt Jeroen, während er mit der prächtigen Rotfeder posiert. Der Fisch misst exakt 38 Zentimeter. Und das auf Fliege. Eine tolle Geschichte.

Fliegen zum Rotfederangeln

Kaum eine Minute später erhält der Fisch seine Freiheit zurück. „Es sind alte, sensible Fische. Die müssen vorsichtig und mit Respekt behandelt und schnell zurückgesetzt werden.“ Was uns die Zeit gibt, die Fliegendose näher zu betrachten. In ihr ein Mix aus Trockenfliegen und Nymphen. Jeroen bindet alles selbst: „Das macht mir Spaß. Ich habe angefangen, Nymphen zu binden und bin danach erst auf Trockenfliegen umgestiegen.

Eine Auswahl an Fliegen, die Jeroen zum Fliegenfischen auf Rotfeden einsetzt. Foto: SANDER BOER

Eine Auswahl an Fliegen, die Jeroen zum Fliegenfischen auf Rotfeden einsetzt. Foto: SANDER BOER

Eine Nymphe ist leicht: Perlchen aufstecken, Schwänzchen und etwas Täuschendes einbinden. Das Einbinden von Klemmen und Federn für eine Trockenfliege erfordert etwas mehr Übung. Allerdings sind beide für Anfänger gut geeignet, weil sie mit einem relativ großen Haken auf Rotfeder einsetzbar sind. Bei den Farben steht Jeroen auf schlicht: „Trockenfliegen am liebsten schwarz, braun oder eine natürliche Farbe. Die Nymphen dürfen ruhig bunt sein, leuchtend grün, knallrot oder so.“

Fliegenfischen auf Rotfedern macht süchtig

Jeroen macht noch ein paar Würfe, aber die Gruppe Rotfedern scheint verschwunden. Allerdings fängt er noch einen kleinen Aland und anschließend entscheidet er sich dazu, die Nymphe gegen die Trockenfliege auszutauschen. „Das macht am meisten Spaß. Man sieht die Fische, wie sie angelockt werden und wie sie beißen. Das macht süchtig!“

Diese Rotfeder ist sicher gelandet. Foto: Foto: SANDER BOER

Diese Rotfeder ist sicher gelandet. Foto: Foto: SANDER BOER

Inzwischen ist es sonniger, warmer Mittag geworden, und Jeroen packt seine Sachen zusammen. „Die Redaktion hatte mich gebeten, keinen Hut zu tragen, weil das die Fotos so unpersönlich macht. Das verstehe ich, aber inzwischen habe ich deswegen mit meinem kahlen Kopf doch ziemliche Kopfschmerzen. Normalerweise trage ich immer eine Sonnenbrille und einen Hut. Damit ist der Kopf gegen die Sonne geschützt und man hat zudem eine bessere Sicht auf das Wasser.“ Mit Kopfschmerzen, aber gelungenem Resultat, kehrt Jeroen nach Hause zurück. Abends schickt er uns noch eine Nachricht. „Jetzt geht es mir wieder gut. Ich bin übrigens gerade dabei, schöne Köder für den Wolfsbarsch zu binden. Den hab ich zwar schon mal gefangen, aber noch nie mit Fliegen. Das ist meine nächste Herausforderung!

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