Diesmal möchte ich Ihnen eine Einstiegshilfe für den Kauf einer Fliegenbindeausrüstung und einige Ratschläge zu der Gestaltung ihres zukünftigen Bindeplatzes geben.
Beginnen wir mit dem Herzstück unserer Ausrüstung, dem Bindestock. Hier könnte ich mir das Leben einfach machen und sagen: irgendeinen – aber so einfach ist das gar nicht. Es gibt eine große Auswahl an Bindestöcken deren Funktionalität gerade für den Einsteiger verwirrend ist. Es gibt Bindestöcke mit den verschiedensten Klemmvorrichtungen, die alle wohl gut funktionieren, aber ihre eigenen Tücken haben. Wer nur einmal in die Fliegenbinderei hineinschauen möchte und sich noch nicht sicher ist, dass ihn dieses Hobby über längere Zeit begleiten wird, für den lohnt der Kauf einer Grundausstattung im Komplettangebot mit Schere, Spulenhalter, Bindestock, Einfädler und einem Whipfinisher. Diese Grundausstattung belastet ihre Geldbörse mit ca. 50 DM. Diese Bindestöcke sind dann jedoch häufig nicht für alle Hakengrößen geeignet. Trockenfliegen, Nassfliegen und kleine Streamerhaken halten aber zuverlässig. Wollen wir uns umfassender mit dem Fliegenbinden befassen wäre zu überlegen, ob wir nicht ein wenig mehr investieren. Hier ist die Auswahl um ein Vielfaches größer und eine Investition kann dann ganz schnell eine Größenordnung von 100 – 1000 DM erreichen. Vorteil: je nach Ausführung stehen uns dann mehrere Klemmbacken für die verschiedenen Anwendungen, oder eine Universal – Klemmvorrichtung zur Verfügung. Bei diesen doch nun teureren Geräten handelt es sich ausnahmslos um Profi-Werkzeuge die auf den harten Einsatz in Bindewerkstätten mit hohen Stückzahlen hin konzipiert wurden. So ein Bindestock kann bei normalem Gebrauch eine Leben lang halten und unter Umständen noch ihren Nachkommen gute Dienste leisten. Lebenszeiten von bis zu 50.000 Haken sind für solche Bindestöcke durchaus erreichbar. Sie geben jedem Haken von Größe 26 bis 10/0 festen Halt. Das nächste wichtige Werkzeug wäre der Spulenhalter. Auch für dieses Hilfsmittel hält der Fachhandel eine große Auswahl bereit. Einfache Ausführungen werden für unter 10 DM angeboten und reichen an und für sich aus. Bei diesen Modellen kann es jedoch vorkommen, dass sich in der Produktion, beim Auftragen der Chromschicht, Perlen in der sog. Tube, in die unser Bindfaden geführt wird, gebildet haben. An diesen Perlen kann unser Bindfaden reiben und dann schon mal abreißen. Eine kleine Politur mit einem Pfeifenreiniger schafft da manchmal Abhilfe. Die besten Spulenhalter sind die mit Ceramic Einlage. Sie sind absolut glatt und der Faden kann ungehindert durchgleiten. Kostenpunkt ca. 30 DM. Wir benötigen weiterhin eine Schere. Hier sollte man darauf achten, dass sie eine feine Spitze hat, um am Kopfknoten einen feinen Schnitt machen zu können. Von Vorteil sind auch fein gezahnte Schneiden. Diese erleichtern uns das Beschneiden von Haaren, losen Fäden und Fellgrannen. Für etwas härteres Material sollte man sich gesondert eine etwas stabilere Schere zulegen, da sonst unsere Bindeschere zu sehr leidet und die Schneiden schnell stumpf werden. Für Drähte und sonstige harten Sachen würde ich zu einem kleinen Elektro-Saitenschneider raten. Um den Kopfknoten zu fertigen gibt es auch ein Werkzeug: den Whipfinisher. Hier werden die sonderbarsten Formen und Größen angeboten. Manchmal absolut funktional, manchmal nur zum Fluchen gedacht. Um die Bindeausrüstung zu komplettieren fehlt nur noch eine Dubbingnadel. Diese dient nicht nur zum Auftragen des Lacktropfens auf unseren Kopfknoten sondern auch zum aufrauhen unseres Dubbingkörpers, zum freimachen des Hakenöhrs und zu vielen anderen Dingen. Der Bindeplatz Ihr Bindeplatz sollte über eine gute und helle Beleuchtung verfügen. Es erleichtert einem die Arbeiten an kleinen Fliegen ungemein und läßt das Auge nicht so schnell ermüden. Als Untergrund bevorzuge ich eine Kontrastfläche, zum Beispiel eine Korkplatte. Auf dieser Platte lassen sich alle Utensilien gut ablegen und auch wiederfinden, insbesondere kleine Haken. Die Tischklemme unseres Bindestocks sollte an dieser Platte halt finden. Wer es ganz komfortabel haben möchte, sollte sich eine der Platten zu seinem Bindestock kaufen wie sie der Fachhandel als Zubehör anbietet und sich dadurch unabhängig von zu dicken oder zu dünnen Tischplatten machen. Versierte Heimwerker können sich auch einen Bindeplatz mit Aufnahmen für die benötigten Werkzeuge, Befestigungsmöglichkeiten für den Bindestock, Klemmen für Materialien und einen Halter für das Lackfläschen bauen. Vorteil eines solchen Bindeplatzes: wir können an jedem Tisch binden und wir brauchen den Bindeplatz nur zur Seite stellen und nicht alles wegräumen. Einige Schachteln, Kästchen und Dosen zum Sammeln unserer Bindematerialien sollten auch noch Platz finden. Legen Sie sich zudem einen gesonderten Abfallbehälter an: aus den Fellflusen und Grannen von Federn, den Dubbingresten und dem, was noch so alles beim Binden anfällt, läßt sich manch hervorragender Fliegenkörper herstellen. Also, viel Spaß bei ihrem neuen Hobby! Gottfried Remig