Nach einer Langzeitstudie des
Londoner University College, durchgeführt an 7000 Beamten, ist die berufliche
und private Langeweile einer der gefährlichsten Lebensverkürzer schlechthin.
Mit dieser Erkenntnis nahmen nun Journalisten, die von der Materie wohl wenig
Ahnung hatten, das Angeln als Sinnbild der Langeweile ins Visier und
verkündeten, angeln verkürze das Leben.
Das ist natürlich falsch und zeugt von keinerlei Kenntnis chinesischer Sprichwörter, die uns ja mitteilen, die am Wasser verbrachten Stunden zählen die Götter nicht. Was sie auch nicht tun, und unser lieber Gott vermutlich auch nicht. Jeder Angler am Wasser ist ein zutiefst aktiver Mensch, der die Stunden seiner Freizeit zunächst aus dem sozialen Gefüge seiner Partnerschaft mühsam herausmeißeln musste. Ist die Hürde Freundin oder Frau oder beides erst einmal genommen, ist die technische Vorbereitung zu leisten. Der Transport der Ausrüstung ist ja bei einigen Stippanglern eine sehenswerte Kraftleistung. Die als Langeweile gewertete Wartezeit ist nur ein Teil des Gesamtvorgangs Angeln, der erst mit dem Rücktransport der Ausrüstung und der Wiedergutmachungsphase in der Partnerschaft endet. Shoppen und Pizza, womöglich Kino und tanzen. Dies alles erzeugt so viel Anregungspotential im Mann, dass ihm ein langes Leben sicher ist. Ein wenig sorgen kann man sich um Karpfen- und Lachsangler, die Tage, ja manchmal Wochen auf ihren Fang warten. Man wird nur nie einen treffen, der von sich behauptet er langweile sich. Kann sein er ärgert sich, aber dann gilt der Spruch von Linus an Charlie Brown: Ärger ist das Salz des Lebens, Charlie Brown! Fliegenfischern dürfte von allen Anglern das längste Leben beschert sein. Unsere Aktivitäten am und im Wasser lassen selbst einen hyperaktiven Stippangler eher ruhig aussehen und geben uns eine Lebenserwartung, auf die kein anderer Angler hoffen darf. Ingo Karwath