Es ist fünf vor zwölf für den Lachs. Krankheiten, Parasiten und Verbauungen – alles von Menschen geschaffene Probleme – machen Salmo salar das Leben schwer. Wir sind Zeitzeugen von menschengemachten Gewässerkatastrophen, die fassungslos machen.
Eine dieser Plagen ist die Lachslaus. „Lepeophtheirus salmonis“ kann bis zu zwölf Millimeter groß werden und ist ein krebsartiger Parasit, der sich an seinem Opfer festkrallt, sich zunächst vom Schleim und dann von der Haut seines Wirts (Lachs und Meerforelle) ernährt. Dabei wandert die Laus über den Körper des Fisches und vermehrt sich in kurzer Zeit tausendfach. Die bindfadenähnlichen Eischnüre weiblicher Lachsläuse können bis zu 1.400 Eier enthalten.
Die Lachslaus: dieser Kleinkrebs trägt in beiden Eischnüren bis zu 1.400 Nachkommen.Obwohl verboten, kommen Nervengifte zum Einsatz, um der Plage Herr zu werden. Hunderttausende eng zusammengepferchter Zuchtlachse bilden ideale Brutstätten und Nahrungsreservoirs für die Lachsläuse. Der Meeresgrund unterhalb der Netzgehege gleicht vielerorts einem Schlachtfeld: Chemische Keulen, die Exkremente der Mastfische und deren Überreste bewirken einen teilweisen Kollaps des Unterwasserlebens.
Der Läusebefall explodiert diesen Sommer
In Nordnorwegen wurde diesen Sommer eine extreme Zunahme von Lachsläusen verzeichnet. Laut Anne Sandvik vom norwegischen Institut für Meeresforschung hat sich die Anzahl der Lauslarven im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt. Der Anstieg wird auf die hohen Meerestemperaturen in diesem Sommer zurückgeführt, die den Parasiten ideale Wachstumsbedingungen boten.
Im Produktionsgebiet PO8 wurden in Woche 30 mehr als doppelt so viele erwachsene Läuseweibchen auf Zuchtlachsen gezählt wie zur gleichen Zeit im Jahr 2023. Sandvik erklärt, dass die erhöhte Wassertemperatur, die in einigen Gebieten bis zu 16,85 Grad erreichte, das rasante Wachstum der Läuse begünstigt hat. Züchter meldeten in einigen Regionen eine viermal höhere Lauspopulation als in den Vorjahren.
Wildfische massiv bedroht
Der Lausbefall betrifft nicht nur Zuchtfische, sondern auch die ohnehin stark dezimierten Wildlachse und Meerforellen. Die Lauslarven entkommen aus den Farmen und können sich durch die Meeresströmungen auf Wildfischen ansiedeln. Ein Lausbefall schwächt die Fische erheblich und macht sie anfälliger für Krankheiten.
Behördliche Maßnahmen und Sperrzonen
Angesichts der dramatischen Situation hat die norwegische Lebensmittelsicherheitsbehörde (Mattilsynet) einen Antrag auf den Bau einer neuen Zuchtanlage in Frøya abgelehnt. Die Region leidet bereits unter der Ausbreitung der Infektiösen Lachsanämie, weshalb neue Anlagen als unverantwortlich eingestuft wurden. Am 5. September 2024 verhängte die Behörde zudem Vorschriften für eine Sperrzone zur Bekämpfung der Lachsanämie in den betroffenen Gemeinden Frøya und Hitra.
Die Lage bleibt ernst, und die Behörden werden weiterhin Maßnahmen ergreifen, um die Ausbreitung der Parasiten unter Kontrolle zu bringen…