Salzeinleitung in der Bode: Naturschützer klagen gegen Chemiewerk

Das Sodawerk CIECH Soda in Staßfurt hat die Erlaubnis, jährlich tausende Tonnen Salz in die Bode einzuleiten. Angler und Naturschützer fürchten, dass es zukünftig häufiger zu Fischsterben kommen wird.

Über die Salzeinleitung bei Staßburg gelangen jährlich Tausende Tonnen Chlorid in die Bode. Foto: Wanderfische ohne Grenzen e.V.

Bild: Wanderfische ohne Grenzen e.V.

Über die Salzeinleitung bei Staßburg gelangen jährlich Tausende Tonnen Chlorid in die Bode.

Die Bode, ein Zufluss der Saale in Sachsen-Anhalt, ist in ihrem Oberlauf vielerorts naturbelassen. Zahlreiche Fischarten kommen hier in gesunden Beständen vor – doch unterhalb von Staßfurt fehlen sie. Der Grund dafür: Ein großes Chemiewerk, die CIECH Soda, leitet jährlich fast eine halbe Million Tonnen Abwasser in den Fluss. Naturschützer und Angler haben nun die Initiative ergriffen und das Unternehmen verklagt.

Fast eine halbe Million Tonnen Chlorid

Gemeinsam mit Angler der IG Bode Lachs e.V. hat der Naturschutzverband Wanderfische ohne Grenzen e.V. – NASF gegen die Salzeinleitung der CIECH Soda in Staßfurt geklagt. Das Unternehmen besitzt seit dem 30. September 2022 eine unbefristete, wasserrechtliche Erlaubnis dazu, Abwässer aus der Sodaproduktion in die Bode einzuleiten. Jährlich gelangen so bis zu 495.000 Tonnen Chlorid in das Gewässer.

Salzeinleitung in der Bode „wie eine chemische Keule“

„Diese gigantische Salzfracht wirkt in der kleinen Bode wie eine chemische Keule auf die komplette Gewässerökologie“, heißt es in einer Mitteilung von Wanderfische ohne Grenzen. Während die Bode oberhalb der Einleitung ein nahezu gesundes Gewässer sei und über 30 Fischarten beherberge, kommen unterhalb von Staßburg nur noch 3 davon vor. „Diese Salz-Barriere verhindert den Aufstieg von vielen Wanderfischen wie Lachs, Meerforelle und Neunauge.“

Für das kleine Gewässer ist die massive Einleitung eine „chemische Keule“. Angler befürchten, dass es demnächst immer häufiger zu Fischsterben kommen wird. Foto: Wanderfische ohne Grenzen e.V.

Bild: Wanderfische ohne Grenzen e.V.

Für das kleine Gewässer ist die massive Einleitung eine „chemische Keule“. Angler befürchten, dass es demnächst immer häufiger zu Fischsterben kommen wird.

Naturschützer befürchten Fischsterben in der Bode

Als wäre das noch nicht kritisch genug, kam es unterhalb des Wehres bei Staßfurt in der Vergangenheit bereits mehrfach zu Fischsterben. In Zukunft ist damit zu rechnen, dass durch die großen Mengen von Abwasser weitere Katastrophen geschehen. Viele werden sich an die verheerenden Bilder von der Oder erinnern, die im letzten Jahr zum Schauplatz eines großen Fischsterbens wurde.

Die Salzeinleitung in Staßburg beeinflusst weiterhin mehrere FFH-Gebiete (Flora-Fauna-Habitatrichtlinie). Außerdem verletzt die Erlaubnis das Verschlechterungsverbot nach der europäischen Wasserrahmenrichtlinie. Schon jetzt hinkt Deutschland bei der Verbesserung seiner Gewässer massiv hinterher – der Grund dafür sind Einleitungen wie diese.

Über Wanderfische ohne Grenzen e.V.

Der Verein Wanderfische ohne Grenzen e.V. verfolgt das mit dieser Klage das Ziel, die lokale Initiative zum Schutz von Lachsen und anderen Wanderfischen zu stärken.

Erklärtes Ziel ist die Verbesserung der Wandersituation und der Gewässerstruktur auf den Wanderwegen und an den Laichplätzen. Die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit soll auf die prekäre Situation des atlantischen Lachses und anderer Wanderfische gelenkt werden.

Durch Gewässerverbauung und -verschmutzung wurden Lachse in allen deutschen Flüssen bis in die 50er Jahre des letzten Jahrhunderts ausgerottet. Trotz umfangreicher Besatzmaßnahmen konnte der Lachs noch nicht wieder in selbsterhaltenen Beständen angesiedelt werden.

Mehr Informationen: wanderfische.eu


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