Früher wurde am Forellensee mit Standmontagen geangelt: Man warf den Köder an der Grund– oder Posenmontage aus, legte die Rute aus der Hand und harrte der Bisse, die da hoffentlich kommen sollten. Dann kam Bewegung in die Sache – das Schleppen mit Kunst- oder Naturködern kam in Mode. Die aktive Methode erwies sich in vielen Situationen der passiven Technik überlegen. Mittlerweile ist aber auch das Schleppen eine klassische Technik am Forellenteich, denn aus Italien, dem Mutterland des modernen Forellenangeln, kam eine aktive Methode nach Deutschland, die den Teichforellen so richtig das Fürchten lehrt: die Tremarella-Technik. Das Wort Tremarella bedeutet in der deutschen Übersetzung so viel wie „Tatterich“. Das lässt erahnen, worum es beim Tremarella-Angeln geht: Der Köder wird nicht nur eingeleiert wie beim herkömmlichen Schleppen, es muss auch noch gezittert werden – und zwar mit der Rute.
5 Tipps zum Tremarella-Angeln
- Feines Spitzenspiel
Eine sensible Rute mit feiner Spitze überträgt die Schwingungen am besten auf den Köder. - Zittriges Gelenk
Nicht mit dem ganzen Arm, sondern mit dem Handgelenk zittern. Auf diese Weise ermüdet man nicht so schnell. - Langer Finger
Finger auf den Rutenblank – das erleichtert das Zittern und verbessert die Bisserkennung. - Ruhig Drehen
Langsames Einkurbeln bringtmehr Bisse als ein rasantes Schnureinholen. - Kurze Stopps
Den Köder auch mal auf der Stelle halten und zittern – häufig packt die Forelle genau dann zu.
Grundlagen der Tremarella-Montage
Herzstück einer Tremarella-Montage für Einsteiger sind Glaskörper, auch Ghosts genannt, die auf der Hauptschnur laufen. Sie werden anstelle von Blei verwendet. Vorteil der Ghosts: Sie sind unter Wasser leichter. Beispielsweise kann eine 3 Gramm tragende Pose mit einem 6 Gramm schweren Ghost bebleit werden. Das höhere Wurfgewicht ermöglicht es dem Angler, auch weit entfernt liegende Stellen anzuwerfen.
Außerdem sind die Glaskörper im Wasser unsichtbar, und vermeidet die beim Forellenangeln manchmal auftretenden Bleibisse, bei denen eine Forelle das Bleischrot attackiert. Stehen die Forellen sehr tief im Gewässer, kann man aber auch Blei einsetzen, um den Köder schnell auf Tiefe zu bekommen. Es gibt spezielle Tremarella-Bleie, die wie Glaskörper frei auf der Schnur laufen und vor dem Wirbel, der als Verbindung von Hauptschnur und Vordach dient, gestoppt werden. Ausgefeiltere Montagen wie Solo-Glas oder eine Glas- bzw. Bleifederkette sind eher für fortgeschrittene Tremarella-Angler geeignet.
Bei den Ghosts gibt es zwei Variationen: short und slim. Short-Ghosts sinken schneller ab und kommen zum Einsatz, wenn die Forellen aggressiv sind. Slim-Ghosts sind beim Auftreffen auf der Wasseroberfläche recht leise, sinken langsam ab und werden bei vorsichtig beißenden Fischen verwendet.
Bau die Tremarella-Montage
Für den Bau einer einfachen Tremarella-Montage benötigt man:
- Eine drei Gramm tragende Pose mit Schnurinnenführung
- zwei Silikonschläuche
- einen sechs Gramm schweren Ghost
- Silikonstopper
- einen Dreifachwirbel
- einen am 0,16er bis 0,18er Vorfach gebundenen Haken der Größe 4 bis 8
Zunächst fädelt man die Pose auf die 0,18er Hauptschnur. Dann wird die Pose mit Hilfe von zwei Silikonschläuchen auf der Hauptschnur fixiert. Über das Verschieben der Pose lässt sich die Angeltiefe einstellen. Nun wird der Ghost aufgezogen. Der Glaskörper läuft frei auf der Schnur, er wird von einem Silikonstopper abgebremst. Nun knotet man den Dreifachwirbel ans Ende der Hauptschnur. Jetzt wird das Vorfach mit Haken in den Wirbel eingeschlauft. Fertig ist die Tremarella-Montage!
Köder zum Tremarella-Angeln
Beim Angeln mit der Tremarella-Montage kommen fast ausschließlich Bienenmaden als Köder zum Einsatz. Sie sind sehr nahrhaft, stehen bei den Forellen hoch im Kurs und lassen sich so montieren, dass sie beim Zittern bzw. Einkurbeln der Montage verführerisch um die eigene Achse rotieren. Um einen rotierenden Bienenmaden-Köder herzustellen, benötigt man zwei Larven. Und so platziert man sie auf dem Haken:
- Beim Tremarella-Angeln werden zwei Bienenmaden am Haken befestigt.
- Die erste Bienenmade wird vom Kopf her auf den Haken gezogen.
- Dann schiebt man die Made bis auf das Vorfach.
- Bei der zweiten Bienenmade wird der Haken durch den Kopf gestochen.
- Danach sticht man den Haken noch zweimal durch den Körper der Bienenmade.
- Die Made befindet sich nun in einem 90 Grad-Winkel zum Hakenschenkel.
- Nun schiebt man die zuerst aufgezogene Bienenmade wieder zurück auf den Hakenschenkel. Dieser Köder in L-Form rotiert beim Einholen verführerisch um die eigene Achse und macht die Forellen so richtig heiß.
Beim Tremarella-Angeln kommen relativ große Haken zum Einsatz. Dünndrahtige und langschenklige Haken der Größe 4 bis 8 sorgen dafür, dass die Bienenmade nicht ausläuft und der Haken gut im Fischmaul greift. Ein geschränkter Haken unterstützt die Rotation des Köders beim Einholen.
Tremarella: Die optimale Führungstechnik
Nach dem Auswerfen hält man die Rute in einem Winkel von etwa 45 Grad zur Wasseroberfläche. Dann bringt er die Rute mit einer Bewegung aus dem Handgelenk zum Zittern und holt langsam Schnur ein. Legt man den ausgestreckten Finger an den Rutenblank fällt die Führungstechnik leichter und man kann einen Biss besser erspüren. Tremarella-Angeln ist kein schnelles Spinnfischen. Deshalb wird der Köder fast in Zeitlupentempo eingeholt. Aber das Zittern nicht vergessen.
Wenn die Pose auf Tauchstation geht, sollte man nicht sofort den Anhieb setzen. Besser den Fisch erst ein Stück abziehen lassen und dann einen wohl dosierten Anhieb setzen. Übrigens wird häufig behauptet, dass man mit der Tremarella-Technik nur kleine Forellen fangen würde. Aber das entspricht nicht der Wahrheit. Auch große Forellen lassen sich von der Zittertechnik zum Biss verleiten.
Die richtige Tremarella-Rute
Warum auch noch zittern, fragt man sich. Weil man dadurch dem Köder noch mehr Aktion verleiht – und darauf fahren die Forellen total ab. Das attraktive Zittern mit einer herkömmlichen Rute zu erzeugen, ist sehr schwer. Deshalb gibt es spezielle Tremarella-Ruten. Bei diesen Ruten handelt es sich um feine, meist teleskopische Modelle mit einer sensiblen Spitze.
Diese Ruten lassen sich sehr gut in Schwingung versetzen und übertragen die Zitterbewegung auf die Schnur und den Köder. Ganz wichtig ist, dass man aus dem Handgelenk zittert und nicht den ganzen Arm einsetzt. Wer mit dem kompletten Arm schwingt, macht sich das Angeln unnötig schwer, ermüdet schnell und läuft Gefahr, sich einen Tennisarm zuzuziehen. Wer zum ersten Mal die Tremarella-Technik einsetzt, muss das Zittern zunächst ein bisschen üben. Hat man allerdings den Dreh einmal raus und weiß, wie die Rute aufgeladen wird, schwingt die Spitze fast von allein. Nun muss man es nur noch koordiniert bekommen, gleichzeitig zu zittern und den Köder langsam einzuholen.
Viele Forellensee-Experten fischen mittlerweile fast ausschließlich mit den teleskopischen Stöcken. Wer sich eine moderne Teleskop-Rute anschaut, wird feststellen, dass sie in der Spitze äußerst sensibel sind. Sie eignen sich optimal für die beim Tremarella-Angeln ausgeführten Zitterbewegungen. Die Aktion wird sehr gut auf die Montage und den Köder übertragen. Beim Angeln mit Sbirolino, Glas oder Kette fungiert die Spitze als Bissanzeiger. Auch ein vorsichtiger Anfasser wird von der Spitze angezeigt und auf den Rutenblank übertragen.
Deshalb legen ambitionierte Forellenangler auch den Zeigefinger auf den Rutenblank. So wird eine Forellen-Attacke noch besser übertragen. Die sensible Spitze hat allerdings auch einen Nachteil: Sie ist empfindlich und kann relativ schnell brechen. Deshalb sollte man beim Auf- und Abbau der Montage immer vorsichtig zu Werke gehen. Am besten fährt man zu Beginn des Angeltages zunächst das dünne Spitzenteil aus und dann vorsichtig die anderen Rutensegmente.
Außerdem sollte man die Rute nach Möglichkeit nicht der Länge nach auf den Boden legen. Zu groß ist die Gefahr, dass der Angler selbst oder ein Angelkollege auf die Rute tritt. Zum Transport sollte man unbedingt die bei den meisten Ruten mitgelieferte Plastikhülle über das vordere Rutenteil stülpen. Dann können Spitze und Ringe nicht beschädigt werden.
Tremarella-Wurfklassen: Große Zahlen auf dem Blank
Für Verunsicherung sorgen häufig die Zahlen auf den Blanks der Tele-Ruten. Diese Zahlen bezeichnen die Wurfklasse, sagen also etwas über das Wurfgewicht der Rute aus. Das Spektrum reicht von 0 bis 8. Je kleiner die Zahl desto sensibler die Rute und desto geringer das Wurfgewicht. Fürs Angeln mit einer ultra-leichten Glasfeder-Kette braucht man eine Rute der Klasse 0 oder 1, fürs Tremarella-Angeln mit der Pose haben sich 1er bis 3er Modelle bewährt.
Wer mit Sbirolinos weit auswerfen möchte, greift zu Rutenmodellen der Klasse 4 aufwärts. Und weil man beim aktiven Angeln am Forellensee die Rute den ganzen Tag lang in der Hand hält, fallen die Teleskopruten sehr leicht aus. Wer einmal solch ein Modell in die Hand gehalten hat, wird es nur noch ungern aus der Hand legen.
Welche Tremarella-Montage – welche Wurfklasse?
- Leichte Glas- und Bleifederkette: Wurfklasse 0 und 1
- Solo-Blei und Sologlas: Wurfklasse 0 bis 2
- Tremarella-Posenmontage: Wurfklasse 1 bis 3
- Sbirolinos: Ab Wurfklasse 3 aufwärts