Faul zur Forelle: Mit Naturködern passiv am Forellensee angeln

Manchmal läuft es nicht nach Plan. Der Köder sammelt immer wieder Kraut und Unrat ein – in solchen Fällen legt Andreas Rathje die Spinnrute zur Seite und macht es sich richtig bequem. Er setzt jetzt auf einen quirligen, stinkenden Köder, den die Forellen selbst finden.

Angler mit zwei Forellen in der Hand angelt passiv am Forellensee

Bild: W. Krause

Der Autor präsentiert seine Beute, die faule Rute im Hintergrund angelt für ihn weiter. Vielleicht interessiert sich gerade eine weitere Forelle für die auftreibende Teigkugel?

Kraut kann auch im Winter zum Problem werden. Das wird mir an diesem kalten Tag wieder einmal klar, als ich den kleinen Löffelblinker mit Widerstand einkurbele. Er durchbricht die Oberfläche und zieht ein ordentliches Bündel Gemüse hinter sich her. Sofort nach dem Auftreffen ist er in einem kleinen Krautteppich gelandet und hat sich verfangen. Nicht immer stirbt Kraut ab, selbst, wenn der kleine Forellensee einige Tage unter einer Eisdecke verborgen lag.

Forellen wissen Kraut zu schätzen, denn es bietet ihnen besondere Deckung in den ansonsten offenen Gewässern. Nur für uns Angler ist es wahrlich ungünstig. Immer dann, wenn ich merke, dass ich mit meinen Kunstködern eher den Grund von Pflanzen befreie, statt den Eimer mit leckeren Forellen zu füllen, wechsele ich schnell die Taktik: Dann werde ich so richtig faul! Dann angle ich passiv am Forellensee!

Angler mit viel Kraut am Forellenblinker

Bild: W. Krause

Wenn man mit dem Blinker nur Kraut fängt, sollte man zu stationären Ködern wechseln.

Quirlige Bienenmade mit fauligem Geruch

Forellen lieben Naturköder. Sie lieben aber auch auffällige Farben und haben ein ebenso großes Faible für stinkende Flavours. Das habe ich mit der Zeit herausgefunden – und genau diese Eigenschaften vereint mein „fauler“ Köder für das passive Angeln am Forellensee. Aus zwei unterschiedlichen Sorten Teig forme ich zuerst eine zweifarbige, kontraststarke Kugel. Am liebsten verwende ich hierfür „Pellet“- Teig (braun) und „Garlic“-Teig (chartreuse).

Dieser geruchsintensive Köder fällt durch seinen zweifarbigen Kontrast bei allen Lichtbedingungen extrem auf. Als Kirsche auf der stinkenden Sahnetorte dient mir dann noch eine quirlige Bienenmade, welche ich auf den dünndrahtigen Haken steche. Somit riecht und bewegt sich mein Köder – und er fällt jeder neugierigen Forelle sofort ins Auge. Er ist eigentlich gar nicht so faul, weil sich die Bienenmade aufreizend bewegt. Als faul(ig) kann aber der Geruch bezeichnet werden…

Erfolgreich passiv am Forellensee angeln

Mein Teigköder treibt auf und er kann nicht unbeschwert benutzt werden (es sei denn, man will an der Oberfläche angeln). Das ist aber kein Problem – im Gegenteil, denn schwimmende Köder lassen sich in verschiedenen Tiefen anbieten und sind sehr flexibel.

Forellenteig und Bienenmade für das passive Angeln am Forellensee

Bild: W. Krause

Unangefochten am Forellensee: Der Berkley Gulp Forellenteig. Die Kombi mit Bienenmade stinkt, leuchtet und bewegt sich – sie weckt die Neugier der Forellen.

Der T-Sinker-Trick

Will ich nur im eigenen Uferbereich angeln, weil ich die Forellen dort ausgemacht habe, so reicht mir ein ganz leichtes Bleigewicht von 1 bis 3 g. Am liebsten setze ich hierfür sogenannte „T-Sinker“ (Magic Trout) ein, weil sie die Schnur nicht beschädigen. Ein Schrotblei geht auch, aber man muss extrem vorsichtig sein, da unser Vorfach für den Forellensee gerade einmal 0,16 bis 0,20 mm stark ist, und reißen kann, wenn man das Blei zu stark festdrückt.

Der T-Sinker hat außerdem den Vorteil, dass man ihn auf der Schnur mühelos verschieben kann, was mit einem Schrotblei nicht geht. Sehe ich keine Forellen an der Oberfläche, so fixiere ich den T-Sinker 30 bis 50 cm vor dem Köder. In dieser Höhe treibt er dann auf. Bekomme ich keine Bisse, verschiebe ich das Gewicht so weit, bis ich die Standtiefe der Forellen lokalisiert habe.

Passiv am Forellensee: T-Sinker für den Erfolg

Bild: W. Krause

Der T-Sinker wird mit zwei Silikonschläuchen an der feinen Schnur befestigt und beschädigt sie nicht.

Passiv am Forellensee: Die Erfolgs-Montage

Mit dem leichten T-Sinker kann ich etwa 15 m weit werfen. Manchmal reicht das, manchmal aber auch nicht – und dann muss ich meine faule Taktik noch etwas abändern. Will ich weiter werfen, komme ich um den Sbirolino nicht umher. Ich benutze ein langsam sinkendes Modell von 15 g. Dahinter folgt eine Perle als Knotenschutz und ein Tönnchenwirbel, an den ich mein ca. 1 m langes 0,16er Vorfach anbinde. Auf dem Vorfach befindet sich wieder ein T-Sinker und dahinter folgt der Köder.

Ich werfe aus und lasse den Sbirolino an offenem Bügel absinken, lasse die Schnur aber durch meine Finger gleiten, um einen Biss in dieser ersten Absinkphase nicht zu verschlafen. Folgt kein Biss, bis der Sbirolino den Boden erreicht und meine Hauptschnur schlaff geworden ist, dann schließe ich den Bügel. Der T-Sinker wird etwas neben dem Sbirolino ebenfalls auf Grund angekommen sein, und der Köder steht etwas über Grund, je nach Abstand zum T-Sinker.

Sbirolino als Wurfgewicht am Forellensee

Bild: W. Krause

Wenn man weiter raus muss, braucht man einen langsam sinkenden Sbirolino als Wurfgewicht. Dieser ist unter Wasser fast schwerelos und legt sich sanft auf etwaigem Kraut ab.

Weil der Sbiro so leicht ist, legt er sich sanft auf etwaigem Kraut ab. Für den T-Sinker gilt dasselbe. So kann ich auch im Kraut angeln, ohne Sorge haben zu müssen, dass der Fisch beim Biss keine Schnur ziehen kann. Durch die spezielle Anköderung mit verstecktem Haken kann mein Haken auch kein Kraut fassen – erst dann, wenn ich nach einem Biss den Anhieb setze. Mit dieser Montage habe ich schon etliche Forellen fangen können.

Die Forelle klingelt beim Biss!

Einen Biss bemerke ich übrigens durch meine Forellenklingel. Diesen Begriff habe ich mir nicht ausgedacht, denn den analogen Bissanzeiger gibt es wirklich zu kaufen (von Fishing Tackle Max). Die Schnur wird in einem Arm eingeklemmt. Zieht der Fisch an der Schnur, löst sie sich aus dem Arm, der nach unten fällt und auf eine Glocke schlägt. Schon bei kleinstem Zug gibt der Klingelhebel die Schnur frei, die Forellenklingel ist also eine wirklich sensible Bissanzeige, was besonders im kalten Winterwasser entscheidend ist. Auf dieses metallische „Ping“ bin ich mittlerweile konditioniert und ganz schnell an der Rute.

Forellenklingel als Bissanzeiger

Bild: W. Krause

Die Schnur wird hinter dem Stab an der Forellenklingel eingespannt. Sobald sie abgezogen wird, schlägt der Stab auf die Klingel. Diese ist nicht besonders laut, aber ausreichend. Andreas ist auf das metallische „Ping!“ konditioniert.

Nie vergessen: Großer Kescher!

Auch wenn man passiv am Forellensee unterwegs ist, sollte man keinen Kescher in der Größe eines Schmetterlingsnetzes verwenden. Mittlerweile haben nämlich viele Forellenseebetreiber großwüchsige Fische über 5 kg besetzt. Und wenn man so einen Pitbull hakt, muss der Kescher groß genug sein…

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