Auf Forellen an der Oberfläche – faszinierender geht es nicht. Die Fischerei ist spannungsgeladen und reich an Aktion, vor allem weil wir das Geschehen mit den Augen beobachten können. Wenn der Köder aufs Wasser fällt, zögern hungrige Forellen nicht eine Sekunde, um nach der leicht erreichbaren Mahlzeit zu schnappen. Oft schießen sie in ihrer wilden Hast am Köder vorbei. Aber was soll`s, das macht die Fischerei an der Oberfläche nicht gerade langweiliger.
Forellenangeln an der Oberfläche im Sommer
Die richtige Jahreszeit ist im Sommer. Jetzt lieben es die Forellen, ihre Beute an und nahe der Oberfläche zu jagen. Frühaufsteher sind im Vorteil. Man darf gern am Wasser sein, sobald die Anlage öffnet, denn in den frühen Morgenstunden ist der Beißbetrieb oft am heftigsten. Warum sind die Forellen so wild darauf, ihre Beute an der Oberfläche zu attackieren? Die Antwort ist ziemlich logisch und einfach. Die Fische in den Angelseen kommen alle aus Teichen, in denen sie von oben her mit Pellets gefüttert werden. In den dicht besetzten Zuchtteichen herrscht Fisch-Gedrängel. Kaum berühren die Pellets das Wasser, tobt ein Kampf um das begehrte Futter. Die Fische wissen aus Erfahrung, dass sie umso mehr Nahrung erwischen, je näher an der Oberfläche sie sich aufhalten.
An den Angel-Seen geht es ähnlich zu. Vor allem im Sommer sammeln sich Schwärme von Forellen knapp einen Meter unter der Oberfläche. Auch hier müssen die Fische reaktionsschnell sein, sonst schnappen ihnen die Konkurrenten die besten Brocken vor der Nase weg. Daher gibt es oft in derselben Sekunde einen Biss, in der der Köder das Wasser berührt. Das verlangt höchste Konzentration vom Angler.
Weit entfernt mit Sbirolino
Mit einem schwimmenden Sbirolino lassen sich die verschiedensten Köder oberflächennah anbieten. Der Sbirolino ist zu empfehlen, wenn die Fische weit vom Ufer entfernt stehen, denn er erlaubt mühelos weite Würfe. Wir fädeln den Sbirolino auf die Hauptschnur. Nun eine Gummi-Perle, die den Knoten am Wirbel schützt. An das untere Auge des Dreifachwirbels knüpfen wir ein monofiles Nylonvorfach von 3 – 5 m (!) Länge. Es darf auch ein wenig kürzer sein. Das erleichtert das Werfen und verringert die Gefahr von Perücken. Die Vorfachstärke beträgt 0,20 – 0,22 mm.
Powerbait ist sehr gut als Oberflächenköder, denn er schwimmt. Wir kneten ihn als Tropfen oder in Form eines Fischchens um einen kleinen Einzelhaken mit Teigspirale. Damit landen wir oft Volltreffer. Beim Werfen darauf achten, dass man den Sbirolino sachte abbremst, kurz bevor er ins Wasser fällt. Auf diese Weise streckt sich das Vorfach und der Köder liegt vor dem Sbirolino. Wie gesagt, wenn die Fische in der Nähe sind, stürzen sie sich oft wie der Blitz auf den Köder, so dass Wasser schäumt und spritzt. Man kann sehen, ob der leuchtend gefärbte Teig nach der Attacke noch an der Oberfläche treibt. Wenn nicht, warten wir mit dem Anhieb, bis der abziehende Fisch die Schnur strafft.
Ein anderer guter Köder, kombiniert mit dem Sbirolino, ist der Powergrub von Berkley. Man fischt den Twister-Schwanz ohne Beschwerung. Sein Eigengewicht lässt ihn gemächlich abwärts torkeln. Die langsame Taumelbewegung macht die Fische wild – genauso wie der absinkende Pellet im Teich. Wird der taumelnde Köder nicht genommen, ziehen wir an, damit er hoch steigt und lassen ihn erneut sinken. Heben und Senken, das bringt den Erfolg. Und immer daran denken, je träger und schläfriger wir den Köder führen, desto größer sind die Chancen.
Wobbler werden selten an Angel-Seen benutzt, dabei sind sie sehr fängig. Die Vorteile von Wobblern: Sie imitieren kleine Beutefische und lassen sich im Schneckentempo führen, das schätzen die Forellen. Man braucht Modelle, die auf der Oberfläche schwimmen solange sie nicht bewegt werden. Ich bevorzuge den 5 cm langen Nils Master Invincible in knalligen Farben. Der wirft sich nicht so gut, da er nur 6 g wiegt. Also pfeffere ich ihn mit einem Sbirolino weit hinaus. Der Wobbler läuft nur wenige Zentimeter unter der Oberfläche. Oft zeigt sich die Druckwelle einer gierigen Forelle, die sich mit einem knallharten Biss auf den Wobbler wirft.
Beim Forellenangeln an der Oberfläche kommen die Bisse wie ein Blitz
Die perfekte Waffe für die Oberfläche ist die Fliegenrute. Der Drill an der Fliegenrute ist unvergleichlich. Sie kommt zum Einsatz, wenn die Fische scheu sind. Man benutzt buschige Trockenfliegen, Popper und Fliegen aus Schaumstoff. Mit der Fliegenrute fischt man besonders gezielt. Man kann beobachtete Fische sehr schnell immer wieder anwerfen. Oft beißen die scheuen Forellen erst nach mehreren Versuchen. Eine Rute Klasse 5 eignet sich gut, dazu eine schwimmende WF-Schnur mit einem speziellen Vorfach für die Oberflächen-Fischerei. Von Vorteil ist, dass sich das Vorfach gut strecken lässt, so dass die Schnur die Fische nicht erschreckt. Die gestreckte Schnur gibt guten Kontakt zur Fliege und der Anhieb kommt sicher bis zum Fisch durch.Man ist immer wieder überrascht, wie blitzartig die Fische beißen unmittelbar nach dem Einfallen der Fliege. Das verlangt vom Angler höchste Konzentration von der ersten Sekunde an. Popper und Schaumfliegen sind besser. Sie haben mehr Volumen. Das verursacht einen größeren verlockenden Platscher auf der Oberfläche. Hitzige Farben fangen besonders gut. Aber manchmal sind auch unauffällige Farben wie schwarz oder braun einen Versuch wert.
Kommt nicht sofort beim Aufschlag ein Biss, lassen wir die Fliege zehn Sekunden ruhen. Dann zupfen wir rasch ein paar Mal. Es bilden sich kleine Wellen, die interessierte Forellen in der Nähe anlocken. Jetzt heißt es bereit sein für den Tumult an der Oberfläche. Jederzeit kann der Angriff kommen, ohne Vorwarnung.
Fotos: JTSV, G. Bradler