Die letzten Wochen schienen die Forellen förmlich am Grund zu kleben. Teilweise bissen die Fische nur wenige Zentimeter über dem Gewässerboden. Klar, hier war es sozusagen muckelig warm, zumindest garantiert mindestens vier Grad plus. Doch jetzt ist plötzlich alles anders. Die ersten Sonnenstrahlen haben das Gewässer im Oberflächenbereich erwärmt. Der Frühling macht sich bemerkbar: Saisonstart am Forellensee!
Die Thermojacke bleibt zuhause
Der Angelsee in Bendesdorf ist ein eher flacher See mit viel Struktur unter Wasser, von Krautfeldern und Sandbänken durchzogen. Insbesondere die kleinen Sandflächen erwärmen das Gewässer bei Sonne deutlich schneller. Auch wenn es heute trüb und wolkig ist und die Sonne gänzlich fehlt, liegen die Temperaturen knapp im zweistelligen Bereich. Warm genug, um endlich mal wieder nur im Pulli zu angeln – die dicke Thermojacke brauche ich vorerst nicht.
Schon beim Auspacken des Angelgerätes kann man Fische an der Oberfläche ausmachen. Vereinzelte Goldforellen zeigen an, dass die Forellen in der oberen Wasserschicht unterwegs sind. Allerdings ist die meiste Aktivität in der Seemitte zu erkennen. Da muss ich heute die schweren Geschütze auffahren. Schwere Matchruten kommen zum Einsatz und schleudern meine 15 g schweren schwimmenden Bombarden immer zielsicher auf große Distanzen.
Bild: W. Krause
Mit der Matchrute kann man Bombarden auf enorme Weiten schleudern, falls die Fische mitten im See stehen.
Im Frühling am Forellensee: Immer obenauf!
Im klaren Frühlingswasser befinden sich derzeit nur wenige Schwebeteilchen, somit ist die Sicht für die Forellen meist sehr gut. Das heißt für uns bei der Montage vor allem eins: möglichst unauffällig soll sie sein! Weiß ist für die Fische ist Gegenlicht nur schwer zu erkennen. Meine Bombarden drehen sich immer Richtung Wasser auf die weiße Seite, die Oberseite ist mit einer roten Signalfarbe versehen. So können wir den Schwimmkörper selbst auf größte Entfernung sehr gut sehen.
Beim Angeln mit schwimmenden Bombarden und Sbirolinos verwende ich grundsätzlich steifes Fluorocarbon. Das vereint aus meiner Sicht gleich mehrere positive Eigenschaften gegenüber normalen, monofilen Schnüren. Erstens hat die Fluorocarbon den gleichen Lichtbrechungsfaktor wie Wasser, ist zweitens deutlich abriebfester und was für das Bombarden-Angeln enorm wichtig ist – sie ist drittens deutlich steifer. Dadurch gibt es im Wurf wesentlich weniger Verwicklungen und „Tüddel“, wie der Norddeutsche sagt.
„In’t Fröhjahr ümmer mit Woorm“ – und Bienenmade!
Apropos Norddeutsche: Vor vielen Jahren war ich an einem anderen See in Norddeutschland angeln und da blieb mir der Satz eines alten Anglerkollegen im Ohr. Dieser fing tatsächlich eine Forelle nach der anderen. Als ich unbedingt schauen musste, welches sein Erfolgsköder war, sagte er zu mir: „Jung, höör mal. In’t Fröhjahr ümmer mit Woorm“ – also im Frühjahr immer mit Wurm!
Bild: W. Krause
Fabian Frenzel freut sich über eine wunderschöne, makellose Frühjahrsforelle, die er mit der dänischen Methode erwischt hat. Fischegel wie der im mittleren Bild sind ein klares Zeichen dafür, dass die Forellen noch bis vor kurzem sehr nah am Grund gestanden haben. Die besten Naturköder zum passiven Angeln mit der Pilot-Montage sind im Frühjahr Bienenmaden und Tauwürmer.
Das ist auch heute noch oft so. Wurm fängt im Frühling oft besonders gut. Natürlich darf bei mir beim Frühjahrsangeln ein jüngerer Erfolgsköder nicht fehlen: die Bienenmade (Wachsmottenlarve). Diese beiden Naturköder biete ich passiv mit einer Pilotmontage an, um den vorsichtigen Forellen beim Biss möglichst wenig Widerstand zu bieten und auch um ganz dicht unter der Oberfläche fischen zu können.
Frühling am Forellensee: Aktiv angeln wie die Dänen
Wenn es eine aktive Montage gibt, die fast jeder gute dänische Forellenangler beherrscht, dann ist es das Schleppen mit schwimmender Bombarde. Unsere Nachbarn im Land der Hot Dogs und des Softeises haben oft ähnliche Gewässergrößen wie viele norddeutsche Forellenseen. Auch hier muss weit geworfen werden.
Die Montage ist recht simpel aufgebaut. Auf der Hauptschnur wird die schwimmende Bombarde aufgefädelt. Dann kommt ein Gummistopper, darunter ein Dreifachwirbel, der den Schnurdrall verhindert. Anschließend folgt ein 3 m langes Vorfach, auf dem ein kleines Gewicht befestigt ist, das sich auf der Schnur verschieben lässt. Ich verwende gerne T-Sinker. Das sind spezielle Gewichte aus Wolfram (Tungsten). Sie sind baulich kleiner als beispielsweise ähnliche Modelle aus Blei. Zudem werden die T-Sinker mit zwei Silikonschläuchen durch Klemmen auf dem Vorfach befestigt, dadurch wird die Schnur im Gegensatz zu normalem Bleischrot nicht beschädigt.
Bild: W. Krause
Frühlingstage am Forellensee kommen notfalls auch ohne Sonne aus. Hauptsache die Rute ist krumm – und der Kescher gut gefüllt.
Erfolgsköder für den Frühling am Forellensee
Beim Schleppen im Frühjahr kommen auch vorwiegend Naturköder wie Bienenmaden und Würmer zum Einsatz, aber auch Forellenteig oder leichte Kunstköder wie zum Beispiel Twister. An diesem Tag geht mein Plan voll auf. Obwohl ich das erste Mal am Gewässer bin, konnte ich die Fische bereits nach kurzer Zeit für meine Köder interessieren – mitten im See und kurz unter der Oberfläche.
Im Laufe des Vormittags bissen die Fische recht gut. In unregelmäßigen Abständen fing ich bis mittags die eine oder andere Forelle. Und das endlich ohne zu frieren. So ein Frühlingsausflug tut richtig gut!
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