Stör-Alarm
Es ist kurz nach Mitternacht, als ich beim Versuch, einige Brassen als Welsköder zu fangen, einen Biss bekomme. Direkt nach dem Anhieb schraubt sich ein großer Fisch aus dem Wasser und lässt mich um die 0,18er Hauptschnur und das 0,14er Vorfach bangen. Ein Stör!
Nach kurzer Flucht sofort der nächste Sprung aber jetzt ist mein Gegner im Restlicht der Nacht identifiziert: ein Stör. Nach 20 Minuten Zitterpartie liegt der Fisch vor mir auf der Abhakmatte, mein Freund Sebastian konnte ihn mit einem großen Welskescher sicher landen. 125 Zentimeter zeigt das Maßband, die Waage bleibt bei 13 Kilogramm stehen. Ort des Geschehens: der große Teich im Angelpark Wagner im nordhessischen Goddelsheim.
Mittlerweile gibt es kommerzielle Angelteichanlagen, in denen man Störe bis 170 Pfund an den Haken bekommen kann. Diese urzeitlichen Giganten fängt man natürlich nicht mehr mit der Matchrute. Wo solche Riesen vorkommen, braucht man entsprechend schweres Gerät und stabilste Haken. Gut geeignet ist mittelschweres Wallergerät, wobei die Rute durchaus 300 Gramm Wurfgewicht haben darf. Die ideale Länge, um die rasanten Sprünge der Giganten abzufangen, liegt zwischen 3 und 3,30 Meter. Ergänzt wird die Rute durch eine große Stationärrolle, die mit mindestens 25 Kilogramm tragender Geflochtener gefüllt sein sollte. Das einen Meter lange Vorfach muss am Grund aufliegen, damit es den Stör beim Biss nicht stört. Ein sicheres Zeichen dafür, dass das Vorfach zu kurz ist, sind oftmals von außen gehakte Störe. Als Haken sind Wallerhaken der Größen 4/0 bis 8/0 zu empfehlen. Ich bevorzuge die Mantikor Single Hooks von Mosella.
An Teichen mit Fischen bis 50 Pfund verwende ich wesentlich leichteres Gerät. Ich komme mit einer Posenrute von 345 Zentimeter Länge und einem Wurfgewicht bis 45 Gramm gut zurecht. Als Schnur kommen 0,35er Mono oder eine dünne Geflochtene mit 10 Kilogramm Tragkraft zum Einsatz.
Am Grund geht’s rund!
In der Natur sind vor allem die großen Stör-Arten Raubfische, die sich von Fischen und Krebstieren ernähren. In Angelteichen leben sie meist als Allesfresser, Tauwürmer sind dann der Standardköder. Je nach Größe der Störe werden zwischen 1 und 8 Würmer am Einzelhaken angeboten. Eine gute Alternative zum Tauwurm ist auch der quirligere Dendrobena. Bis zu 8 Stück dieser kleineren Wurmart an 2er bis 4er Haken sind ebenfalls äußerst fängig. Die Würmer lassen sich aber auch mit Mais oder Bienenmaden kombinieren. Ein weiterer guter Köder, z.B. in der Anlage im Quellengrund, ist stark riechender Käse. Auch eine Köder-Kombination aus Tauwürmern und Käse ist nicht zu verachten. Lassen Sie die Tauwürmer aber nicht zu weit vom Haken herabhängen, denn das führt zu Fehlbissen.
Alle genannten Köder werden grundsätzlich am Grund angeboten, denn hier suchen die Störe mit ihren Barteln nach Nahrung. Dabei verraten sie ihre Standplätze oftmals durch Blasenteppiche. Entdecken Sie einen solchen, platzieren Sie in jedem Fall ihren Köder direkt auf dem Teppich. Auch das Aufsteigen von kleinen Schlammwolken verrät die Fische beim Gründeln.
Modern beißts auch beim Störangeln
Immer beliebter wird auch das Angeln mit modernen Ködern wie Pellets und Boilies. Beide Köder bringen gute Störe an den Haken, vorausgesetzt man hat das richtige Aroma erwischt. Pellets lassen sich auf zweierlei Weise anködern: Einmal befestigt man sie mittels eines kleinen Silikongummis, dem sogenannten Pelletband, am Haken, oder man zieht sie wie beim Karpfenangeln auf ein Haar. Die Nummer 1 unter den Pellets sind Heilbutt-Pellets. Beim Angeln mit Boilies fangen zum Beispiel Bloodwurm-, Halibut- und McFish-Boilies von Pelzer. Sehr gut sind aber auch Boilies mit Wurmextrakt wie die von der Firma Superwurm. Überwiegend wird mit einem Boilie von 20 Millimeter Durchmesser geangelt. Man kann für große Fische aber auch 2 oder 3 Boilies aufziehen oder einen Boilie am Haar zusammen mit einem Tauwurm am Haken anködern.
Man kann sowohl mit Festblei als auch mit Laufblei auf Störe angeln. Einzige Gefahr: Bei der Festbleimontage springt der Stör oft schon während des ersten Runs, also bevor man den Anschlag setzen kann, hoch aus dem Wasser. Das kann hin und wieder zum Ausschlitzen des Hakens führt. Beim Angeln mit kleineren Ködern haben sich folgende als Störköder erwiesen: ein Bündel Maiskörner, 3 bis 5 Bienenmaden, Bienenmaden in Kombination mit Maiskörnern oder zusammen mit Rotwürmer auf Haken der Größen 4 bis 6.
Störe anfüttern
Und wie sieht es mit dem Anfüttern auf Störe aus? In der Hinsicht habe ich verschiedene Futtersorten getestet. Am besten hat sich das Mosella Fertigfutter Competition Fließwasser bewährt, ein gut bindendes Futter. Auf einen Kilobeutel kommen zusätzlich 250 Gramm süßer Dosenmais und 500 Gramm Heilbutt-Pellets. Außerdem kann man Maden, Bienenmaden und geschnittene Würmer ins Futter geben. Wie die Erfahrungen meiner Kollegen und mir zeigen, beißen zunächst meist Karpfen, nach etwa einer Stunde herrscht dann aber StörAlarm im Forellenteich. Auch bei einer Folge der Fernsehsendung Fish ´n Fun, die über den Sender DMAX ausgestrahlt wird, zeigte mein Futter Erfolg. So gelang es einem Einsteigerteam, 7 Störe zu landen, 2 weitere gingen im Drill verloren. Auf diese Weise ließen sie das Profi-Team klar hinter sich. Leider ist Anfüttern an vielen Teichanlagen aber nicht gestattet, und man muss den Stören ohne Anfüttern auf die Schuppen rücken. Störe beißen manchmal recht vorsichtig, was man besonders beim Posenangeln immer wieder beobachten kann. Oft wird die Pose erst eine ganze Weile hin und her geschoben, bevor sie zügig abtaucht. Je leichter man die Tragkraft der Pose wählt ich verwende Modelle mit einer Tragkraft zwischen 6 und 10 Gramm desto besser sieht man natürlich solche feinen Bewegungen. Auf der anderen Seite sind die Störe aber auch nicht gerade empfindlich, was dicke Posen angeht. Ich habe schon etliche Fische zwischen 20 und 30 Pfund beim Wallerangeln auf Tauwurmbündel gefangen mit Welsposen, die eine Tragkraft zwischen 80 und 120 Gramm hatten. Auch hier wurde die Pose erst hin und her geschoben und verschwand dann in der Tiefe.
Vorsicht, Sprungkünstler!
Störe neigen im Drill zu gewaltigen Sprüngen, was man nie vergessen sollte, um in so einem Fall richtig reagieren zu können. Da mittlerweile in vielen bekannten Forellenanlagen ein guter Störbesatz vorhanden ist, zum Beispiel im eingangs genannten Angelpark Wagner in Nordhessen, im Quellengrund im Bergischen Land, in einigen Anlagen im Münsterland, im Westerwald und auch in Barweiler in der Eifel, um nur einige zu nennen, lohnt es sich durchaus, gezielt auf diese urzeitlich anmutenden Gesellen anzusitzen. Starten Sie einen Versuch und fangen Sie dabei vielleicht den Fisch ihres Lebens! Die hier beschriebenen Methoden und Köder basieren im Übrigen auf dem Fang von über 100 Stören und können so sicherlich als solide Ausgangsbasis angesehen werden.