Als in der Nacht auf den 12. November ein Fischkutter in eine Fischfarm fuhr, entkamen 70.000 Forellen aus der Anlage in die Ostsee. Neben dem Schaden für den Betreiber stellt sich auch die Frage, welche Folgen das für die Umwelt haben wird. Sind Forellen aus Fischfarmen eine Gefahr für die wilden Meerforellen in der Region?
Nach Unfall bei Musholm: Betreiber will keine Anzeige stellen
Die Reparatur der Anlage bei Musholm, einer kleinen Insel zwischen Fünen und Seeland, ist nur der oberflächliche Schaden. Inzwischen konnte man den Fischkutter aus der Anlage entfernen, und der Betreiber Musholm A/S will keine Anzeige stellen. Man betrachtet es als Unfall, den die Versicherung regeln wird.
Der eigentliche Schaden sieht anders aus. Fakt ist: 70.000 Forellen aus einer Zucht sind in die Wildnis gelangt, wo sie mit wilden Fischen um Nahrung konkurrieren – und um Laichplätze.
Fischbiologe über Forellen aus Fischfarm: „Sie sind wie Käfighühner“
Kaare Manniche Ebert ist Fischbiologe und Umweltberater beim Dänischen Sportfischerverband. Er befürchtet langfristige Folgen für die Meerforellen in den Flüssen Tude Å und Halleby Å, zwei Bächen im Westen von Seeland und direkt an der Bucht von Musholm. Es sei nicht das erste Mal, dass so etwas passiert. Und obwohl die Regenbogenforellen aus einer Aquakultur kommen, können sie Schaden anrichten.
„Sie sind ein bisschen wie Käfighühner, weil sie nicht dafür gemacht sind, in freier Wildbahn zurechtzukommen“, sagte er. Dennoch haben die Zuchtfische immer noch Instinkte, die sie die Flüsse an der Bucht von Musholm hinaufziehen lassen.
Regenbogenforellen laichen an denselben Plätzen wie Meerforellen
„Es kann vorkommen, dass die beim Laichen die gleichen Stellen wie wilde Meerforellen wählen“, erklärte der Biologe. „So können sie einen Jahrgang ausrotten oder zumindest beeinträchtigen.“ Die Forellen aus der Fischfarm würden die Eier der Meerforellen ausgraben und sogar fressen.
Manniche Ebert erwartet, dass die meisten Regenbogenforellen innerhalb der nächsten 6 Monate gefangen oder tot sein werden. Dennoch sei die Meerforellenpopulation in den beiden Flüssen sehr fragil, und selbst wenn nur 1 Prozent der Forellen aus der Fischfarm aufsteigen, werden sie Schaden anrichten.
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Betreiber der Fischfarm erwartet, dass Forellen gefangen werden
Niels Dalsgaard, Direktor der Fischfarm Musholm A/S, hält den Vorfall für keine große Gefahr. Er rechnet damit, dass die entflohenen Forellen in einigen Monaten eingefangen werden. Die Reparatur der Anlage selbst ist bereits im Gange, werde aber eine noch unbekannte Summe kosten.
„In Bezug auf die Umwelt haben sie keine Bedeutung“, sagte er im Bezug auf die Fische. Regenbogenforellen würden sich nicht mit Meerforellen vermischen. „Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass sie dort nicht sein sollten“, fuhr er fort.
Angler reisen in Scharen an die Küste
Ein Teil der Meerforellen ist bereits gefangen worden – unter anderem auch von Anglern. Für sie ist die Musholm-Bucht aktuell der Hotspot Nummer eins in Dänemark. Viele sind zu Beginn der Woche angereist, um so viele entflohene Regenbogenforellen wie möglich zu fangen.
„Ich bin hier, weil ich sehen will, wie viele Regenbogenforellen ich fangen kann“, sagte einer der Angler im Gespräch mit dem Nachrichtenportal TV2East. „Zum Teil, weil es Spaß macht. Aber auch, um sie aus dem Wasser zu holen. Je mehr wir fangen können, desto besser.“
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