Die Fischbestände in bayerischen Gewässern haben sich seit Jahren kaum verändert, schon gar nicht zum Besseren. Obwohl sie zumindest nicht schlechter werden, stagnieren sie auf einem zuverlässig niedrigen Niveau. Laut Untersuchungen der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) sind besonders Bachforellen von diesem Problem betroffen.
Schlechte Bestände: Nicht nur Gewässer und Verbauungen sind schuld
Zwar unterstützten die Umweltverbände die Wildbestände, indem sie Bachforellen aus Zuchtanlagen besetzen. Doch die Fische überleben meist nicht lange genug, um sich zu vermehren. „Neben einer schlechten Gewässerstruktur oder Verbauungen könnte dies an den Fischen selbst liegen“, berichtet Gregor Schmidt, Forellenexperte des LfL-Institus für Fischerei. „Als Ursache vermuten wir fehlende Überlebensstrategien und veränderte Verhaltensweisen bei den Setzfischen. Die Kinderstube in der kontrollierten Umgebung einer Teichwirtschaft unterscheidet sich mitunter stark von den natürlichen Lebensbedingungen.“
Kurz gesagt heißt das: Die Bachforellen aus den Zuchtanlagen sind einfach zu dumm, um in der freien Wildbahn zu überleben.
Nachhilfe für Bachforellen
Um ihnen die Verhaltensmuster beizubringen, die ihre wilden Verwandten bereits beherrschen, hat das Team des Instituts bereits einen Lösungsansatz erarbeitet: ein Trainingslager für Bachforellen.
Bevor die Zuchtfische in die Natur entlassen werden, bekommen sie quasi Nachhilfe darin, wie sich ein Fisch zu verhalten hat. Für zwei Wochen leben sie in Naturteichen, in denen sie auf die natürlichen Bedingungen eingestimmt werden. Sie trainieren die Nahrungserwerb (Pellets schwimmen ja bekanntlich nicht weg) sowie das Verhalten im „Ernstfall“: Sie müssen fliehen, wenn sich ein Räuber nähert, und erlernen, welchen Unterschlupf sie wählen sollen.
In dieser Saison wollen die Experten des LfL-Instituts testen, ob das Projekt Zukunft hat. Ein Teil der Zuchtforellen soll daher wie zuvor direkt besetzt werden, während ein anderer das „Trainingslager“ durchläuft. Hinterher werden die Mitarbeitenden des Instituts die Besatzerfolge im Bezug auf Wiederfangrate, Kondition und Gesundheit der Fische vergleichen. Und wer weiß, vielleicht gibt es demnächst eine Schulpflicht für Zuchtforellen?
Quelle: LfL Bayern