Angeln mit Teig: Köder selber herstellen
Wenn heute vom Angeln mit Teig die Rede ist, denken die meisten sicher ans Angeln am Forellensee, wo mit bunten Pasten aus kleinen Gläsern jede Menge Forellen gefangen werden. Selbst gemachter Teig für das Friedfischangeln ist dagegen leider in Vergessenheit geraten. Dabei gibt es kaum einen vielseitigeren Köder. Die Palette reicht von der stecknadelkopfgroßen Kugel zum Fang von Gründlingen und Lauben bis zur boiliegroßen Kugel für das Karpfenangeln.
Neben seiner Fängigkeit hat dieser Köder noch einen zweiten Vorteil: Er ist extrem günstig zu haben. Schon für 20 Cent kann man zum Beispiel aus einem Brötchen eine Menge Teig kneten und reichlich Fische fangen. Ich habe vier verschiedene Methoden, um Teig zuzubereiten. Beginnen wir mit der einfachsten.
Brötchen-Teig mit Lockwirkung
Benötigt wird ein einfaches Weißmehl-Brötchen, genauer gesagt nur das weiche Innenleben. Das kneten wir kräftig durch, und schon haben wir einen Teigköder, der recht gut am Haken hält. Verfeinern kann man den Teig durch Lockstoffe. Entweder nimmt man pulverförmige Aromen wie Anis, Lebkuchen- oder Honigkuchengewürz, Zimt, Koriander oder man arbeitet mit flüssigen Lockstoffen. Das Pulver wird über den frisch aus dem Brötchen entfernten Teig gestreut, bevor dieser geknetet wird. Durch das Kneten verteilt sich das Pulver im Teig.
Nehmen Sie aber nur eine kleine Prise, denn Fische haben eine feine Nase und man kann den Teig auch überwürzen. Pulverförmige Fertigmischungen aus dem Fachhandel sind zum Teil schon auf bestimmte Fischarten abgestimmt, das erleichtert die Wahl. Auch süsse Lockstoffe bekommt man in jedem Angelladen. Karpfen-Dips, eigentlich für Boilies gedacht, sind bestens geeignet, dem Teig eine besondere Duftnote zu verleihen. Die Teigkugel am Haken wird einfach in den flüssigen Lockstoff getunkt.
Graue Aromentherapie
Mein zweiter Teig, der sich auf Rotaugen, Brassen und Karpfen bewährt hat, lässt sich genau so einfach herstellen. Wir benötigen eine etwas dicker geschnittene Scheibe Graubrot (Mischbrot). Von dieser entfernen wir die Kruste und kneten den Rest wie beim Brötchenteig beschrieben. Um herauszufinden auf welchen Lockstoff die Fische besonders positiv reagieren, schneide ich die Scheibe in vier Teile und präpariere jedes Teil mit einem anderen Lockstoff, zum Beispiel Anis, Zimt, Lebkuchengewürz oder eine fertige Mischung. Sollte ich beim Angeln eine Vorliebe der Fische für eine bestimmte Geschmacksrichtung feststellen, wird der Rest meines Teiges damit behandelt.
Mit Teig in fließenden Gewässern angeln
Sehr beliebt ist (bei mir und bei den Fischen) ein weißer Teig aus Toast. Für eine gute Konsistenz verfahre ich wie folgt: Von drei Scheiben entfernt man die harte Rinde. Dann weicht man eine Scheibe in Wasser ein legt diese zwischen die beiden trockenen Scheiben und knetet alles gut durch.
Das Ergebnis ist ein sehr zäher Teig, der sich auch bestens zum Schleppangeln am Forellensee eignet. Toastbrot-Teig hält auch in stärker fließenden Gewässern gut am Haken und kann zum Angeln auf Rotaugen oder Zährten in der Strömung eingesetzt werden. Natürlich kann man auch diesen Teig mit Lockstoffen würzen. Man gibt den Lockstoff am besten auf die durchfeuchtete Scheibe, bevor sie verknetet wird. Um den Teig dunkler zu färben, streut man Kakaopulver auf die feuchte Scheibe.
Teig für Leckermäulchen
Die Herstellung dieses Teiges ist ein wenig aufwändiger. Zunächst werden die Haferflocken in Wasser aufgekocht. Der Brei wird dann mit Paniermehl angedickt, bis ein zäher Teig entsteht. Während der Zugabe des Paniermehls sollte man auch die Lockstoffe beimengen. Für Rotaugen ist Anis oder Koriander zu empfehlen, für einen fängigen Brassenteig nimmt man Zucker oder Vanillezucker.
Ein alter Angler aus Ostpreußen, der mir die Zubereitung dieses Teiges verriet, gab mir den Tipp, den Teig mit Bienenhonig zu verfeinern (1 Teelöffel auf eine tennisballgroße Teigmenge). Dieser Teig hat mir schon viele große Rotaugen und Brassen bescherte. Leicht abgeändert verwende ich ihn auch zum Karpfen- und Schleienangeln. Auch dafür werden die Haferflocken gekocht, dann aber mit einer Mischung aus gleich viel Paniermehl und Maisgrieß oder Maismehl angedickt.
Der richtige Haken zum Angeln mit Teig
Zum Schluss ein Wort zur Größe der Teigköder: Kleinste Kügelchen am 16er Haken eignen sich zum Fang von Köderfischen. Daumennagelgröße sollte der Köder haben, wenn es auf Rotaugen, Rotfedern, Alande, Zährten oder Güster geht. Haselnussgroße Teigkugeln bringen Brassen, Döbel und Schleien an den Haken, für Karpfen darf es Walnussgröße sein.
Zum Angeln mit Teig gibt es im Fachhandel spezielle Haken mit einer Spirale am Hakenschenkel. Darauf hält die Knete wesentlich besser als an einem normalen Friedfischhaken. Besonders ratsam ist der Einsatz dieser Haken in starker Strömung oder wenn weit geworfen wird. Teig lässt sich natürlich auch mit anderen Ködern kombinieren, zum Beispiel mit Maden, Würmern oder einem Maiskorn. Sie sehen, seit Izaaks Zeiten sind noch ein paar Rezepte dazu gekommen. Und die Fänge mit Teig, die sind auch nicht weniger geworden.