Die Haarmontage war quasi der Urknall der modernen Friedfischangelei. Wer einen Boilie anködern will, muss diese Montage kennen. Doch das Haar ist nicht alles – ein Boilie lässt sich auf andere Arten anködern. Insbesondere als nützlich erwiesen haben sich Miniwirbel, in Fachsprache „Micro Ring Swivel“ genannt.
Wann stößt das Haar an seine Grenze?
Wann haben diese kleinen Wirbel denn die Nase vorn? Die Frage beantworten wir, indem wir uns eine weitere Frage stellen: Wann hat die Haarmontage denn das Nachsehen? Insbesondere beim Einsatz monofiler Vorfächer. Die sind zwar selten meine Wahl Nummer 1, da sie so unflexibel sind; dennoch gibt es Situationen, in denen ein steifes monofiles Vorfach von Nutzen sein kann. Sagen wir zum Beispiel im Fluss, wenn Strömung und Grundel unser weiches Material verknoten können. Gleiches gilt fürs Stillwasser, wenn Horden von kleinen Weißfischen oder Krebse unseren Hakenköder attackieren. Pop Up-Montagen werden ebenfalls mit steifem Material gebunden.
Bindet man in eine monofile Schnur eine Schlaufe für das Haar (wo später der Stopper eingehängt wird), dann kann dieser Schlaufenknoten so dick sein, dass er unseren Boilie zerplatzen lässt, wenn wir ihn anködern. Kleine, weiche Boilies sind hierbei betroffen; aber auch Mais und sogar Tigernüsse. Außerdem kann es bei einer monofilen Haarmontage unter Wasser passieren, dass sich der Haken oben auf den Köder stellt, weil das Haar so unflexibel ist. Eine ungünstige Präsentation.
Deshalb hat sich bei monofiler Schnur (bzw. Fluorocarbon) keine Haarmontage etabliert, sondern ein D-Rig, bei dem das steife Vorfach in einem Halbkreis vom Haken absteht (ähnlich einem „D“). Um den Köder – ob Mais, Tigernuss oder Boilie – mit diesem D zu verbinden, benötigen wir unseren Micro Ring Swivel.
Boilie anködern mit Zahnseide am Miniwirbel
Wie kommt der Köder auf den Wirbel? Einfach aufstecken kann ja nicht funktionieren, er würde sofort abfallen. Wir müssen unseren Boilie anders anködern. An diesem Punkt kommt ein spezielles Material ins Spiel: „Bait Floss“. Naja, wobei – so ganz speziell ist es dann doch nicht. Wer schon mal die Verpackung seiner Zahnseide genauer betrachtet hat, wird den Begriff „Floss“ schon gelesen haben. Und das ist auch kein Zufall: Bait Floss ist Zahnseide, nur viel teurer. Hier hat die Industrie eine Marktlücke erkannt und clever genutzt.
Ob Sie also Zahnseide oder Bait Floss benutzen, liegt ganz bei Ihnen. Der Vollständigkeit halber habe ich für die Fotos des Artikels Bait Floss gekauft, dennoch macht es keinerlei Unterschied zur Zahnseide (selbst, wenn diese mit Minz-Flavour versehen ist). Bait Floss ist gewachst, und es schmilzt zu einem dicken Knubbel, wenn man es mit dem Feuerzeug anschmort. Und darin liegt auch der Vorteil bei der Köderbefestigung: Dieser dicke Knubbel sichert unseren Köder.
Ködergröße variiert, Rig bleibt dasselbe
Ein Micro Ring Swivel zum Boilie anködern ist deshalb so genial, weil er universell einsetzbar ist. Es gibt keinen Köder außer weichen Teig und Brot, der sich damit nicht anködern ließe. Neben Boilies wären da Pop Ups, Tigernüsse, Mais, Käse, BiFi – jeder Köder mit ein wenig „Eigenfestigkeit“ hält perfekt. Und weil der Micro Ring Swivel so „Micro“ ist, zerstört er selbst kleinere Köder (wie einzelne Maiskörner) nicht. Aus diesem Grund sollte man auch keine normalen Tönnchenwirbel nutzen, denn sie können zu groß sein.
Und wenn ich von universeller Einsetzbarkeit spreche, dann meine ich nicht nur die Köderarten, sondern auch die Größe und Anzahl der Köder. Kurz zurück zur Haarmontage: Bindet man eine Haarmontage für einen 20er Boilie, wird man mit dieser Montage nur einen 20er Boilie fischen können. Will man einen größeren oder kleineren Köder fischen, so muss man neu binden, denn das 20er Haar wird zu kurz oder zu lang sein. Auch zwei 10er Boilies anstelle des 20ers sind keine Option, sofern man nicht vorher einen Silikonstopper auf’s Haar gefädelt hat, der das Paket zusammenhält. Ohne Stopper trennen sich die Köder, wenn Weißfische damit herumspielen, was einen schlechten Hakeffekt zur Folge hat.
Mit Wirbel hingegen wird’s unproblematisch. Wir können die Ködergröße beliebig variieren, aber auch einen Doppelköder fischen, der durch den Wirbel und das abgeflammte Ende perfekt zusammengehalten wird.
Vorsicht: Köderdiebstahl!
So superleicht sich ein Boilie und viele andere Köder an unserem Wirbelchen anködern lassen, so sehr muss ich an dieser Stelle auf einen Nachteil hinweisen: Sie können schnell heruntergezogen werden. Zu oft hat mir eine Brasse Nachts den Pop Up geklaut, weil sie den großen Karpfenhaken nicht mit rein bekam. Denn der kleine abgeflammte Knubbel am Ende ist irgendwann machtlos gegen den Unterdruck eines geübten Rüsselmauls.
Lassen wir unseren Köder viele Stunden im Wasser oder sogar über Nacht, dann ist die sicherste Variante ein Miniwirbel mit Baitfloss und einem eingeknoteten Stopper. Wir fädeln unseren Köder ganz normal auf, doch bevor wir es abflämmen, machen wir einen doppelten Hausfrauenknoten, unter dem sich ein Boiliestopper befindet. Dann die Enden abschneiden und abflämmen. Das hält bombig! Eine weitere Alternative sind spezielle „Floss Stops“ oder auch „Floss Caps“. Eine Art Konus mit Schlitz an der Seite, der seitlich auf das Bait Floss geschoben und dann tief in den Köder gedrückt wird. Dann wird wie gewohnt abgeflammt.
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