Fische haben einen ausgeprägten Geschmacks- und Geruchssinn. Und so ist es nicht verwunderlich, dass es sie im Angelladen inzwischen in einer schier unüberschaubar großen Anzahl unterschiedlicher Aromen und Darreichungsformen gibt: Stinkende Lockstoffe, die uns aus den Socken hauen, aber die Fische zum Fressen animieren.
Ob in Pulverform oder aber als Flüssigkeiten, sogenannten „Liquids“ – Aromen wie „Monster Crab“, „Maggot & Fishmeal“, „Garlic“ oder „Liquid Worm“ stinken zwar zum Himmel, haben aber eine so starke Lockwirkung, dass ich nicht mehr auf sie verzichten möchte. Um ein Futter mit diesen Stinkern aufzupeppen, schüttet man diese am besten in das Wasser, mit dem man das Futter befeuchten will. Nur so erreicht man eine gleichmäßige Verteilung des geruchsintensiven Lockstoffs, als wenn man einfach ein wenig davon ins Futter gibt.
Stinkende Lockstoffe: vielseitiger Knoblauch
Doch welche Lockstoffe lassen sich beim Angeln auf welche Fischarten einsetzen? Ein Lockstoff, der sich für viele Fischarten eignet, ist Knoblauch. Karpfen mögen ihn so gern, dass einige experimentierfreudige Angler auch schon mit ganzen Knoblauchzehen als Boilie-Ersatz am Haar gefischt und gut gefangen haben – und dabei nicht nur Karpfen, sondern auch große Brassen. Ebenso scheinen Forellen den Knoblauchduft zu mögen. So gibt es von der Firma iCapio eingelegte Rippenwürmer aus Weichplastik, denen in der Dose klein gehackte Knoblauchscheiben beiliegen. So duften die Kunstwürmer auf jeden Fall stark nach Knoblauch.
Bild: F. Pippardt
Überzeugt von den Stinkern: Dieser Karpfen war von Andrés Aromatherapie begeistert – zumindest bis zum Gang in den Kescher.
Auch Raubfische mögen den Duft der blutdrucksenkenden Zehen. Ich angle immer wieder gerne in Ostfriesland und weiß von einigen einheimischen Anglern, dass sie stets ein oder zwei klein gehackte Knoblauchzehen in die Erde ihrer Tauwürmer legen, um diese damit zu aromatisieren und ihre Fangaussichten beim Aalangeln zu erhöhen. Aufgrund des Gestanks bleiben die Ostfriesen am Wasser zwar meist allein, aber der Fangerfolg gibt ihnen Recht.
Hat man also einen ganzen Tag mit Knoblauchködern geangelt, sollte man sich für diesen Abend nicht mehr vornehmen, noch Freunde oder Kollegen zu treffen. Stattdessen sollte man zu Hause umgehend ein Vollbad nehmen und mit angenehm duftenden Badezusätzen versuchen, den leicht penetranten Geruch loszuwerden.
Karpfen lieben Stinkefüße
Es geht aber noch unangenehmer: Buttersäure gehört zu den schlimmsten Gerüchen. Sie erinnert mitunter stark an übelst riechende Füße. „N-Butyric Acid“ ist eine alternative Bezeichnung für Buttersäure. Mit dem Einsatz des Buttersäure-Aromas beim Angeln ist es jedoch so eine Sache: In geringen Dosen lockt es die Karpfen an den Futterplatz beziehungsweise zum Köder, in zu hohen Dosen hingegen hat Buttersäure einen ausgeprägten Scheucheffekt.
Bild: F. Pippardt
Buttersäure wird häufig als „N-Butyric Acid“ angegeben. Ein wirklich gewöhnungsbedürftiger Geruch.
Wenn Sie fertige Köder verwenden, können Sie nichts verkehrt machen. Diese sind nicht überdosiert. Wenn ich auf meine unbehandelten Köder keine Bisse bekomme, helfen mir oft N-Butyric-Köder oft, doch noch den einen oder anderen Karpfen zu fangen. „Monster Crab“ ist ein Aroma aus der britischen Köderschmiede des bekannten, aber mittlerweile verstorbenen Angelstars Rod Hutchinson. Es gehört zu den populärsten Aromen für Karpfen und hat bis heute nichts von seiner Fängigkeit aber auch seinem üblen Geruch verloren. Fast jede Karpfenangelfirma, die etwas auf sich hält, hat auch Boilies mit Monster Crab-Aroma im Angebot.
Schock-Aromen zum Feedern
„Maggot and Fishmeal“ oder auch „Worm and Fishmeal“ sind zwei stinkende Flüssiglockstoffe von der Firma Sonubaits. Vor allem wenn die Wassertemperaturen noch recht niedrig sind, lassen sich mit diesen roten Flüssigkeiten die Karpfen und auch große Weißfische an den Haken zaubern. Allerdings haben auch diese beiden Aromen einen ungewöhnlichen, ziemlich strengen Geruch. Beim Angeln mit dem Method Feeder gebe ich immer einen Schuss der beiden Aromen auf die Pellet-Ladung im Futterkorb und auch auf den Köder. Im Wasser entfaltet sich dann die Lockwolke und macht die Fische auf den Köder aufmerksam.
Stinkende Lockstoffe: Nichts geht über Wurm!
Einen Lockstoff habe ich noch für Sie: Als Letztes unter all den Stinke-Aromen verwende ich gerne „Liquid Worm“. Dieses flüssige Wurm-Aroma macht jedes Grundfutter zu einem Renner – vor allem, wenn man dann noch ein Futter verwendet, in dem zerschnittene und gemahlene Würmer enthalten sind.
Mit diesem Lockstoff war ich in der Vergangenheit besonders beim Schleienangeln immer wieder äußerst erfolgreich. Auch wenn dieses Flüssigwurmaroma nicht annähernd so durchdringend wie Knoblauch oder Monster Crab riecht, würde ich aber auch hier nicht von einem Wohlgeruch sprechen wollen.
Pellets für stinkende Lockstoffe vorbereiten
Wenn André Pawlitzki mit Pellets angelt, verwendet er gerne zusätzliche Flüssiglockstoffe. Um die kleinen Pressköder mit den Liquids zu präparieren, muss er sie zunächst ein wenig vorbereiten. André befeuchtet sie und füllt dazu Wasser in einen eigens dafür konzipierten, kleinen Plastikbehälter mit herausnehmbarem Einsatz, den sogenannten „Bait Strainer“ von der Firma Guru (1). Anschließend schüttet er die Pellets in das Gefäß, sodass sie vollständig von Wasser bedeckt sind (2). Nun heißt es kurz warten. Die Pellets sollen entsprechend ihrer Größe im Wasser weichen (3). Die Millimeterzahl bestimmt die Dauer des Einweichens – bei 2 mm 2 min, bei 4 mm sind es 4 min, usw.
Bild: F. Pippardt
Pellets müssen etwas eingeweicht werden, damit sie den Lochstoff besser aufnehmen.
Anschließend nimmt André den Einsatz aus dem Behälter, sodass die Pellets abtropfen können und lässt sie weitere 20 min ruhen. In dieser Zeit quellen seine Köder mit dem aufgesaugten Wasser noch ein wenig weiter. Erst unmittelbar vor ihrem Einsatz gibt er den zusätzlichen Flüssiglockstoff hinzu. Die aufgeweichten Köder nehmen das Liquid und sein Aroma nun optimal auf und geben es erst unter Wasser wieder ab. Besser kann man Pellets nicht präparieren!
Feine „Näschen“ – so riechen Fische
Wenn man Schwimmen oder Tauchen geht, strömt bei uns Menschen kein Wasser durch die Nase. Bei Säugetieren setzt der Prozess des Riechens das Einatmen von Luft voraus. Die Duftmoleküle treffen in der Nase auf die Nasenschleimhaut, wo sie durch die Geruchsrezeptoren der Riechzellen aufgenommen und verarbeitet werden. Unter Wasser können Säugetiere daher mit der Nase nicht viel anfangen, eingeschlossen die Delfine und Wale.
Fische besitzen eine Geruchskammer
Gerüche verbreiten sich im Wasser langsamer als in der Luft, können aber länger bestehen bleiben. Die Duftmoleküle werden durch Strömungen im Wasser verteilt. Im Gegensatz zu den Menschen ist es den Fischen nicht möglich, durch die Nasenlöcher zu atmen. Die Funktionen der Atmung übernehmen die Kiemen. Die beiden Nasenlöcher des Fisches sind ausschließlich für das Riechen bestimmt. Die Fische ziehen stets Umgebungswasser durch ihre zwei Nasenlöcher, welches dann die Geruchskammer durchfließt. Dieses Riechorgan der Fische ist mit mehreren Millionen Nervenenden pro Quadratzentimeter ausgekleidet.
Bild: F. Pippardt
Karpfen haben einen stark ausgeprägten Geruchssinn. Sie reagieren auf eine Vielzahl unterschiedlicher Lockstoffe.
Auch geringste Konzentrationen werden wahrgenommen
Im Anschluss wird das Wasser durch die zweite Öffnung wieder herausgeleitet. Der Abstand des Ein- und Ausgangs des Nasengangs fällt von Fisch zu Fisch unterschiedlich aus. Man kann sie an der vorderen Kopfpartie der Fische erkennen. Diese kontinuierliche Wasserzirkulation ermöglicht es den Fischen, unterschiedliche Gerüche wahrzunehmen, auch wenn diese im Wasser nur in geringster Konzentration enthalten sind. Die Reize und Informationen werden dann zum Gehirn weitergeleitet. Fische, die in eher trüben Gewässern leben, setzen vermehrt auf ihre Nase.
Es gibt zahlreiche Aromen, die uns zwar stinken, jedoch vielseitig einsetzbar sind. Geben Sie den Stinkern eine Chance. Ich bin mir sicher, dass Sie es nicht bereuen werden – selbst wenn Sie bei den stinkenden Lockstoffen anfangs mit der Nase rümpfen.
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